Topographia Circuli Burgundici: Chini

Topographia Germaniae
Chini (heute: Chiny)
<<<Vorheriger
Chavancy
Nächster>>>
Clerff
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 225–226.
[[| in Wikisource]]
Chiny in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[225] Chini, Chinii, Chiniacum, Diese an dem vornehmen / und Fischreichen Wasser Sumoiis, oder Semoye, gegen Sedan / und Mouson, gelegene Statt / ist vor Jahren mit Mauren / Thor / und Bollwercken / vom Arnulpho Burgundo, Graffen zu Chini, wol versehen worden / deren sie aber anjetzo beraubet ist. Die Vrsach dessen seyn die Krieg / so zwischen dem Graffen von Chini, und dem benachbarten Graffen von Barr / streng seyn geführet worden. Es seyn gleichwol noch allda 2. sehr grosse Thürne / und ein Priorat / so Anno 1097. fundirt worden: und hat die Gemeind zu Chiny diese sonderbare Freyheit / daß die Burger aller Anlagen befreyet seyn. Wird von 3. verständigen Männern / so sie die Geschwornen nennen / regiert. Es hat von diesem Ort die Graffschafft / so vor zeiten / wie allbereit angedeutet / eigne Grafen gehabt / und Comitatus Chiniacus genannt worden / den Nahmen / so ein Glied deß Römischen Reichs gewesen / auch nach Absterben der Gräfin Margarethen von Chini, und Loos / oder Lootz / ohne Kinder / demselben / gleich wie die andere besagte Graffschafft Loos / als ein Lehen / dem Stifft Lüttich heimbgefallen. Johannes Bertelius will / daß Wenceslaus, der Römisch / und Böhmisch König / umbs Jahr 1373. solche Graffschafft Chini dem Grafen Wenceslao zu Luxemburg geschenckt / und sie damaln dem Reich entzogen / und mit dem Hertzogthumb Luxemburg vereinbart habe; und lige die besagte Gräffin Margaretha in dieser Graffschafft Cistertienser Closter Gulden Thal / oder Aurea valle (dessen erster Abbt Anno 1131. Constantinus, vom H. Bernhardo dahin verordnet / gewesen) begraben. Es ist aber zu wissen / daß umb dieselbe Zeit noch Käyser Carl der Vierdte regiert hat / und gedachter sein Sohn / Käyser Wenceslaus erst Anno 1379. in die Käyserliche Regierung kommen ist; und also / wann es Käyser Wentzel gethan / solches erst lang nach dem gedachten 73. und vor dem 1384. müste geschehen seyn / in welchem gemelter Hertzog Wenceslaus zu Brabant / und Luzenburg / gestorben. Und hat er Bertelius, der doch ein Abbt in diesem Lande gewesen / noch einen andern / und gröbern Irrthumb / in dem er schreibet / daß deß Keysers Sigismundi andere Gemahlin / die Barbara / deß Königs in Sicilien Tochteer gewest seye; da ihme doch seiner Fürsten von Lüzenburg / darunter diese 2. Brüder waren / Sachen / vor andern / wol bekant seyn solten. Sonsten ist das Chinische Gebiet / so man ein Praepositur jetzt nennet / groß / fruchtbar / und lustig; darinn schöne Wälde / von grossem Vmbkreiß / und voll allerhand wilder Thier. Die Inwohner hierumb sagen / daß man in denselben Wäldern altes Gemäuer eines gar alten Castels sehe; welches von den 4. berühmbten [226] Brüdern / und deß Aymondi, Fürstens in Ardenn / Söhnen / seye vor Zeiten bewohnt gewesen: darunter der ältist / Namens Reynoldus, ein Christlicher Märtyrer worden; der hernach in die Zahl der Heiligen kommen: und ist ein schöne / wiewol kleine Kirch / diß Nahmens / zu Cölln. Es wird in die Lüzelburgische Landtafel noch ein Chini, oder Chyney, zwischen la Roche, und Namur, gesetzt / so aber Lüttichisch / und sonsten auch Sinei genannt wird.