Topographia Austriacarum: Hall im Inthal

Topographia Germaniae
Hall im Inthal (heute: Hall in Tirol)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1679, S. 81–82.
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[T82]
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Hall im Inthal.

Diß ist ein wolerbaute lustige Statt / am Wasser Inn / oder Yn / Yhn / zwischen hohen Bergen gelegen. Hat vor Zeiten eigene Herren gehabt / auß denen Gebhardus gewesen / der sich / zun Zeiten Käiser Friedrichs deß Ersten / in seinem besten Alter / und mitten seines glückseeligen Lauffs / als er von dem Reichstag zu Bamberg anheimbs kommen / in das Reicherspergische Closter begeben; dessen Mutter / Hedwig / auch in selbigen Orts Frauen Convent, in welches sie neulich zwo Töchtern gethan hatte / gangen ist; wie part. 3. Annal. Boicorum Brunneri pag. 482. stehet. Es hat ein grosses Fürstl. Palatium allhie / daran ein sehr schöne Kirch ist / welche beyde Stuck / sampt dem Frauen Closter / Käiser Ferdinandus I. feine Kinder darinn zu erziehen / herrlich hat erbauen lassen; daselbst ein köstlicher Schatz / und schöne von denen Ertzhertzoginnen gemachte Sachen zu sehen seyn sollen. Ohngefehr auff ein Meil Wegs von der Statt / in dem Gebürg / ist ein Saltzbergwerck / in welchem die Saltzstein / wie ein ander Ertz / herausser gehauen / und in grosse darzu gemachte Gruben geworffen werden: Alsdann laßt man solche Gruben mit süssem Wasser voll anlauffen / dasselbe etlich Monat lang / biß die Saltzstein wol zergangen / und sich das unreine zu Boden gesetzt hat / stehen; dann probirt man das Wasser mit einem darzu bereiteten Holtz: Findet man es zu reich am Saltz / so laßt man mehr süsses Wasser daran. Wann es dann an der Prob recht befunden / so wird es in höltzern Teichlen in die Statt zu der Saltzpfannen in grosse höltzerne Kästen geführt / die so hoch gelegen / daß solch Wasser ferners in die Pfannen leichtlich mag geleitet werden. In diesem Saltzhauß hat es vier starcke eiserne Pfannen / deren jede acht und viertzig Werckschuh lang / 34. breit / und 3. tieff ist. Wird jede / mit allem Unkosten / biß sie gemacht wird / auff drey tausend Gulden angeschlagen / und mag eine ungefehr zehen Jahr gebraucht werden / doch muß man sie stets mit flicken / und außbessern / erhalten. Wann man die Pfannen macht / so schlagen 15. Schmid zumal auff einen Nagel / welcher genietet wird. Es haben solche Pfannen Windöfen / welche ungefehr ein Schuh weit / und sechs hoch seynd. Alle Pfannen seynd mit Pfeilern untermauert / von wegen ihrer gewaltigen Grösse. Eine Pfannen von den vieren lasset man allwegen 7. Tag ruhen / und siedet nur in den 3. und um Jacobi läßt man alle Pfannen 3. Wochen feyren. Es sollen am gantzen Werck / in dem Bergwerck / bey den Saltzgruben / in Wälden zum Holtzhauen / zum flötzen / in der Hall zum sieden (darzu das Brennholtz mit geringem Kosten auff dem Yhn kan [82] gebracht werden /) sampt allen Handwercks- und Befelchsleuten / was mit diesem Saltzwerck zu thun hat / alle Tag auff die tausend Personen gebraucht werden. Und solle gleichwol diß Saltzwerck / welches allbereit ein gutes über die dreyhundert Jahr gewähret hat / deß Jahrs / über allen Unkosten / biß in die 150. tausend Gulden Uberschuß ertragen. Und also soll es vor etlich Jahren gewest seyn; und vielleicht noch. Dann von den Tyrolischen Stätten / unangesehen wir uns darum bemühet haben / uns nichts ferners zukommen / als was wir in den allbereit gedruckten Büchern / die hin und wieder in diesem Tractat angezogen werden / davon gefunden haben. Es hat zu Hall auch ein Müntzwerck / so mit grossem Vortheil künstlich von Wasser angerichtet / dardurch es also getrieben wird / daß deß Tags / mit geringer Arbeit / etlich tausend Thaler; von der Hand aber / mit Schraubenwerck / durch wenig Personen / viel tausend Etschvierer / mögen gepräget werden. So hat es auch nahend bey der Statt ein Glaßhütten / da man mancherley schönes Glaßwerck / insonderheit aber viel Fensterscheiben / machet. Besihe von deme / was hie oben gesagt worden / Herrn Friederichs / Hertzogen zu Würtenberg Italianische Räise / J. J. Grasseri Schatzkammer / Stephanum und Pighium, in Hercule Prodicio, und Marqu. Freherum, de re monetaria, am Ende.