Topographia Austriacarum: S. Pölten

Topographia Germaniae
S. Pölten (heute: St. Pölten)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1679, S. 17.
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S. Pölten / S. Hippolyti.

Oder Oppidum Sampoltanum, ein zimlich fein gebaute Landsfürstliche in Unter-Oesterreich / an der Drasam / (welches Wasser von hinnen auff Hertzogenburg / und Draßmauer laufft / und bey Holnburg in die Thonau fällt /) und auff einem gar geschlachten Boden gelegne Statt / welche von S. Hippolyti Kirch / oder Closter allhie / den Nahmen bekommen haben solle. Besiehe / was oben hievon / in Beschreibung der Statt Horn / auß dem Lazio, gesagt worden ist. Es will auch Andreas Ratisbonensis, in seiner Bayrischen Chronic / daß die Kirch allhie von Graff Albrechten / und Otkarn / auß Bayern / zun Zeiten Königs Pipini, Käisers Caroli M. Vattern fundirt worden seye. In tomo 3. Metrop. Salisburg. Hundii, fol. 389. werden sie / die Stiffter dieser Kirchen / Albertus und Ottogerion, Grafen von Warngeu / und Tegernsee / genant / und vermeldet / daß man erachte / sie seyen auß Hertzogs Grimoldi in Ober-Bayern / und also auß dem vorigen Bayrischen Stammen gewesen. Es muß aber die Statt erst lang hernach bey solcher Kirchen einen Anfang bekommen haben / weilen beym besagten Hundio tom. I. Metrop. am 319. Blat / stehet / daß Käiser Rudolph der Erst Anno 1276. Bischoff Petern von Passau zugelassen / seine Dörffer S. Pölten / Everding / und Ambstetten / mit Gräben / und Mauren / nach Belieben / zu bevestigen. Was Käiser Fridericus der Ander dem Stifft Passau über S. Pölten für ein Privilegium geben / daß ist daselbst am 380. Blat zu lesen. Und am 390. Blat sagt gedachtes Bischoff Petern Brieff einer / Anno 1277. gegeben / daß vor ernanter Käiser Rudolph / ihme / und seiner Kirchen / den Blutbann in Sancto Ypolito, in Trayzemur (Drasmaur) / in Kunigsteten, etc. übergeben. Wie aber dieser Ort folgends von dem Stifft Passau kommen / oder was es damit vor eine Gelegenheit / das haben wir bißhero nicht erfragen können; stehet auch davon nichts in tomo 6. Theatri Urbium, aber wol dieses / daß Anno 1597. diese Statt sonderlich angefangen bekant / und berühmt zu werden / als die Bauren in dieser Gegend herum sich über die stetige Aufflagen beschwert zu seyn vermeynt / einen Auffstand gemacht / und nach dem sie einen Schneider / Nahmens Geörg Brunner / zum Rädelsführer bekommen / die Waffen ergriffen; deren der Obrist von Collinitsch bey die 500. nahend Graveneck / niedergemacht / und das Dorff Straß angezündet / in welcher Brunst viel mit Weib und Kindern umkommen seyn. Es haben sich aber gleichwol / nach dieser Niederlag / die Bauren wieder geregt / und den Flecken Pulka auffgefordert; das Mönchs Closter Lilienfeld / oder Lillefeld / geplündert / und darauff dieses S. Pölten belagert: Als aber der Graff von Thurn / bey Nachts / mit wenig Reutern allda ankommen / so ist das gantze Bäurische Lager also darüber erschrocken / daß sie vermeynt / es wäre ein grosse Macht verhanden / und seynd deßwegen vor Tags / gleichsam flüchtig / wieder abgezogen; unter denen die Verständigere endlich ihren Irrthumb erkant / und die Anfänger solcher Auffruhr gefangen genommen haben; unter welchen einer / damit er nicht lebendig in der Obrigkeit Gewalt käme / sich selbsten mit einem Messer erstochen; die andern aber seynd folgends in Anno 1598. zu S. Pölten hingerichtet worden. Lang vorhero im Jahr 1484. haben deß Königs Matthiae in Ungarn Leute diese Statt eingenommen. Sonsten sollen allhie insonderheit die Abbtey / die Pfarrkirch / und das Rathhauß auff dem Marckt / zu sehen seyn. In einer geschriebenen verzeugnuß stehet / daß auff dem Kirch- oder Freudhoff allda 3. Kirchen beysammen stehen / in deren einer zwo Orgeln / in der andern aber 6. Altär. Die dritte sey ein Capel / darinn die Todtenbeiner auffbehalten werden. Es seyen auch zwo Apotecken in dieser Statt.