Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Jägerndorff
Diese Stadt hat den Namen daher / daß / vorzeiten an solchem Ort viel herrliche Jagten und Wildbahnen herum gewesen. Sie wird auch nach einem Mährischen Wort Carnovia, und ein Jägerndorffer Carnowfsky genant / wegen der Hörner / zwischen zwey Steinen / so die Stadt in ihrem Sigel führet. Sie ligt in Ober-Schlesien / unter dem Böhmischen Gebürge / an den Gräntzen zwischen Böheim und Mähren. Das Wasser Oppa fleußt dardurch. Es sind noch heutiges Tages nahe dabey viel herrliche Jagten und Wildbahnen / auch schöne und hohe Lerchen-Bäume / und findet man auch um die Stadt Sauerbrunnen. Und ist nicht weit von derselben ein altes verfallenes Schloß / der Schellenberg genant / welches Geschlecht vorzeiten diese Stadt erblich inngehabt hat. Ist hernach an die Cron Böheim kommen. König Ludwig in Ungarn und Böheim / hat folgends / ums Jahr 1524. die Stadt / samt dem darzu gehörigen Fürstenthum / Marggraf Görg dem Frommen zu Brandeburg / zu Erb- und eignen Rechten / übergeben und geschenckt / so ihme hernach Käiser Ferdinandus I. zu Lehen geben / welcher Marggraf hieher ein herrlich Schloß erbauet / und die im Römischen Reich übliche Rechten / zusamt der Augspurgischen Confession, da eingeführet; auch eine Regirung / nebens einem Hauptmann dahin verordnet hat. Nach seinem Tode / kam dieses Fürstenthum / samt der gedachten Haupt-Stadt Jägerndorff / an seinen Sohn / Marggraf Görg Friederich / zu Anspach; von dem es Anno 1603. sein Herr Vetter / Chur-Fürst Joachim Friegerich zu Brandeburg / etc. geerbt / und solches seinem Sohn Marggraf Johann Görg hinterlassen; der obgedachtes Schloß allhie / zu Jägerndorff / in viel Weg verbessert hat. Er ist aber / weil er sich deß Böhmischen Wesens starck interessirt gemacht / vom Käiser Ferdinando II. in die Acht erklärt / und ihme dieses Land entzogen worden; nachdem ihm schon zuvor auch die Städte Oderberg / Beuthen und Tarnowitz / den 17. Aprilis / Anno 1617. durch ein ordenliche Sententz / für dem Ober-Recht / abgesprochen worden seyn. Daß also der Zeit / ausser dieser Haupt-Stadt / allein die Städte Bendschin / Zauditz / Boberau / und Lübschütz / noch diesem Fürstenthum / und dessen jetzigem Herrn / Fürst Carln von Liechtenstein / deß Fürsten Caroli von Lichtenstein / Hertzogs zu Troppau und Jägerndorff / etc. der Anno 1627. gestorben / hinterlassenem Herrn Sohn gehörig / seyn. Es hat in dieser Stadt Jägerndorff ein zierliches in Stein auffgeführtes Rathhauß: die Privat-Häuser aber seyn noch mehrern theils höltzern. Sonsten seyn da veste und dicke Stadtmauren. Siehe Matthiä Bilizers [154] Beschreibung dieser Stadt. Anno 1544. ist dieselbe gantz außgebronnen. Anno 1621. haben die Käiserlichen / hernach Anno 1627. erstlich die Dennemärckischen / folgends der Hertzog von Fridland / und das Käiserlich Volck / diese Stadt eingenommen. Und ward sie in besagtem 27. Jahr / von den gedachten Dennemärckischen / (die man auch wegen ihres Heerführers / deß Hertzogs Johann Ernsts von Sachsen-Weymar / die Weymarischen / und zum Unterscheid / seines Herrn Bruders / Hertzog Bernhards / so etliche Jahr hernach berühmt worden / Kriegsvölcker / die alt Weymarische genennet) die Stadt außgeplündert. Anno 1643. belägerte sie der Schwedische Feld-Marschall Torstensohn etliche Tag lang / und setzte ihr mit Schiessen und Stein-werffen hefftig zu; war gleichwol alles umsonst. Aber Anno 45. den 28. Weinmonats / bekam der Schwedische General Leutenant von Königsmarck Jägerndorff mit List.