Topographia Austriacarum: Pettau

Topographia Germaniae
Pettau (heute: Ptuj)
<<<Vorheriger
Muerau
Nächster>>>
Rain
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1679, S. 45–46.
[[| in Wikisource]]
Ptuj in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[45]
Pettau.

Diß ist ein alte Römische Statt / so vor Zeiten Paetovium, Petavio, und Poetovio, genant worden. Die Winden / oder Sclaven / deren es gar viel um diese Statt gibt / heissen sie Duji. Von ihren Antiquitäten ist Lazius fol. 161. 482. seq. 489. 541. 559. 593. 595. Reip. Romanae zu lesen. Sie liegt in der Untern-Steyer-March / 4. guter Meil Wegs unterhalb Rackerspurg / an dem berühmten Wasser Draa / oder Drab / Dravo, so weyland der Römer terminus [46] gewesen. Von Theils der Alten wird diese Statt zum Norico, vom Ptolemaeo aber zum Obern-Pannonien gerechnet; so vor 1300. etlich weniger / Jahren / ein Bistum gehabt hat. Ist nicht sonderlich groß / auch nicht zum schönsten gebaut. Hat 2. Clöster / deren das Obere den Dominicanern gehörig / in welcher Kirch die Herren von Stubenberg ihr stattliche Begräbnuß / und ein Freyhauß in der Statt haben / darzu zimlich viel Unterthanen / und Gerechtigkeiten / gehören / so Saltzburgisch Lehen; davon man auch vor diesem die Steuer nach Saltzburg zu geben gehabt hat. Und solle bey besagtem Begräbnuß ein Exempel von einem Hunde zu sehen seyn / so zu seinem Herren ins Grab gesprungen ist. In dem untern Closter seynd Minoriten. Es hat auch da ein feine Pfarrkirch / Item / ein Spitalkirch / und ausser der Statt ein Capuciner Closter. Das Ampthauß in der Statt gehört zum Schloß: sie aber die Statt wird durch Richter / und Rath / regiert / und hat der Richter Acht und Bann / und seinen eygnen Nach- oder Scharff-Richter. Obgedachter Wolffg. Lazius schreibet lib. 12. Reip. Rom. sect. 4. cap. 1. daß / nach Abgang deß Bistums allhie / mit der Zeit / sich um diese Statt gerissen hätten / der König in Ungarn / so sie zu dem Hertzogthum Sagrabien ziehen wollen; der Ertzbischoff von Saltzburg; und die Fürsten in Steyer. König Ottocarus auß Böheim / und Hertzog in Steyer / habe / durch die Seinige / Graff Stephan von Sagrabien / der sie eingenommen / und im Nahmen der König in Ungarn besessen / von dannen verjagt; dem König Bela auß Ungarn zu Hülff kommen / und Pettau hart belagert; habe aber / wegen deß Päbstischen Banns / die Statt dem Ertzbischoff zu Saltzburg uberlassen / welcher einen Vertrag mit den Steyrischen Fürsten auffgericht / zwar die meiste Gerechtigkeit in der Statt behalten / aber sich deß Lands herum / und der Aufflagen / begeben: Zu welchen die dritte Herren / nemlich die Herren von Pettau genant / auß dem Stubergischen Geschlecht / kommen; welche das Schloß allhie / mit gewisser Jurisdiction; Item / Wurmberg / Weiterfeld / Veistricz / Käisersperg / Anckenstein / Fridau / Erenhausen / Weinburg / Weineck / und Gleichenberg / besessen / und deß Hertzogthums Steyer Marschallen; gleich wie ihre Vettern / die andern von Stubenberg / welche Kapfenberg / und Mureck / hatten / Schencken des Landes gewest seyn. Als der letzte Herr von Pettau / Friedrich der Dritte / Anno 1443. gestorben / so hab ihn Käiser Friederich der III. (al. IV.) damals Hertzog in Steyer / geerbt; wiewol Er auch dem Grafen von Schaumburg / und Hansen von Iberstorff / so deß gemeldten letzten Herren Töchter geheuratet / etwas davon überlassen. Es haben auch die Herren von Stubenberg einen Theil bekommen. Und dieses saget Lazius. Ferners / so schreibet Hieronymus Megiser / in der Kärndterischen Chronic / fol. 662. seq. daß Käiser Otto der Ander / dem Ertzbischoff zu Saltzburg / die Kirchen zu Pettau / mit sampt zweyen Theilen / derselben Statt / der Maut / und allen seinen Zugehörungen / bestättiget hätte. Und am 1261. Blat meldet er / daß der Ertzbischoff Leonhart von Keutschach zu Saltzburg / der Anno 1519. gestorben / das Königliche Schloß / und Statt Pettau / so in dem Hungarischen Krieg / mit dem König Matthia geführt / (der diese Statt Anno 1480. eingenommen) auß Ertzbischoffs Bernharts Thorheit / in deß Käiser Friederichs / und seines Sohns Maximiliani, Gewalt kommen war / wieder zum Stifft / mit 20. tausend Thalern / ohne die Verehr- und Zehrung / gelößt habe: Welches auch tomo 1. Metrop. Salisburgensis Hundii, fol. 32. bestättiget wird; wiewol daselbst an der Thaler statt / Gülden gesetzt seynd. In der Kärndterischen Landshandfest aber (auff welche mehr / als auff andere Scribenten / zu sehen) stehet es also: Was aber die Statt Pettau / und derselben Bann / und Malefitzgericht betrifft / dieweil gemeldt Pettau / vom Käiser Maximiliano I. dem Stifft Saltzburg / auff einen Widerkauff zugestellt / so soll / so lang sie bey dem Stifft Saltzburg unwiderkaufft bleibt / ein Ertzbischoff zu Saltzburg den Bann und Acht über Pettau / durch jeden derselben angehenden Vitzdom zu Leibnitz / als offt es zum Fall kommt / von den Hertzogen in Steyer zu Lehen nehmen / und empfangen / und alsdann / nach Ordnung deß Landes / durch einen Stattrichter zu Pettau damit handlen / und richten / etc. Wann aber diese Statt wieder gelößt worden / das findet sich noch zur Zeit in den verhandenen Schrifften nicht; aber das wol / daß sie nicht mehr / wie vor diesem / in der Saltzburgischen Stätte Verzeichnuß stehet / sondern jetzt unter die Landsfürstliche Stätt in Steyer gerechnet wird / wiewol das Ertzstifft Saltzburg noch etwas Gerechtigkeit / sonderlich in Geistlichen Sachen / allda haben solle: Gehört auch das Schloß / als ein Pfandschilling / dem Grafen von Tanhausen. Auß den obgedachten Marschälcken von Pettau ist einer / Nahmens Friederich / dem Käiser Rudolpho I. mit tausend außerlesenen Steyrischen Pferden / wider König Ottocarum zu Böheim / zu Hülff kommen. Vorhero / hat Maggraff Ottocarus III. in Steyer / die Ungarn einsmals / bey Pettau / hart geschlagen. Und dann so schreibet Nicolaus Isthuanfius lib. 1. rerum Ungar. pag. 7. daß Jacobus Siculus, den König Matthias I. in Ungarn / über Racospurg / Pettau / und Land Steyer / so er ihme unterworffen / gesetzt / zum K. Maximilian / nach deß besagten Königs Tode / gefallen / und deßwegen die zwey Schlösser Ormosd / und Borlin in gedachtem Lande / sampt ihrer Herrschafft / bekommen habe. So seye auch Christoph Frangepan / Graff zu Segnia, Veglia, und Modrusia, so viel Schlösser / und Leute / in Dalmatia, und Illyrico gehabt / auff seine / deß K. Maximiliani / Seiten getretten. Obgemeldter Lazius schreibet / daß man von hinnen nacher Crain / über das Gebürg / der Vogel genant / wo das Schloß Königsberg ligt / so man wolle / räisen könne / und daß nicht weit von Pettau das Schloß / und der Flecken Monsburg / oder Manspurg liege.