Topographia Austriacarum: Haimberg

Topographia Germaniae
Haimberg
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1679, S. 10–11.
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Haimberg / Haimburg / oder Haynburg.

Von Theils Hamburgum Austriae genant / an der Thonau / und acht Meil / dem Wasser nach / unter Wien / und gar an den Ungarischen Gräntzen / oder / wie Gerardus de Roo schreibet / bey dem ersten Eingang auß Ungarn in Oesterreich (aber allbereit in Oesterreich) gelegen. Auß dem alten Gemäuer / und anderm / ist zuersehen / daß es ein alter Ort / der vor Zeiten sehr groß; da vorhin auch eine Probstey gewesen / so aber jetzt nicht mehr allda ist. So hat auch tt>Leopoldus der VI. von Oesterreich / die stattliche Niderlag / und Kauffmannschafft / von dannen / ums Jahr 1200. nach Wien verlegt. Dann allhie vor Zeiten nicht allein die Oesterreichische Fürsten unterweilen Hoffgehalten; Sondern auch die Schwaben allda ihre Wahren / so man nach Ofen in Ungarn führen sollen / abgeladen / und niedergelegt haben; Nachdem Anno 1050. auff dem Tag zu Nürenberg / beschlossen worden / die in dem Krieg des Käisers / Henrici III. mit dem auffgeworffenen Ungarischen König Ovone geführt / durch Feuer untergangene Statt [11] Haimburg wieder zu bauen / so auch geschehen; obwoln solches zu verhindern die Ungarn sich unterstanden haben. König Matthias Corvinus auß Ungarn hat zwar mit der Zeit / nemlich Anno 1482. wie Roo will / diesen Ort belagert / auch denselben / nach dem Er in die 200. tausend Gulden darauff gewendet haben soll / endlich erobert: Aber Anno 1490. ist Er / und sonderlich das Schloß / von K. Maximiliani deß Ersten Leuten wieder einbekommen worden. Davon Bonfinius decad. 5. rer. Hungar. lib. 1. zu lesen. Gabriel Bethlem / der Siebenbürgische Fürst / hat im nächsten Böhmischen Krieg / diesen Ort belagert / aber solchen[1] / weiln ihn sein Lager vest machet / nicht erobern können. Der Zeit ernähren sich die Einwohner mehrertheils vom Wein- und Ackerbau allda. Es hat auch ein Gesundbad allhie / so aber gewärmet werden muß. Auff dem hohen Berg dabey ist ein unbewohntes altes Schloß; und nisten auff solchem Berg / so der Haynberg genant wird / die besten Falcken / und Blaufüß / wie Münsterus schreibet. Theils geben für / daß solches Schloß von Hexen / und Zauberern bewohnt werde / die allda ihre Täntze anstellen; davon aber kein Grund / und Beweiß / vorhanden. Gegen Haimburg über / allda das Wasser die March / oder die Mahr / in die Thonau fällt / ligt auff einem hohen spitzigen Felsen das Schloß Dewin / oder Teben / sampt dem Marcktflecken darunter.

Bey zwo Meilen oberhalb Haimburg / und 6. unter Wien / auch an der Thonau / ligt das Dorff S. Petronell / da man noch alte Müntzen / und Sachen / findet / die da anzeigen / daß etwann ein vornehme Statt allda gestanden. Und wird dahero von den meisten darfür gehalten / daß die weyland berühmte Statt Carnuntum da gewest seye; wiewol andere obernante Statt Haimburg selbsten darvor halten. Besiehe von Petronell Lazium lib. 5. Reip. Rom. p. 560. und lib. 12. sect. 3. c. I. welcher auch im Schloß daselbst (welches Anno 1619. die Ungarn mit Sturm erobert / geplündert / und gantz abgebrant haben) ein alte inscription setzet; und ingleichem von Teutsch-Altenburg / nahend den Ungarischen- und Oesterreichischen Gräntzen / zwischen Haimburg / und Regelsburg / (welches letztere der halbe Weg / zwischen Preßburg / und Wien / seyn solle) gelegen / (in welchem Altenburg / davon die neue Beschreibung deß Königreichs Ungarn Mart. Zeilleri, zu lesen / man auch viel alte Sachen / und Müntzen / findet) handelt; und im 5. Capitel der erwehnten Statt Haimburg mit mehrerm gedencket. Nicht weit von besagtem Regelsburg / solle / wie einer schreibet / ein Käiserlicher Thiergarten / von einer Meilwegs weit / und mit einer hohen Mauer allenthalben umgeben / und voller Thiere seyn.


  1. Vorlage: sochen