Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae: Derpt

Topographia Germaniae
Derpt (heute: Tartu)
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Dondangen
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1652, S. 10–12.
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Derpt / Dörpt / Derptum, Derbatum, Torpatum, Russis Iuryovvgorod, oder Iüriogorod,

Von dieser grossen / vor Jahren Bischofflichen / und 30. oder 36. Meilen von Riga gelegnen Stadt schreibet Adamus Olearius, in seiner Orientalischen Reise / durch Rußland / Tartarien / und Persien / am 6. Blat / daß Sie lige an dem Fluß Embeck / mitten im Liffland / seye von alten Gebäuen / und durch die viel Kriege sehr ruinirt. Habe vorzeiten den Reussen zugehört; von den Teutschen Heermeistern aber An. 1230. eingenommen / und zum Bischofflichen Sitz gemacht worden. Anno 1558. hab Sie der Reussische Tyrann Ivan Basilovvitz wieder erobert; aber Anno 82. der König in Polen; hernach König Carl auß Schweden eingenommen: Und alhie seye die Liffländische Universität / und das Königlich Schwedische Hoffgerichte; welche Hohe Schul (die biß dahin dem gantzen Liffland gemangelt hatte) durch Angeben / [11] und Beförderung Herren Johann Skytte / Freyherrens auff Duderoff / Weyland Königs Gustavi Adolphi Informatorn / (hernach aber deß Königreichs Schweden Senatorn, und damaln Königl. Praesidenten in Liffland) gestifftet / und Anno 1632. den 15. Oct. eingeführet worden; deren Erster Rector sein Herrn Skyte Sohn / Iacob. und Ihme zugegebner Prorector, Andr. Virginius, der H. Schrifft Doct. ein Pommerischer von Adel / gewesen: wiewol An. 33. als er / H. Olearius, auf Weihnachten sich alhie befunden / noch kaum etlich wenige Studenten daselbsten waren. Andere melden / es seye Derpt mit Mauren umbgeben / auch mit steinern Häusern gezieret; habe auch ein Schloß / und werden von hinnen nach Plescau von theils 20. 24. und 25. Meilen / underschidlich gerechnet: und komme man auff einem kleinen / aber tieffen Wasser / die Emböck / oder Einbeck / Beca, oder Embecca (daran die Stadt zwischen den zween Seen Wortzierwi, oder Worzero, und Peiba, gelegen) genant / auff die 6. Meilen in den besagten See Peiba, Pebs / oder Beybas (darein 72. Flüßlein rinnen sollen) / und über solchen grossen See 12. Meilen / biß zum Fluß / der von Plescau herab rinnt / und auff demselbem noch 2. Meilen biß in die besagte erste Moscowitische Stadt Plescau: Daß also diese jetzt Schwed. Stadt Derpt den Moscowitischen Gräntzen nahend gelegen / die wie oben vermeldt / A. 1558. dan 19. Jul. der Bischoff / Adel / vnd Burgerschafft / dem Moscowiter / als Sie Ihn kaum gesehen / im Schrecken aufgeben haben. Und ist denckwürdig / daß der erste Bischoff / so die Stadt zubauen angefangen / und der letzte Bischof alhie / beede Herman geheissen haben. Es hat der Moscoviter einen sehr grossen Schatz den das Stifft / und der Adel / von Revel dahin geflehnet / alda bekommen: den Bischoff hat Er mit sich in die Moscau geführt / daselbst Er gestorben. An. 1571. versuchten der Ritmeister Reinhold von Rosen / Johann Taube und Elert Krause (2. Teutschen / so grosse Gnade / und Wolthaten / vm Moscoviter empfangen / und Ihme daher hoch obligirt waren / auch sich gegen demselben zum höchsten verschriben hatt /) diese Stadt an Hertzog Magnussen zu Holstein zubringen; darüber aber der von Rosen erschlagen / zerhacket / zermetzet; die andern beede aber / so zum König in Polen entronnen / daselbst in den Herrnstand gesetzt / und reichlich versorgt worden seynd: hergegen die Reussen wider die arme unschuldige Burger alhie zu Derpt / auch ihre Weiber / Kinder / und gantzes Haußgesind / 3. gantzer Tage / greuliche Tyranney deßwegen verübt. Sie haben auch der armen Schülerlein / Knäblein und Mägdlein / da sie in ihrer Ordnung auß der Schulen / nach der Kirchen gangen / nicht verschont / sondern alle unmenschlicher Weise hingerichtet / erschlagen / und ermordet: unter dessen gedachter Hertzog Magnus zu Overpalen war. Nic. Helduad. schreibet zwar in seiner Sylva Chronol. Circuli Balr. daß An. 1578 die Schweden Derpt abgebrant / und alles / was Sie gefunden / erwürgt hätten: Aber andere sagen / daß von obgemelter Zeit an / diese Stadt in der Reussen / oder Moscoviter Gewalt / biß auffs Jahr 1582. gebliben / in welchem der Fride / zwischen König Steffan auß Polen / und dem Großfürsten in der Moscau / Iwan Waßilowitz / gemacht / und diese Stadt / sampt andern Orthen in Liffland / so die Reussen innen hatten den Polen gäntzlich überlassen worden; hierauff auch besagter König den Römisch-Catholischen alhie eine Kirche eingegeben / und zu Anfang deß 83. Jahrs / einen neuen Rath / auß der Teutschen Burgerschafft / namlich 4. Burgermeister / und 13. Rathsherren / zuwehlen erlaubt habe; dieweil bey der Reussischen Regierung alles war geändert worden. Anno 1601. habe König Carl auß Schweden / wie Werdenh. de Rebusp. Hans. dieses Jahr setzet / Derpt eingenommen: Andere aber melden / der Schwed. Feldherr / Iacobus de la Gardie, habe A. 1625. diesen Orth erobert / und an die Cron Schweden gebracht / dabey Er auch / vermög deß A. 1635. auf 26. Jahr lang gemachten Anstands / von den Polen / biß dahin gelassen worden. Müste daher folgen / daß diese Stadt entzwischen wider wäre verlohren / und dann in gedachten 25. Jahr abermal von den Schwed. überkommen worden.

Was das geweste Bisthum alhie anbelangt / so ist oben im Eingang dieses Büchleins gemeldet worden / daß der Erste Bischoff Hermannus solches von Vggenussa hieher gelegt / und diese Stadt zubauen angefangen [12] habe / nach dem das Schloß alhie An. 1230. von den Teutschen erobert worden; und daßdurch die Moscowiter / solches Bisthum wieder auffgehebt worden. Man hat zu demselben gerechnet Nienhausen (so theils ein Schloß / Chytraeus, und C. Ens, ein Städtlein nennen / welches Novodomus Anno 1558. von den Reussen erobert worden / und daß 18. Meil von Derpt / an der Reussischen Gräntze gelegen) / item das Schloß / und Closter Falckenau / Werbene / Oldentorn / Kikiepe / Verpech / und die Adeliche Häuser / Olsen / Kanelicht / Raden / und Kunktal / oder Regental.