Topographia Bavariae: Wasserburg
Ligt in Ober-Bayern / vnd ist / sampt dem LandGericht / 2. Clöster / 2. Adelichen Sitzen / 3. Hoffmarchen / vnnd etlichen Dörffern / / zu der Fürstl. Regierung Mönchen gehörig. Es vermeynt P. Bertius lib. 1. rerum Germanic. pagin. 125. daß Wasserburg vor Zeiten der Alten Pons AEni gewesen / wie dessen das Itinierarium Antonini, die Tabula Peutingeriana, Tabula miliaria, vnd die Notitia Imperii, gedencken. Aber Philip. Cluverius will / daß Pons AEni gewesen / wo jetzt Alten Hohenaw ist / so etwas oberhalb Wasserburg gelegen. Ist eine schöne / lustige / wolerbawte / reiche / vnd nehrhaffte Statt / die der Fluß Inn fast gantz / biß an einen engen Paß / vnnd Halls / vmbgiebet. Man siehet sie nicht / biß einer daran kompt / weil sie gar tieff / vnd zwischen den Bergen / vnd zwar etwas vneben gelegen. Hat vorhin eygene Graffen gehabt / so aber vor längsten außgestorben seyn / vnd die Statt sampt der Graffschafft / durch Krieg an Bäyern kommen ist; davon Aventinus lib. 8. folio 372. Lazius de migrat. Gentium libro 7. vnd Brunner. l. 14. Annal. p. 751. seq. zu lesen. Es hat allhie auch schöne Kirchen / vnd stehet in der PfarrKirchen dise folgende Schrifft in Stein gehawen: [110] Als man zahlt von X9 Geburth. M. iiij vnnd Xv. Jahr / hat Hertzog Ludweig / Hertzog zu Bäyern / vnd Graffe zu Mortany / etc. der Küngin von Franckreich Bruder / angefangen / vnnd die Mawer vnd den Thurn vber den Halls vor der aussern Vest. gemawert zu beyden Seyten biß an den Ihnn / darnach den Obernperg mit einer Mawer eingefangen / vnnd einen Zwinger gemawert vnter der Vest. auff den Ihnn / vnd den gefürtert vor der Vest. gem der Statt. vnnd Mawr / darzu ain New Castenhauß / neben dem alten Castenhauß. vnnd die StattMawer lassen erhöhen. vnnd die Thurn vmb die verdachten vmbgenden Werr gebawen. vnd viel ander nützlicher Bäw gethan / an der Statt vnnd Vest Wasserburg bey sein Zeiten. Bittet Gott für seine Seele / etc.
[111] Bey diesem jetzigen Kriegswesen ist dieser Orth ziemblich fortificirt worden; allda ein Fürstl. starcker SaltzHandel vnd Niderlag zu finden. Hertzog Heinrich von Landshut vberzog / nach dem Costnitz. Concilio, dise Statt / so damals seinem Vettern / obgedachten Hertzog Ludwigen zu Ingolstatt gehörte / lag einen gantzen Monat darfür / schoß in die Statt / 1366. grosse steine Kuglen; aber die von Wasserburg wehreten sich redlich / wie Avent. lib. 8. f. 413. b. schreibet. Im Jahr 1633. hat es bey diser Statt / zu beyden Seiten deß Inns / starcke Bauren Rebellion abgeben / so hernach mit Ernst / durch den Obristen von Cronburg / gedämpfft worden / hat viel 100. Köpff gekostet / die Vrsach war / weilen sie kein Quartir gestatten wolten / sondern sich wider die Soldaten zur Wehr gestellt hatten. Siehe vnten im Beschluß Ebersperg. An. 1647. hat allhie / zu Wasserburg / das Wetter in den Pulferthurn geschlagen / daß dardurch vnderschidliche vmbstehende Häuser seyn zerschmettert worden.
Vnterhalb diser Statt Wasserburg / zwischen Ihr vnd Müldorff / auch am Inn / liget Cronburg / oder Carrodunum, so vor Zeiten ein berümbter Orth / vnnd Pfaltzgräfflicher Sitze / gewesen.
Oberhalb Wasserburg ligt ingleichem am Inn das Benedictiner Closter Aetl: Item ein anders Benedictiner Closter / Namens Rot / am Inn / so noch An. 1579. am Cammergericht zu Speyer / der Exemption halber / Rechthängig gewesen; von welchen beeden Clöstern tom. 2. et 3. Metr. Salisb. f. 118. et 264. seqq. zu lesen. Raderus schreibet vol. 1. Bavariae S. daß S. Marinus, der Bischoff / vnd S. Anianus, sein Ertz Diacon, beede in Irrland geboren / vnd / in Bäyern / von den Windischen StrassenRäubern / so man ins gemein / aber vnrecht / die Wandaler genant / gefangen / vnd der H. Marinus An. 697. verbrant worden / welchem / an selbigem Tag / auch der krancke Anianus gefolgt seye. Die Reliquien, meldet er / thäten im gedachten Closter Rot ligen.