Topographia Austriacarum: Zwettal

Topographia Germaniae
Zwettal (heute: Zwettl-Niederösterreich)
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Wien
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1679, S. 28–29.
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Zwettal / Zwettel / Zwetl.

Dieses Unter-Oesterreichisch Landsfürstliches Stättlein / liegt an dem Wässerlein Zwetl / welches nahend unterhalb in ein anders / und grössers / der Groß Camp genant / fällt / so stattliche Krebs hat / gegen Böheim zu / nicht sonders weit von Böhmisch Waidhofen / dardurch man kommen kan / wann man von Stein / und Crembs / nach besagtem Waidhofen [29] räisen will. Wolff. Lazius lib. 12. Reipubl. Rom. sect. 7. cap. 6. sagt / Zuetla seye die Hauptstatt im Boigreich / oder Bojorum regno, welcher Strich Oesterreichs über dem Fluß Cambo, biß an Böheim / von den Bojern den Nahmen habe / die vor Zeiten hierumb gewohnt / ehe sie von den Marcomannern vertrieben worden seyen. Es ist sonsten Zwettal / wegen solcher Böhmischen / wie auch der Mährischen Nachtbarschafft / ein nehrhaffter Ort / und hat es dabey ein stattliches Closter / dessen Abbt einer auß den Praelaten / so zu den Unter-Oesterreichischen Landtägen beschrieben werden / von denen von Chuenring gestifftet / welches Geschlecht dem Leopoldo III. zugenant dem Schönen / von Oesterreich / auß dem Bambergischen Stammen / wegen deß Ertzbischoffs Poponis zu Trier / verwant war / der seinen Vettern Azonem in Oesterreich geschickt / den der Marggraff[1] zu seinem Mundschencken / und Marschallen gemacht; von welchem folgends Hadmarus, und Adalbertus von Chuenring herkommen / welche die Pfarr zu Zizerstorff / Zisterstorff genant / an der Teya / bey Droßndorff / (so anno 1620. die Mährer inngehabt / aber hernach die Käiserischen wieder einbekommen haben) erstlich auffgericht / hernach dieses Closter gestifftet haben / dessen Abbt viel reicher / als seine Stiffter; wiewol viel Freyherrlich Oesterreichische Geschlecht von denselben ihren Ursprung haben. Besihe Cuspinianum in Austria, pag. 63. Auß den Aebbten dieses Closters hat Anno 1613. Joannes Seifridus, ein Schlesier / gelebt / welcher ein Buch in folio von dem Durleuchtigsten Ertzhauß Oesterreich in den Druck geben hat. Aber wieder auff das Stättlein zu kommen / so schreibet Gerhardus de Roo lib. 4. fol. 180. daß Anno 1422. die Taboriten auß Böheim dieses Zwetla bey der Nacht belagert haben: Es seye aber Hertzog Albrecht von Oesterreich / mit den seinigen / herzu gewischt / und habe mit den Böhmen allda biß in die vierte Stund geschlagen / und seyen sie darauff beyderseits abgezogen. Martinus Boregk meldet in seiner Böhmischen Chronic / am 382. Blat / hievon also: Als die Thaboriten / und Orphani (nach deß Zischka Tod in Anno 1424. erfolgt) Suetla in Oesterreich belagerten / stürmeten sie 2. Nacht / und 1. Tag / ohne unterlaß / die Mauren daselbst. Da aber Albertus Hertzog in Oesterreich / etc. mit seinem Kriegs-Herr darzu kam / etc. wurde fast bey vier Stunden gestritten / und stund das Glück bald auff dieser / bald auff jener Seiten. Auff beyden Seiten kamen die fürnehmsten Kriegsleute um. Endlich schied man also voneinander / daß die Thaboriten ihre Wagen verlohren / Ertzhertzog Albrecht auß dem Lager getrieben ward / und davon zog / etc. Anno 1618. nahm Zwettal der Böhmen Obrister / Graff Schlick / den 29. Novembr. ein / und besatzte es.


  1. Vorlage: Maggraff