Topographia Germaniae
Rufach (heute: Rouffach)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643/44, S. 46–47.
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Rufach / Rubeaquum, Rufacum.

Man nennet die Landschafft deß Obern-Elsaß / so dem Bischthumb Straßburg gehörig; und die ümb die Stadt Rufach herümb gelegen ist / noch heutiges Tags die Mundat / entweder darümb / weiln solche König Dagobertus auß Franckreich dem Bischoff Arbogasto geschenckt; oder von den Mannis, das ist / von den Clientibus, oder Beneficiariis, so daselbst die Aecker baueten / gleichsam Manthatum; oder wegen der Immunitaet, oder Befreyung. Und in solchem Mundat ligt obgedachte Stadt Rufach / vom Wasser Ombach / so dardurch laufft / also / wie man darfür hält / genandt / welches / wegen deß Bodens / rohtlecht / und deßwegen Vor-Zeiten / den Namen Rotbach gehabt hat. Gedachter König Dagobertus auß Franckreich hat das Schloß daselbst / Isenburg / oder Eysenburg / genandt / auff dem Berglein erbauet. Es ward hernach grosse Wallfahrt zu den Reliquien S. Valentini hieher angestellet / deßwegen die Stadt gewaltig zugenommen hat. Es ist allhie ein Spital-Hauß deß Heiligen Geistes Ordens / so erstlich zu Rom gestifftet worden / zu Aufferziehung armer Wäisen / und Fündel-Kinder / und ist die fürnembste Meisterey solches Ordens in Teutschen Landen zu Steffanfeldern im Undern-Elsaß. Man ist allhie Vor-Zeiten gar ernstlich wider die Dieb verfahren / daher das Sprichwort kommen: Der alt Galgen zu Rufach / hat gut Eichenholtz. Anno 1068. erregten die Bürger allda wider Käyser Heinrichen den Vierdten / wegen seiner Hoffleute / eine Auffruhr / in welcher sie dem Käyser die Cron / Apffel / Scepter / und andern Ornat nahmen / solchen auch nicht eher wieder geben wolten / biß ihnen der Käyser verzeihen thäte. Ob aber nun wol er ihnen / was sie begehrten / zugesagt: Gleichwol / als er auß der Stadt kommen / hat er sein Volck zusammen gebracht / dieselbige erobert / und mit Feuer und Schwerd verherget. Hernach hat sie auch Käyser Philippus den Bischoff Conrad von Straßburg erzürnet hatte / angezündet und verderbt / auch das Schloß Isenburg daselbst guten Theils geschläifft. Also hat sie Käyser Adolphus erobert / geplündert / und zuletzt Anno 1298. verbrandt. Hernach haben die Juden herhalten müssen / welche von den Bürgern Theils verbrandt / Theils ümbgebracht worden seyn. Anno 1347. ward das Hunger-Tuch gemacht / daß man in der Fasten in der Kirchen auffhenckt / wegen der damahligen grossen Hungersnoth. Anno 1364. und 1374. ist Rufach von den Engelländern / und Anno 1426. von den Ungarn verwüstet worden. Anno 1444. nahmens die Armeniaken ein / plünderten / und verbrandten es. Hat auch sonsten viel außstehen müssen / biß sie mit der Zeit / sonderlich Anno 1530. und 1536. von ihren Herren / den Bischoffen zu Straßburg / wieder in den alten Standt gesetzt / und die Mauren sampt dem Schloß / auffgerichtet worden seyn. Was von der Bürger Allhie / Anno 1068. wider Käyser Heinrichen den Virdten erregter Auffruhr / eingebracht / das hat Munsterus, in seiner Cosmographia. Andere aber / und darunder Aventinus lib. 5. Annal. Bojor. fol. 367. der Lateinischen Baßlerischen Edition, deß Jahrs 1615. schreiben dieses dem Käyser Henrico V. zu / als sein Herr Vatter / besagter Henricus IV. noch lebte. Und referirt solche / der Rufacher / That / Sethus Calvisius, in oper. Chronolog. zum Jahr 1106. alsbald hernach / und noch in diesem Jahr / gedachter alte Käyser / welchen besagter sein Sohn verfolget hat / gestorben ist. Anno 1634. hatten die Käyserischen noch ihre Besatzungen in Ruffach / Ensißheim / Gebweiler / und Sultz. Aber den 5. Februarii eroberte Rhein-Graff Oth Ludwig die Stadt Ruffach mit Sturmm / und das Schloß auf Discretion; und erhielte / sampt seinen Brüdern / Rhein-Graff Hans Philipsen / den 2. Martii, wider die Käyserisch-Lothringische einen Sieg / und blieb / in solchem Treffen / der Obrist Philippi, mit in 1500. Gefangenen aber wurden der alte Graff von Salm / gewester Stadthalter zu Zabern / der Marg-Graff von Bassompierre, der Obrist Mercy / sampt 500. Gemeinen. Die Flüchtigen wurden biß nach Than under Thor verfolget / auch deren noch viel underwegs nidergemacht. [47] Hierauff haben sich Wattweil / und Sennen / noch selbigen Abend / auff Gnad / und Ungnad / ergeben / und sein daselbst bey 600. Gefangene / und deß Gegenparts Meister Plunder / bekommen worden. Den 5. Martii ergab sich Than dem Rhein-Graffen / sampt dem Schloß / auff Discretion. Ensißheim bequämte sich / den 6. diß / gutwillig. Er bekam auch die Stadt Befort bald; aber das Schloß später / und auff Discretion. Das Schloß Pfird / und Altkirch / ergaben sich auch an Ihn. Bruntraut nahm Franckreich in den Schutz: Aber Neuenburg bekam der Rhein-Graff; wie auch den 1. April / Stadt / und Schloß Freyburg: darauff die obgedachte Belägerung Rheinfelden vorgenommen ward: Es gerieth aber Rufach wieder an Käyserischen; die hernach Anno 35. der Frantzösische Commendant in Collmar / bey Nacht / erstiegen hat.