Topographia Alsatiae: Oppenau

Topographia Germaniae
Oppenau
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643/44, S. 40–41.
s. a. Wikipedia Bad Peterstal-Grießbach
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Oppenau /

Eigentlich aber Noppenau / von welchem kleinen Städtlein hieoben bey Oberkirch gesagt worden / als in welches Ampt es gehörig ist. Ist auch wieder Bischofflich Straßburgisch / und der Römisch-Catholischen Religion zugethan. Ligt ein Meil von Oberkirch / vier von Straßburg. Und gehet allhie die hohe Steig an / welche / so man überwunden / alsdann / auff der Höhe / man nach dem Kloster Kniebiß / im Schwartzwald gelegen / zwo Meilen von Noppenau / und dann ferners ein Meil nach der Freudenstadt hat. Unden aber / hat man / von Noppenau auß / in einem engen Thal / und auff einem rauhen steinichten Weg / neben einem Fischreichen Bach / die Grieß- oder Grießbach genandt / und zwischen hohem Gebürg / ein kleine Meil Wegs in S. Peters Thal / auch ins Ampt Oberkirch gehörig / in welchem ein kleine Kirch / und hin und wider etliche Häuser / und zween trefflich gute Sauerbronnen / ein grosse Viertel Meil von eingander gelegen seyn / deren der Obere / und weiter von Noppenau / und ein gute Meil Wegs gelegene / das Grießbad genennet wird. Hat vor dem Krieg gute zwey Wirts-Häuser darbey geben / wie dann von fernen Landen / und gar auß Hoch-Burgund / Leute darzu gereist / die an mancherley Gebrechen / auch der Wassersucht curiert da worden seyn. Es hat gesunde Leut herümb / so sehr alt werden / daß sie 105. und 110. Jahr erreichen / so man dem Wasser / das sie trincken / zuschreibet. Sie haben auch ein schwartzes Korn / dessen / wann man ein Körnlein under die Zungen nimbt / so gestehet darvon das Nasenbluten. Es hat vorhin allda gute Schnabelweyd von Fleisch / Forellen / Hüner / Vögel / Butter / und aller anderer Notturfft / gehabt. Es haben beyde Sauerbrunn / der Ober und Under / nämblich / der Greiß- oder Grießbacher und Peters-Thaler

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[41] (nahend besagter Kirchen / und allernächst bey dem gedachten Bach gelegen) ein Krafft und Eigenschafft zutrücknen / mittelmässig zuwärmen / zu treiben / zu eröffnen / und zu reinigen. Dienet vor allerley Flüß deß Haupts / der Augen / und anderer Glieder deß Leibs. Kommen zu Hülff dem Zipperlin / und der Gliedsucht: Eröffnen die Verstopffung der Leber / deß Miltzes / der Lungen / Lufftröhren / und der Nieren / und machen weit ümb die Brust / verhüten vor der Lungen- und Schwindsucht: Helffen denen / so mit dem Schwindel / und fallenden Sucht / behafftet seyn: Vertreiben die Gelbsucht / und kommen den Miltz- und Lebersüchtigen zu hülff: Stärcken den Magen / und alle innerliche Glieder / die der Däuung dienen / machen Lust zum Essen / verzehren alle Fäulnüß / und reinigen das Geblüt; führen auß Sand und Grieß. Eusserlich dienen sie zu vielen Gebresten / sonderlich wieder den Schorbock / und Mundfäule: Item / zu den erstarrten Adern / und Nerven / den Gichtbrüchigen / heilen alte Wunden / und reinigen die faulen Schäden / machen weg den bösen Geschmack derselbigen; treiben auß das gerunnen Blut / etc. Ein halbe Meil über das Gebürg hinüber / in dem Anfang deß Schwartzwalds / ein zimlichen Weg von obgedachtem Städtlein Noppenau / so Andernacus Opponacum nennet / auch in dem Straßburger Bischthumb / entspringet in einem sehr finstern Loch / und tiffem Thal ein anders weitberühmbtes heilsames Sauer-Wasser / welches von dem Weiler Antegast / der Antegaster Sauer-Brunnen genennet / sehr besucht / und doch mehr eusserlich zum baden / als innerlich / gebrauchet: Hergegen aber die obgedachte zween mehrers innerlich genutzet / und das Wasser gar auff Straßburg fünff Meil Wegs getragen wird. Es hat der Antegaster die Eigenschafft zu eröffnen / zu wärmen / zu treiben / zu astringieren / zu säubern / zu reinigen / zu heilen / und zu trücknen. Er muß aber für ein Artzney / und nicht gemeinen Tranck / gebrauchet werden. Hergegen / neben diesem Brunnen oberhalb deß Wegs / ein anderer Sauerbrunnen entspringet / so stärcker / und gut zum Trincken ist. Eusserlich ist der Antegaster sonderlich zugebrauchen wider die Schmertzen der Nieren und Lenden / der Glieder / Nerven / Krampff / Mundgeschwär / Schorbock; und für allerhand Gebresten / deß Leibs / Grind / Räude / Frantzosen / Flechten / Jucken / etc. Er reiniget und säubert den Krebs / und alle alte stinckende / faule / und flüssige Schäden: zu deren Heilung er sonderlich berühmbt ist / und ihrer viel mit grossem Nutzen gebraucht haben; gleich wie den obgemeldten Greiß: oder Grießbacher Wilhelm von Schwartzenburg / zu Oberkirch / erstlichen wider die stätige Hauptflüß / die ihme den Magen / und die Concoction gar verderbt hatten / nützlich gebraucht / und andern bekandt / und berühmbt gemacht hat; daher er auch der Schwartzenburger Brunnen genandt worden. Johan. Guintherius Andernacus de balneis, et aquis medicatis; und Jacobus Theodoretus Tabernaemontanus, in seinem neuen Wasser-Schatz / cap. 76. et seqq. Und ist ein eigener eines Straßburger Medici, D. Georgii Graseccii, Tractat / von diesen Sauerbrünnen / zu Straßburg / in den Druck geben worden. Johannes Bauhinus, in der Histori vom Bollerbad / schreibet lib. 2. cap. 1. also: Ich hab selber den Sauer-Brunnen im Grießbach / und Peters-Thal / gesehen / und erfahren / daß / wann man Fische / Frösche / oder Kroten / darein wirfft / daß Sie unbeweglich drinnen ligen bleiben / als ob sie todt weren: da man sie aber wieder herauß nimbt / und in ein ander Wasser thut / so erholen sie sich wieder.