Topographia Braunschweig Lüneburg: Helmstett

Topographia Germaniae
Helmstett (heute: Helmstedt)
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Heimburg
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 112–113.
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Helmstett.

Die Statt Helmstett ist an einem lustigen Gehöltz / der Elm genant / wovon sie etwan den Nahmen haben mag / wiewol andere anderer Meynung seyn / vier Meile von der Fürstl. Residentz vnd Vestung Wolffenbüttel / gelegen / vnd gehöret jetzo in das Fürstenthumb Braunschweig Wolffenbüttel: Die Statt ist von dem mächtigen Keyser Carolo dem Grossen / im Jahr Christi 782. auff Anhalten seines Hoffpredigers S. Ludgeri, als er wider die Soraben / Vilser / vnd Wenden gekrieget / erbawet vnd befestiget / damit das Wort GOttes allda / vnter denen Völckern / so Keyser Carolus vnter sich gebracht / sicherer geprediget / vnd der Gottesdienst verrichtet werden könne. Ist ausser Zweiffel die älteste Statt in Sachsen / nach Bardewick / vnd noch von gemeldtem S. Ludgero dem Benedictiner Closter / so er zu Wehrden an der Rura gestifftet hatte / in welchem er auch Anno 809. begraben / zugeeignet.

Im 1489. Jahre aber ist Herrn Wilhelmen / Henrici Vettern / Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / diese Statt von Herrn Antonio, Abten zu Wehrden vnd Helmstett / vmb eine gewisse Summa Geldes verkauffet / vnd also an das Fürstl. Hauß Braunschweig gebracht worden. Hochgemelt I. Fürstl. Gn. haben den 2. Tag nach S. Panthaleonis, Anno 1490. die Huldigung von dem Raht vnd Bürgern in Helmstett selbst angenommen.

Diese Statt ist nebst den Vorstätten / so die Newemarck vnd Ostendorff genennet werden / zimlichen Ansehens / vnd gantz mit Mauren / Graben vnd Wällen / so nach dem Süden hin gedoppelt zu befinden / vmbgeben / vnd mag vor Zeiten wol nicht vor eine geringe Vestung gehalten worden seyn / Hat drey Kirchen / als S. Stephani, S. Augustini, vnd S. Walpurgis, vnter welchen die Hauptkirche ist S. Stephani, die auff einem Berge nach dem Süden gelegen / von schönen festen Quadersteinen auffgeführet / vnd beständig angeleget / auch mit einem schönen Geleute versehen. An dem Marckte ist auch ein feines Rahthauß / von Steinen auffgebawet / gelegen.

Ausserhalb der Statt / zu eusserst an den besagten Vorstätten / seynd zwey herrliche Clöster / deren eines nach dem Osten / am Ostendorffe gelegen / von S. Ludgero erbawet / vnd nach Ihm genennet worden / darinnen das erste Oratorium, so er auffrichten lassen / vnd nunmehr über 870. Jahr gestanden / noch diese Stunde zu sehen.

Auff der andern seiten / nach dem Westen / ist auff einem lustigen Berge / im Jahr Christi 1181. von dem Herrn Abt Wolffrahm / zu Wehrden vnd Helmstett / ein Jungfern Closter erbawet / vnd Vnser Lieben Frawen Closter genennet worden / darinnen Anno 1235. über 40. Chor-Jungfern / 5. Priester / vnd 10. Conversen erhalten worden / welche beyde Clöster das Ansehen der Statt nicht wenig ergrösseren.

Die vornehmste Zierde aber derselbigen ist ausser Zweiffel die Julius-Vniversität / die von dem Durchleuchtigen vnd Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn Julio, Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / höchstseligen Andenckens / zu dessen ewigen Ruhm angerichtet / vnd Anno 1576. den 15. Octobris, eingeführet worden / dero Behuff auch hernachmals ein treffliches Collegium, das Juleum novum genant / wie ein Fürstl. Palatium, mit grossem Costen erbawet / darinnen zu sonderlichem Nutzen der Kirchen Gottes / vnd deß gemeinen besten / die H. Schrifft / die allgemeine Rechte vnd Artzney / auch gute Künste [113] vnd Sprachen / von trefflichen Leuten gründlich mit grossem Fleiß gelehret werden / vnter welchen D. Johannes Caselius, auch M. Cornelius Martini, die beyde singularia ornamenta Germaniae vnd andere vortreffliche Leute gewesen / vnd noch seyn / die diesen Ort berühmet vnd bekant gemachet.

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