Topographia Alsatiae: Ehenheim

Topographia Germaniae
Ehenheim (heute: Obernai)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643/44, S. 15.
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Ehenheim / Ober: und Unter.

Von Theils Nehenheim genand / ist zweyerley / das Ober-Ehenheim ist ein Reichsstadt am Fluß Ergers / drey Meilen von Straßburg gelegen; deren Monatlicher Reichs einfacher Anschlag ist zween zu Pferd / vierzehen zu Fuß. Oder an Gelde 80. fl. und zum Cammer-Gerichte Jährlich 79. fl. 10. Kr. 5. Heller den Thaler zu 69. Kr. gerechnet / wie Ich in einer geschriebenen Verzeichnuß gefunden. Vor diesen waren nur 47. fl. Gehört in die Land-Vogtey Hagenau. Ward Anno 1262. wie Hertzog in der Elsasser Chronick lib. 3. cap. 10. schreibet / noch nicht ümbmauret. Der Schwedische Oberst Huwald hat sie Anno 1632. den 27. Augusti / durch Accord eingenommen; welches ingleichem Anno 1636. im Junio / durch die Schwedische Besatzung zu Benfelden geschehen. Und hat dieser Ort sonsten auch in diesem Kriege viel außgestanden. Anno 1262. haben die von Straßburg diesen Ort beynahe gar abgebrand / als Er noch nicht ümbmauert war. Anno 1556. hat ein Bürger / und Weinhäcker allhie / den 10. Aprilis / wegen Armuth / als sein Eheweib nicht zugegen war / drey seiner Kinder / ein Mägdlein von 7. ein Knäblein von 4. und ein Kind in der Wiegen / nicht gar von einem halben Jahr / ümbgebracht: wie Sleidanus lib. 26. p. m. 798. bezeuget. Anno 1622. haben die Inwohner allhie / zu Abkauffung deß Plünderns / dem Mansfelder / Ein hundert tausend Reichsthaler erlegen / und sein Lager noch darzu etliche Tag speisen müssen. Was aber von aussen hinein geflehnet worden / haben seine Soldaten Preiß gemacht: wie Meteranus lib. 39. part. 3. fol. 218. schreibet. Im nächsten Teutschen Krieg / hat diese Stadt auch sonsten etlichmahl Anstöß gehabt. Und unter andern / Anno 1636. da der Schwedisch Oberster Quernheim / Commendant in Benfelden / den 9. Jun. die Vorstadt allhie erstiegen. Den 23. ließ Er eine Mine anzünden / dardurch ein Corps de Garde, von 30. Mann in die Lufft gesprengt worden / deren Einer / so denckwürdig / unverletzt in einen Weingarten geworffen worden / welchen man stracks zum Obersten geführt / und wuste Er nicht / wie Ihme geschehen. Endlich ward den 24. Jun. die Stadt mit gutem Accord erobert / und in solchen auch das Adeliche veste Hauß Nider-Ehenheim / und die Stadt Moltzheim / mit eingeschlossen / und übergeben. Es ward hernach dieses Ober-Ehenheim guthen Theils Wehrloß gemacht.

Es ligt bey dieser Stadt das Schloß Oberkirch / sampt Zugehör / den Edlen dieses Namens / auß der Under-Elsassischen Reichs-Ritterschafft / zuständig / die es von der Herrschafft Rapoltstein / wie ich gelesen zu Lehen tragen.

Nicht weit davon ligt Unter-Ehenheim / gegen Straßburg zu / so Hertzog / an besagtem Ort / auch zu einem Under-Elsassischen Städtlein machet / und sagt: Daß solches die von Landsperg / sampt dem Dorff daran gelegen / von dem Stifft Straßburg zu Lehen tragen. Und haben es einmahl die Armen-Gecken / oder Armeniacken / mit Gedinge eingenommen / gleich wie auch Stotzheim. Gehört dem Adelichen Reichs-Ritter Geschlecht von Landsperg zu / so der Zeit für einen wolverwahrten Flecken ins gemein gehalten wird: wiewol Kemnitzius, wie auch hieoben bey Ehenheim / auß Ihme stehet / daß es ein Adeliches vestes Hauß seye / sagt. Kan aber beydes nämlich ein Fleck / oder Dorff und ein Schloß / da seyn. Anno 1622. haben die obgedachte Ernst Mansfeldische diesen Ort auch außgeplündert.