Topographia Alsatiae: Freyburg

Topographia Germaniae
Freyburg (heute: Freiburg im Breisgau)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643/44, S. 18–20.
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[18]
Freyburg /

Im Breißgäu ist etwan ein herrlich Dorff

[T16]
Die Statt Freÿburg
Im Breÿsgaw.



1. Uns. Frawen Münster.

2. S. Nicolai Pfarkirch.

3. S. Peters Pfarkirch.

4. Der Spital.

5. Augustiner Closter.

6. S. Anthonius.

7. Barfußer Closter.

8. Prediger Closter.

9. Alle Heÿligen.

10. S. Iohannes.

11. Das Deütschehauß.

12. Der Arm Spital.

13. S. Michael.

14. Zun Reweren.

15. S. Clara.

16. S. Agnesen.

17. Zun Obenüetern.

18. S. Catharina.

19. Adelhausen Closter.

20. Adelhausen Dorff.

21. Das Rathause.

22. Collegium Univers.

23. Der Basler Hofe.

24. Die Bürss.

25. Burghalden Schloß.

26. S. Peters Hofe.

[19] gewesen / so hiebevor von viele der Bergleuten / und Ertz-Knappen derselbigen Gegend erbauet worden. Dann ein Meil Wegs von Breysach vor Zeiten ein gut Bergwerck gewesen / dessen Einkommen zu Erbauung dieses Orts / auch desselben Klöster und Kirchen / meistentheils geholffen hat. Es wurden die Bürger auch also reich / daß sie sich Adlen liessen / und viel vom Adel zu ihnen sich begaben / und es daher darzu kommen / auch lange Zeit also gehalten worden / daß allwegen da zwölff Ritter in den Raht giengen. Er vermochte auch dazumahl Freyburg dreytausend Mann ins Feld. Und seyn noch innerhalb / und nächst ümb die Stadt vierzehn Manns- und Frauen- Klöster / ohne S. Johanns / S. Anthonii / und der Teutschen-Herren-Hauß. Hertzog Bertold zu Zäringen / von etlichen der Ander / von andern aber der Dritte genandt / hat sie ümbs Jahr Christi 1120. zu einer Stadt gemacht / bevestiget und befreyt / wie die Verß lauten:

Anno milleno, centeno, bis quoque deno,
Friburg fundatur, Berchtoldus Dux dominatur.

Nach der Hertzogen von Zäringen Abgang im Anno 1218. kam diese Stadt / sampt dem Breißgäu / an deß letzten Hertzogen von Zäringen / Berchtoldi V. Schwester / Agnesen / Graff Egons von Fürstenberg Gemahlin / bey welchem Geschlecht auch diese Stadt hernach verblieben / biß sie Anno 1366. oder 1367. mit ihrem Graff Egon in Krieg geriehte / auch von ihme erstlich hart geschlagen worden / daß der Bürger über tausend geblieben seyn; folgends aber durch Unterhandlung deß Bischoffs zu Constanz / auch etlicher zu Straßburg und Basel / der Krieg geschlichtet worden / daß der Graff mit 12000. Gulden / (darfür er die Herrschaft Badeweiler gekaufft) sich abweisen lassen / und die Vogtey Freyburg ( wie mans nennet ) seinen Vettern / den Fürsten von Oesterreich / denen sich noch underworffen / übergeben hat. Und wird das Jahr 1386. gesetzt[WS 1] / darinn diese Stadt ans Haus Oesterreich kommen ist. Es ist diese Stadt / wegen vier Stück sonderlich berühmbt: Erstlich wegen der obgedachten Gottes Häuser; darunter das herrliche Münster / oder Haupt-Kirchen ist / so einen prächtigen Thurn hat / welcher mit sonderlicher Kunst / von Grund auff / biß an den höchsten Gipffel geführet / mit eitel Quader - und gebildeten Steinen gebauet und gezieret ist; deßgleichen man / nach dem Thurn zu Straßburg / in Teutschland nicht finden solle. Es ligen in der Kirchen obgedachter letzte Hertzog von Zäringen / Berchtoldus V. und die folgende Graffen von Freyburg: Item / neben dem Chor / in underschiedlichen Grufften / die Professores der Hohen-Schul / und der berühmte Jurist Ulricus Zasius in einer Capellen / und gegen über Henricus Glareanus, deren jener Anno 1535. dieser aber Anno 1563. gestorben. Es machen diese Kirch auch das Grab Christi / und vor demselben der Oelberg: Item / das schöne gross Portail, oder Pforte; die zwo Orgeln; und die schöne Altär / als der Käyser Caroli V. Ferdinandi I. und Maximiliani, wie auch die seine Capellen / desto zierlich- und ansehenlicher. Uns seyn verwichener Zeit allda zweyerley Domherren gewesen / nämlich / die Freyburgisch- und die Baßlerische so sich / nach der Reformation / hieher begeben haben. In der Prediger und Barfüsser Klöster-Kirchen seyn auch viel Epitaphia. Die Jesuiter haben da auch ein Collegium und Kirche; wie ingleichem die Capuciner ein Kloster haben. Zum andern ist diese Stadt berühmbt / wegen der Hohen-Schul / oder Universität / welche Hertzog Albertus zu Oestereich Anno 1450. fundirt hat; deßwegen es mit den Jesuitern der Jurisdiction halber / zu Streit und Disputat bißweilen gerathen ist. Jedoch haben die Jesuiter Theologicam und Philosophicam Facultates erhalten / und seyn deßwegen deren etliche der Universitaet inferirt; Juridicam und Medicam aber haben die andere alte Professores behalten; welcher Collegium schön und groß / daran die Jesuiterische / und Philosophische / Lycaeum genandt / besonders. Die Sapientz ist ein Seminarium, oder Stipendiaten-Hauß / ein schönes Collegium, vor allerley Facultäten gestifftet. Die Theologi haben vor diesem in der Kirchen gelesen. Der dritte Ruhm dieser Stadt ( so der Eingang in den Schwartzwald ist / und allda es auch eine feines Raht - und Kauffhauß hat) ist / wegen deß herrlichen durch die gantze Stadt lauffenden Wässerlein / und Bächlein / von frischem Brunnen-Wasser / so über Winter nicht gefrieret. Es fleust auch neben der Stadt hin ein gar Fischreiches Wasser / die Triesen genandt / so nicht fern vom Ursprung der Thonau entstehet. Und zum Vierdten / die sonderliche Polier-kunst daselbst / mit allerley Steinen / und Polier Mühlen / von Cristall / Granaten / Jaspis / Corallen / Cacedonier / ( so in Lothringen gegraben werden ) und andern Edlen-Gesteinen. Anno 1281. ist Freyburg von Käyser Rudolpho dem Ersten / mit einem dreyfachen Läger belägert worden. Anno 1545. ist allhie die löbliche Gesellschafft zum Ritter angeordnet worden / in welche sich Graff Conrad zu Tübingen; Ludwig Frey-Herr zu Stauffen; Johann Christoph / und Antonius Frey-Herrn von Falckenstein; David von Stain / Lucas von Reischach / Johann Ulrich von Stadion / und andere gethan. Anno 1632. den 19. Decembris alten Calenders / hat sich auch diese Stadt / ohne geschlossenen Accord / in Schwedische Devotion begeben / und den Feld-Marschall / Gustav Horn / eingelassen / und ward ihr dreissig tausend Gülden zugeben aufferlegt. Als sie nachmals von den Käyserischen wieder einbekommen worden / haben sie den 1. Aprilis Anno 1634. die Schwedischen wieder erobert; und hat sie damahln / und folgender Zeit / viel Hunger / Kummer / und Sterben erlitten / auch ist sie durch diesen Krieg / fast in das eusserste Verderben gesetzt; und Anno 1638 abermahls von den Schwedischen / under Hertzog Bernharden von Sachsen / belägert / und erobert worden: Gerhardus de Roo lib. 3. Annal. Austriac. Munsterus lib. 5. Cosmograph. cap. 220. Crusius [20] in Annal. Suevor. Martinus Zeiller in Itinerario Germaniae, part. 1. & 2. Relationes, und geschriebene Verzeichnüssen. Als hernach im Jahr 1644. die Chur-Bäyerischen diese Stadt belägerten / so griff zwar der Frantzösisch Feld-Marschall von Touraine, den 27. Junii, Sie / aber nicht ernstlich / an: daher die Stadt/ nach eilff Stürm / am 18. 28. Julii, an Sie / die Bäyerische / mit Accord übergangen; nach dem der Obrist Ludwig Friderich von Kanoffsky / gewester Commendant allda / hundert Centner Pulvers verschossen gehabt. Es blieben aber die Bäyerischen noch länger allda ligen; deßwegen gedachter Feld-Marschall / mit dem erst angekommenen Hertzogen von Anguien, den 4. Augusti, wieder auff Sie loß gegangen / und den Burghalterberg gantz gefährlich gestürmet hat; und geschah hernach / den 5. diß / das Treffen / darinn der Franzosen / von 5. in 6. tausend geblieben / und verwundet worden; gleichwol Sie das Feld erhalten haben. Der Bäyerischen kamen bey 1200. ümb / und damit auch der General Caspar Mercy; wie Georg Engelfuß / part. 2. Weymarischen Feld-Zugs berichtet. Siehe aber auch von socher letzten Beläg: und Eroberung; Item von dem gedachten Treffen / und der Bäyerischen Abzug / den 5. Theil des Theatri Europiae; allda underschiedlicher Bericht hievon zu finden: und thue darzu die Franckfurtische Herbst-Relation / deß besagten 44. Jahrs / pagin. 79. seqq. Es nahm hernach die Seuch / wegen deß gestancks / in Freyburg / gewaltig überhand.

Ein halbe Meil under Freyburg ligt / auff einem Berg / ein zerbrochen Schloß / das hat Zäringen geheissen; von dem die Hertzogen von Zäringen / vor Zeiten / ihren Namen haben gehabt. Es soll dieses Hertzogthumb under Käyser Heinrichen dem Dritten / oder etliche Jahr vor Ihm / entstanden seyn / und ist mächtig gewesen; und seyn / durch diese Hertzogen / viel Städt / Schlösser / und Klöster / erbauet worden; davon Munsterus weitläufftig handelt.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Laut Heinrich Schreiber (Google) und dem Bauten-Buch war dies bereits 1368 geschehen.