Topographia Austriacarum: Dedicatio

Topographia Germaniae
Dedicatio
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1679, S. i–iv.
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[i]

Dem Allerdurchleuchtigsten/
Großmächtigsten und Unüberwindlichsten
Fürsten und Herrn / Herrn
LEOPOLDO I.
Erwöhltem Römischen Käiser /
Zu allen Zeiten Mehrern deß Reichs / in Germanien / zu Hungarn / Böheim / Dalmatien / Croatien und Sclavonien / etc. König /

Ertzhertzogen zu Oesterreich / Hertzogen zu Burgund / Braband / Steyer / Kärndten / Crain / etc. Marggrafen in Mähren / etc. Hertzogen zu Lützelburg / Ober- und Nider-Schlesien / Würtenberg und Teck / etc. Fürsten in Schwaben / etc. Grafen zu Habspurg / Tyrol / Kyburg und Görtz / etc. Marggrafen deß H. Röm. Reichs / zu Burgau / Ober- und Nider-Laußnitz / Herren zur Windischen Marck / zu Portenau / und zu Salins / etc. Meinem Allergnädigsten Käiser und Herrn.


Allerdurchleuchtigster / Großmächtigster / und unüberwindlichster Römischer Kaiser / Allergnädigster Herr. Wann man der alten Scribenten uns überbliebene Schrifften von Teutschen Sachen durchgehet / so findet sich in denselben / daß unser Hochgeehrtes Vatterland / sonderlich was zwischen dem Rhein / und der Thonau / gelegen / vor Alters / sehr rauh / und wüst / gewesen / und von den Außländern für eine finstere Wildnuß / traurige Wohnung / ungeschlachtes / und mehrertheils unerbautes Erdreich / gehalten worden; Darinnen keine Stätt / und Schlösser / zu sehen / keine Fruchttragende Bäume / und dergleichen; aber wol viel Moraß / grosse Wälde / wilde See / und unfruchtbare Berge / anzutreffen. Aber / nach dem unsere Vorfahren ihre Kriegerische und wilde Art / nach und nach hinweg gelegt / sich angefangen höflicher Sitten zugebrauchen / etwas in Künsten / und Sprachen / zu lernen / und zu Vermeidung deß Müssiggangs / das Erdreich zu pflantzen / und zu bauen; Da hat Teutschland / sonderlich / als die wahre Christliche Religion in demselben herfür zu leuchten begunte / und die höchste Würde deß Römischen Reichs / an dasselbe gelangte / herrlich zu grünen / und / von Tag zu Tag / an Macht / Gewalt / Schönheit / und aller Dingen Uberfluß / zuzunehmen angefangen; Also / daß hernach / gleich wie in der gantzen Welt nichts herrlichers / als Europa; auch in Europa nichts Edlers / und welches in allen Dingen so vollkommen were / als Teutschland / zu finden gewesen. Dann es ist dermassen erbauet / und mit solcher schönen Gelegenheit gezieret worden / [ii] worden / daß es diß Orts keinem Lande etwas nachgegeben: und war nicht zu glauben / wie viel umbmauerte / und mit schönen lustigen / herrlichen / und gewaltigen Gebäuen zugerichte Stätte / Vestungen / Schlösser / Clöster / Flecken / Dörffer / Weiler / und in denselben ansehenliche / und mit köstlichem Kirchen Ornat begabte Tempel / Collegia und Schulhäuser / stattliche Bibliotheken / schön erbaute Kirchhöfe / reiche Spitäl / wolangeordnete Waisen: und andere dergleichen den Armen / und Presthafften zu gutem gewidmete Ort / und Wohnungen / prächtige Palläst / wolerbaute / fein disponirte / und stattlich außstaffirte Rath- Zeug- und Kauffhäuser / Märckte / Korn-Schütte / Marställ / Mühlen / Bäder / künstliche Thürn / und Uhrwerck / Schauplätz / Wasserkünste / Meerhäfen / Brünn / Brücken / Schießhütten / Ball-Zucht- und Wirtshäuser / Kunst-Cammern / Antiquiteten / Monumenten / Müntzwerck / stattliche Privat-Wohnungen / lustige und nutzliche Gärten / künstliche Gemälde / und viel anders mehr / in solchem anzutreffen: Allda man Höflichkeit / rechte Adeliche Ubungen / Sitten / Tugenden / schöne / gravitätische / und ernstliche Caeremonien / gute Gesetz und Ordnungen / hohe Künste / Weißheit / und Sprachen / und wie / neben der Christlichen Religions-Ubung / man Land und Leute wol regieren / auch im Nothfall zu Land und Wasser / den Krieg führen / mit grossem Nutzen Gewerb und Handlungen treiben; allerley Handwercke erlernen / und die Haußhaltung wol bestellen solle / studiren können. Es werden auch da fruchtbare Berg / grossen Nutzen tragende / und zum Jagen gantz bequemliche Wälde / berühmte / große / Goldführende / und Schiffreiche Flüß / See / und andere Wasser / und darinn außerlesene Fisch / als Lachs / Murenen / Stör / Hausen / etc. Item / heilsame warme und andere Bäder / Sauerbrünn / Gold / Silber / Eisen / Zinn / Bley / und Kupfferreiche Bergwerck / Edelstein / Mineralien / Schwefel / Alaun / Steinkolen / Schifferstein / Mühlstein / Grabstein / Schleiffstein / Alabaster / Marmol / und andere Steinbrüch / Saltzbrünn und Gruben / treffliche Waide / köstlicher Weinwachs / allerley gutes Getraid / und Früchte / seltzam und wunderbarliches Erdgewächs / heilsame und gesunde Kräuter / herrliches Obst / Mandel / Castanien / Saffran / Süßholtz / Myrrhen / Weyrauch / etc. allerhand zahme und wilde Thier / und viel anders mehr / angetroffen / so sonderlich vor dem nechsten Krieg in grosser Menge vorhanden gewesen.

Und damit ich anderer Teutschen Länder Lob für dißmal geschweige / so weiß man / was allein in Oesterreich (so seines gleichen / der Außländer Sprichwort nach / nicht hat / und welches vom Käiser Friderico II. Corac Clypeus S. Rom. Imperii ist genant worden) für ein Uberfluß an allen Sachen zu finden; also daß / da Käiser Carolus V. glorwürdigsten Angedenckens / wider den Türcken / zu Wien lag / und in seinem Heer auff die 90. tausent zu Fuß / und 35. tausent Mann zu Pferde / hatte / gleichwol keine sonderliche Theurung verspüret worden: Auch da im nechsten Böhmischen Krieg / die Keyserliche / Bäyrische / Böhmische / Schlesische / Mährische / Ober- und Unter-Oesterreichische / Ungarisch / und Sibenbürgische / unterschiedliche Kriegsheeren / zu einer Zeit in Oesterreich gelegen / Sie / auß demselben / [iii] proviantirt worden seyn. Das Land Steyer hat auch seine herrliche Gaben / sonderlich guten Wein / Saltz / und einen Uberfluß an Eisen / damit es viel andere Länder versehen mag. Kärndten hat Bergwerck / einen guten Traidboden (davon es auch Italien zu Hülff kommen kan /) und grosse Viehzucht. Crain hat stattliches Wildprät / auch köstlichen Wein / und gute Fisch: Und Tyrol (das Käiser Maximilianus I. einem groben Baurenküttel / so viel ungestalte Falten / aber daneben gut / warm / und bequem were / verglichen haben solle) allerley Ertz / Silberbergwerck / Saltz / guten Wein / und herrliche Schnabelwaide. Und findet sich in allen diesen Landen ein sehr grosser hoher und niederer Adel: Und seynd die drey Länder / Steyer / Kärndten / und Crain / ein rechte Vormauer deß Teutschlands gegen dem Türcken; die auch / wie ingleichem Tyrol / (so ein gewaltiger Paß / und gänge Straß / nach Italia) in dem langwürigen Teutschen Krieg / vor Feindlichen Ein- und Uberfall / (ausser / was die benachbarte Türcken etwan ins Land Steyer gethan) bewahret worden / und in Ruhe / vor andern Teutschen Provintzen / gesessen seyn.

Weil dann diese mächtige / schöne / fruchtbare / und wolerbaute Länder / wol würdig / daß sie absonderlich beschrieben werden: Als hat man sich dahin bearbeitet / daß dieselben in einen eignen / und zwar den zehenden Theil der Topographiae Germaniae, möchten gebracht werden: Wiewol es Anfangs eben schwer damit hergegangen / und zimliche Zeit / Mühe / und Unkosten / umb schrifftlichen Bericht / und Abriß / hin und wieder zu schreiben / solches erfordert hat; weilen von so viel ansehenlichen in den hoch wolerwehnten Ländern sich befindenden Orten / biß dahero / so zu verwundern / wenige / oder gar keine Beschreibungen / und noch viel wenigere derselben Abbildungen / an das Taglicht kommen seyn.

Daß aber E. Käiserl. Majest. ich diese Arbeit allerunterthänigst dedicire, geschicht / weilen dem Allerdurchleuchtigsten Ertzhause Oesterreich diese Länder gehörig / E. Käiserl. etc. Majest. auch das Alleroberste / und Hochwürdigste Haupt desselben seyn / und solche hochansehenliche Provintzen / und was denselben incorporirt, anjetzo allerhöchstrühmlichen beherrschen / und regieren / auch in dero Käiserl. Schutz und Schirm haben. Von dem Großmächtigsten Käiser / Herrn FERDINANDO dem Ersten / allerseeligster Gedächtnuß / schreibet S. Majest. gewester Leib Medicus, D. Joannes Crato von Krafftheim (in Epistola dedicatoria über deß Johan. Dubravii, Bischoffs zu Olmütz / Böhmische Histori) / daß Ihre Käiserl. Majest. offt und viel / vor dero Ende / gesagt haben / daß unter den höchsten Gutthaten / so Gott / in Regierung deß Röm. Reichs / dero ertheilt / Ihre Majest. diese vor die fürnehmste / und gröste / auß rechtem Verstand / und gutem Gewissen / halten thäten / daß Ihre Majest. zu Stillung der offentlichen Zwitrachten / dero Gemüth gewendet / und der allgütigste GOtt deroselben den Religions-Frieden in den Sinn gegeben. Nun war aber selbiger Teutscher Krieg mit dem vorigen dreissig Jährigen / weder an Langwürigkeit der Zeit / noch an Menge der umgekommenen Menschen / noch in der Verwüstung so [iv] vieler herrlicher und edler Länder und Oerter bey weitem nicht zu vergleichen / und es dahero freylich für die allerhöchste Wolthat unsers allgewaltigen und grundgütigen Gottes zu achten / daß derselbe E. Käiserl. Majest. glorwürdigsten Herrn Vatters Hertz dahin geneigt / dem damahls in Zügen liegenden Vatterland mit solcher allerheilsamsten Artzeney deß Friedens wieder auffzuhelffen / der wolle auch E. Käiserl. Majest. dem heiligen Römischen Reich zum besten führende Waffen / bey jetzigem ob wol nicht so langwürigem / dennoch höchstschädlichen und verderblichem Kriege (da die Feinde dasselbe mit ihrem barbarischen Sengen und Brennen der gestalt verwüstet / daß es mit keiner Feder zu beschreiben / noch mit Worten außzusprechen ist) also segnen / daß dadurch ein ehrlicher / sicherer und beständiger Friede wiederum zu wege gebracht / und gedachtes H. Reich vor dem gäntzlichen Untergang / durch seine göttliche Hülffe und Beystand erhalten werden mögte. Dessen Allmächtigen Schutz und Schirm E. Käiserl. Majest. zu fernerer glücklicher Regierung und höchstgesegneten Käiserl. Wolstand; E. Käiserl. Majest. Käiserlichen Gnaden Hulden / und Schutz / aber ich mich / und dieses Buch / allergehorsamst und demühtigst befehle. Franckfurt am Mayn / den 1. October 1677.



E. Käiserl. Maytt.

     Allerunterthänigster und gehorsamster
 Knecht




Johann Arnold Cholin / Burger
und Buchhändler daselbst.     
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