Topographia Braunschweig Lüneburg: Altenstatt

Topographia Germaniae
Altenstatt (heute: Klosterkirche Oldenstadt)
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Amelunxborn
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 40–42.
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[40]
Altenstatt.

Das jetzige Fürstliche Lüneburgische Ampthauß Altenstatt / ist vor Jahren ein Münch-Closter / Cistercienser-Ordens gewesen / von weyland Herrn Bruno / Bischoffen zu Verden / vnd Hertzogen zu Sachsen / so hernacher Papst zu Rom / vnd Georgius der Fünffte geheissen worden / circa Annum Christi 960. zu Ehren der Jungfrawen Mariae / fundiret vnd gebawet / vnd anfangs Vlsen denominiret vnd geheissen worden / Allermassen davon folgende Monumenta vnd Nachrichtung in deß Stiffts Thumbkirchen zu besagten Verden / auff heutige Stunde angezeichnet zu befinden / deren formalia also lauten:

Episcopus Verdensis BRVNO,

Dux Saxoniae et Sueviae eligitur Anno 960. Papa Gregorius.

Worunter nachgesetzte Lateinische vnd Teutsche Versiculi zu befinden /

Contulit iste suum sacros patrimonium ad usus,
Coenobiumque ULSEN Mariae fundavit honori,
Ex hoc pontificem Romanum tertius Otto,
Fecit ut ejus ope acciperent Septem. viri honores.

Das Closter Vlsen thät Er bawen /
Von Seim zu Ehren seiner Frawen /

[41]

Ward Pabst von Keyser Otten gemacht /
Welcher der Fürsten Chur vffbracht.

Wobey zu beobachten / daß gleich wie obbemeldetes Closter zu anfang Vlsen / vnd die nicht weit davon gelegene Statt Vlsen / Lawenwald vor Zeiten genennet / also sind deren beyderseits Nahmen nachgehends geändert / vnd vorgemeltes Closter Altenstatt / gedachte Statt Lawenwald aber Vltzen denominiret worden / Zweifels frey / wie etliche davor halten / auß dieser Vrsache / daß weiln die jetzige Statt Vltzen / so vorhin Lawenwald genant / auß dem Closter Vltzen gebawet / davon den Nahmen bekommen haben solle / hergegen aber / vnd respectu dessen / diß Closter vnd Ampt die Altenstatt denominiret / vnd genennet worden. Bey weiland Herrn Ernsten / Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / hochseel. Angedenckens Zeiten / nach dem I. Fürstl. Gn. in dero Landen bey Lebezeiten Herrn Doctoris Martini Lutheri, mit der Reformation verfahren / hat der domahliger Abt Heino, wie auch Prior Johan Lübeck / vnd sämptliche dazumal anwesende Confratres, mehrerwehnten Closters / mit Nahmen frater Otto Müller / Kokemeister / Fr. Bartholomaeus Kranckemeister / Fr. Hermanus Cellarius, Fr. Johannes Otzman / Fr. Arnoldus, Fr. Joannes Luneburg / vnd Fr. Joannes à Dassel, etc. vorhochged. I. Fürstl. Gn. vorgemeltes Closter / sampt allen desselben Pertinentien / Intraden / Vffkunfften vnd Gerechtigkeiten / nicht allein gäntzlich / freywillig / vnd vngezwungen cediret / überlassen / vnd abgetretten / besondern auch alle ihre deßfalls in Handen gehabte / vnd bemeltes Closter concernirende Siegel vnd Briefe / (so viel deren von ihrem Confratre, Albrecht von Etzerstett / frevelmütiger weise nicht ab Handen gebracht worden) außgeantwortet / Allermassen solches vor vorbesagten Herrn Abt / Prior, vnd gantzem Convent, vnter deren eigenhändigen Subscriptionen / vnd anhangenden Sigillen / auß gestalte vnd confirmirte Reverse vnd Bekantnussen / deren die beyden ersten Sonnabend nach Kiliani, Anno 1529. der letzte Verzeicht aber am Sonnabend nach Dionysii, Anno 1531. datiret / mit mehrem klärlich besagen vnd darthun / auch auff heutige Stunde in dem Fürstl. Zellischen Archivo in orginalibus annoch verhanden seyn.

Worauff dann mehrhochged. I. Fürstl. Gn. nach vorbemelten Abts / vnd dessen mitbrüder / freywilligen Vberlassung / Abzug vnd emigration, solches Closter an sich genommen / vnd auß demselben ein Fürstlich Ampthauß gemacht / Jedoch von den Einkommen / zu Vnterhaltung etlicher Stipendiaten / so Studiosi Theologiae seyn / vnd sonsten armer Leute / einen guten theil vermacht / welches noch heutiges Tags dahin verwandt wird. Als aber die verhandene alte Gebäwde eins theils zum Fürstl. Ampthause nicht geschickt / noch aptirlich / anders theils sehr verfallen gewesen / seynd dieselbe mehrentheils herunter genommen / vnd hat an deren statt / der weyland Durchleuchtiger / Hochgeborner / dazumal Regierender Landesfürst vnd Herr / Herr Christian / erwöhlter Bischoff deß Stiffts Minden / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / ein New Fürstlich Hauß / in anno 1625. auffrichten vnd erbauen lassen / die aber von vor hochgedachten Herrn fundatore, Brunone, gestiffte Kirche / sampt dem Chor / darin der Gottesdienst anjetzo noch verrichtet wird / stehen noch vff heutige Stunde / vnd seynd mit zweyen gleichförmigen zu end selbiger Kirchen stehenden grossen runden Thürnen / vnd darauff gleicher höhe befindenden Spitzen / wie auch noch einer Spitzen / oben dem Chor stehend / mercklich gezieret.

Allernechst selbiger Kirchen ist auch noch verhanden / eine außgebawete vnd gewölbete Capelle / worin vor diesem der pro tempore Abbas für sich allein Messe gehalten haben solle.

Sonsten befinden sich auch neben dem vff hiesigem Fürstl. Amptshofe / noch zwey alte Gebäwe / als das Rembter Braw vnd Backhauß / Item eine gangbare Kornmühle / mit 2. Grinden / nebenst einer Olie vnd Backmühlen / welche das fliessende Wasser die Wipperau genennet / treibet / vnd mitten über den Amptshoff lauffet / vnd [42] fliesset / welche bey Anwesenheit gemelter Ordensleute schon gestanden / vnd sie zu ihrem Nutzen vnd besten genützet / vnd gebrauchet haben.

Nicht weniger haben auch / nach angedeuteter vorangangenen Einziehung dieses Closters / vorhochgedachtes Herrn Hertzog Ernsten Fürstl. Gn. vff deroselben Amptshoff allhie ein stattlich Vorwerck / vnd nebenst demselben noch andere vnterschiedliche Gebäude / als Zehent-Scheunen / Viehe- vnd Schaafställe auffrichten lassen / vnd ob wol dieselbe nachgehends veraltet / auch eines theils bey vorgewesenen Kriegsläufften zweymahl abgebrant / haben doch dieselbe die pro tempore regierende Landesfürsten allemahl wieder auffrichten / vnd erbawen lassen / gestalt dann erwehntes Vorwerck / sampt den neben vnd darzu gehörigen Gebäuden / in besserm Stande / als es vorhin niemals gewesen / anjetzo begriffen.

Von hiesigem Fürstl. Ampthause ist obbesagte Statt Vltzen anderthalb Büchsenschuß ins Westen gelegen / an welcher Statt das Wasser / die Elmenow genant / vnd in dasselbe nicht weit vor diesem Amptshoff / das genantes fliessend Wasser / die Wipperow / so auff demselben / wie vor gemelt / die Mühle treibet / her fliesset vnd scheusset. Dieses Wasser / die Wipperow / entspringet über dem Dorff Rosche / vnd treibet dasselbe sechs an selbigem Strom gelegene Mühlen / davon diß Ampts Hoffmühle die letzte ist.

Betreffend die Fruchtbarkeit dieses Orts / so wird daselbsten gut Winter- vnd Sommerkorn / auch herrlicher Flachs gebawet / also daß das Fürstl. Ampt an Korn- vnd Flachs-Zehenden / auch Zinßkorn / ein ansehentliches einzukommen. Nicht weniger befinden sich auch an obbesagten beyden Strömen zimbliche Wiesen / davon die Eingesessene die Notturfft vor ihre Pferde vnd Viehe haben können.

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