Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae: Franckfurt an der Oder

Topographia Germaniae
Franckfurt an der Oder (heute: Frankfurt (Oder))
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1652, S. 54–56.
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Franckfurt an der Oder.

Matthaeus Dresserus in seinem Stadt-Buch meldet / daß Marggraff Sunno II. Clodomiri Sohn / diese Churfürstliche Brandeburgische Stadt / umbs Jahr Christi 146. erbaut / und Marggraff Hans von Brandeburg / sampt seinem Bruder Othen / von dem Wasser- oder Bruckthor / biß zun Gubenthor (welches das obere Theil der Stadt genendt werde) erweitert habe. Und mit diesem Dressero stimmet auch überein Joh. Angelius à Werdenhagen, de Reb. Hans. part. 3. cap. 23. fol. 337. welcher den gedachten Sunnonem deß Fränckischen Königs Rechimeri / oder Richimers / (welcher 28. oder wie theils sagen / 18. tausend Menschen / auß seinem Königreich in die March / darauß die Wandalier / und Gothen Anno Christi 103. verjagt worden / geführet haben solle /) Urenckel nennet; der zur Gedächtnuß / weiln seine Francken / in dem sie ihre Feinde / die Vandalos verfolgt / und getödtet / alhie über die Oder gesetzt / diese Stadt erbauet / und Trajectum Francorum genennet; die folgends / nach dem sie viel außgestanden / Anno 1253. gedachter Johannes I. Margraf von Brandeburg / und sein Bruder / auß ihren ruderibus wieder aufrichten / und wegen deß guten Lagers / und Bequemlichkeit zum handthieren / erweitern / und Anno 1318. Marggraff Waldemar bevestigen lassen / und mit Freyheiten begabet; und Churfürst Ludovicus Romanus, Marggraff / Anno 1351. mit mehrern Freyheits-Rechten / und Privilegien / den Zoll / und anders betreffende / sie gezieret haben. Und habe Anno 1379. Marggraff Sigismund / den Burgern alhie vollkommene Freyheit Gewerbschafft zutreiben / gegeben / als sie sich in den Hanseatischen Bund begeben hatten. Darzu folgends die hohe Schul kommen / die Churfürst Joachimus I. und sein Bruder Albertus / so Ertzbischoff zu Meyntz / und Magdeburg hernach worden ist / alhie An. 1506. den 27. Aprilis / eingeführet / und die Professores auß der hohen Schul zu Leipzig dahin gefordert hat. Die Jahrzahl bestehet in folgenden Versen:

ErIgIt Ut LUDUs penes aLta fLUenta vIaDrI,
CresCat Ut eveCtIs artIbUs aeqUUs honor.

Petrus Bertius lib. 3. Rer. Germ. p. 533. sagt / man halte darfür / daß diese Stadt auß einem Flecken / Anno 1252. und 53. aufkommen seye; und daß obgedachter Woldemar dem Rath alhie die hohe Obrigkeit / oder den Bludtbann / und Gewalt / die Ubelthäter am Leben zu straffen; und Marggraff Ludwig der Elter / den Burgern die Freyheit durch sein gantzes Land / ohn einigen Zoll / oder Maut / zu handeln / gegeben habe. Und seye die besagte hohe Schul Anno 1538. nach der Augspurgischen Confession reformirt / und mit Professoribus, und Einkommen dieselbe vermehret worden. Fast gleiches hat auch Caspar Ens in delic. per Germaniam, p. 287. seq. da er die Erbauung in Anno 1253. auch dem Gedino von Hertzberg / auß Befelch deß hochgedachten Marggrafens Johannis I. wie andre Scribenten mehr / zuschreibet / und daß gemeldte Universität durch Käyser Maximilian den Ersten / mit allerhand Freyheiten gezieret worden seye / saget. Es liget aber diese Stadt nach der Länge an der Oder / über

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[55] welche ein hültzene Brucke gehet / in der Mittel Marck / in dem Lebussischen Cräyß. Ist gegen dem Lande mit Mauren / Thürnen / und doppelten Gräben verwahrt. Hat feine weite Gassen / einen hübschen grossen Marckt / und auch schöne wolerbaute Häuser vor dem nechsten Krieg gehabt: Hält 3. Jahrmärckte / auf Reminiscere / Margarethae / und Martini. Die Carthauß alhie / ausser der Stadt / ist Anno 1396. fundiret worden / deren Prior Johannes ab Indagine gewesen / der / wie Dresserus schreibt / über 300. Tractat gemacht hat. Die Communität ist im Minoriten Closter / darin acht Tische vor diesem seynd gespeiset worden / und hat ein Person die Wochen fünff Groschen / das übrige der Herr Churfürst geben. Der Hohen-Schul Collegia seynd absonderlich. Die Pfarrkirche / und S. Niclas Kirchen / sampt dem Rathhause / seynd sonsten da sonderlich zu sehen; zu welchen man vor diesem deß D. Christophori Pelargi Bibliothec / in 3. Zimmer eingetheilet / gethan hat. Gleich an der Stadt seynd die Weinberge / und bey deren einem ein Brunn / so der Poeten Brunn genennet wird / von welchem man sagt / daß das Holtz so man da hinein wirfft / zu Stein werde. David Froelich lib. 1. part. poster. Bibliothecae seu Cynosurae Peregrinantium, schreibet / daß auß der besagten Carthauß ein Wasser quille / so das Holtz in Stein verwandele. Er sagt auch daß das Bier alhie ins gemein Pöffel genandt werde. Der Wein aber so da wächst / wird weit verführet. Was sich sonsten daselbst begeben / und wie diese Stadt in den Bann vorzeiten kommen / und ihr sonsten ergangen davon mag man die Märckische Chronic Enzelii, und Angeli, auch zum Theil obgedachte Autores lesen. Wir wollen zum Beschluß allein etlicher Geschichten gedencken. Als Jeckel Rhebock / oder wie ihn andere nennen / Menike von Belitz / ein alter Müller zum Hundlufft der in seiner Jugend deß Marggraff Waldemars Schildknabe gewesen / sich vor denselben / so unlängst verstorben war / weil er ihme an statur, Alter / und Gestalt nit unänlich / außgeben / und durch Hülff etlicher Fürsten / so den Bayern die Marck nicht gönneten / sich fast der gantzen Marck / außgenommen Franckfurt an der Oder / Spandau / und Treuen Brietzen / bemächtigt / und Ihme auff gemeinem Landtage zu Alten-Brandenburg huldigen lassen; so hat Er umbs Jahr 1345. den rechten Churfürsten und Marggraffen Ludovicum, Käysers Ludovici deß Vierten Sohn alhie belagert / deme wol 14. Fürsten sollen beygestanden haben. Ist auch endlich König Carl auß Böheim / den theils dem Bapst zu lieb wider besagten Käyser Ludwigen erwöhlt haben / zu ihnen für Franckfurt in eigner Person kommen / und den vermeinten Waldamar / alda / wo die Carthauß liget / mit der Marck Brandeburg / und Churfürstlicher Würde belehnet / auch ihn / wie einen Churfürsten / zusich / an die Käyserliche Tafel gezogen / und alles mit offentlichen Brieffen bestätiget. Aber Churfürst Ludwig hielt sich so feste / und vorgemeldte 3. Städte / stunden so beständig bey ihme daß die Fürsten die Belägerung der Stadt Franckfurt wieder auffheben musten. Anno 1381. seynd etliche hundert Häuser allhie abgebronnen. Anno 1432. haben die Hussiten auß Böheim nicht allein die Vorstadt Gubisch alda verbrandt / sondern auch die Stadt selbsten hart belagert; aber sie wurden von den Burgern tapffer abgetrieben. Von der Religions-Aenderung alhie Anno 1620. schreibet Nicol. Helduader. part. 2. sylv. Chronol. pag. 306. also: Christophorus Pelargus hat in der Stadt Franckfurt an der Oder / am Grünen-Donnerstag angefangen den Calvinismum offentlich zu introduciren / Stühle / Tisch / und Bäncke / in die Kirch einbringen lassen / ob wann die Kirche verkaufft / daß man den Weinkauff darinnen trincken solte; aber die Burger verstöreten ihm das Gelach / also / daß er sich verbarg / und gieng zum Tempel hinauß / biß hiher gedachter Autor. Anno 1629. hat sich viel Teufels-Gespenst alhie sehen / und verspüren lassen. Selbiges hat auch in zwölff Personen unerhörter / und schröcklicher Weise die Hälse zerbrochen / wie in der Frühlings-Relation dieses Jahrs / p. 95. stehet. Anno 1631. hat der König auß Schweden diese Stadt mit Gewalt erobert / viel Stuck / Fähnlin / und anders / ausser viel vornehmer Gefangenen / bekommen. Anno 33. hat sie der Käyserische Generalissimus Friedland eingenommen. Ward darauff [56] von den Chur-Sächsischen / im Vor-Winer / vergebens belägert: Aber Anno 34. von den Chur-Brandeburgischen wieder erobert. Nach dem aber Chur-Brandeburg den Leibzigischen Schluß angenommen / so bemächtigte sich in Anno 36. der Schwedische Feld Marsch. Wrangel dieser Stadt / kam folgends wieder von den Schwedischen / aber Anno 1639. im Augusto / wieder an sie / die solche aber / auff empfangen Ranzion-Geld / bald wieder verlassen; deßwegen die Brandeburgische sich dahin gemacht / die aber Anno 40. im Eingang deß Februarij / darauß geholt / und die Stadt von den Schwedischen mit 400. Mann wieder besetzet worden. Und büsten hernach dieses 40. Jahrs / im Julio / die Brandeburgischen davor gewaltig ein / als sie solchen Orth einnehmen wolten; wie umbständlich von diesem letzten in tom. 4. Theatri Europaei fol. 249. seqq. zulesen ist.