Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Die schöne Nixe

Der Stelzenbaum, zweite Sage Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Die lederne Brücke
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[72]
199.
Die schöne Nixe.

Der Fluß Elster, der von den Höhen des Fichtelgebirges herab, und das ganze Voigtland durchfließt, ist von Nixen bewohnt, deren eine in der Nähe der Stadt Elsterberg ihre Wohnung im Grunde des grünen Gewässers hat. Die Elsternixe sah in seiner Jugend ein jetzt bejahrter Bauer aus Lossengrün in dem romantischen Elstergrunde, der das Steinigt genannt wird, und erzählte davon folgendermaßen:

[73] Ich und mein Bruder hütheten an der Elster unsers Vaters Vieh. Auf einmal entsteigt aus den Wellen der Elster ein weibliches Wesen, nähert sich dem Ufer, breitet mit ungeheurer Geschwindigkeit eine Menge feine Wäsche daselbst aus und verschwindet damit in kurzer Zeit wieder. Wir näherten uns diesem Platze und sahen zu unserm Erstaunen, wie dieses Wesen dasselbe weiter unten ebenfalls that, was es früher oberhalb des jetzigen Wäschplatzes gethan hatte. Neugierig versuchten wir dieses Wesen näher zu betrachten; indeß, auf einmal fängt sie an gewaltig mit den Händen zu klatschen, rafft ihre Wäsche schnell zusammen und verschwindet in den Fluthen der Elster. Entsetzliche Furcht und schnelle Flucht folgte dem Geschehenen. Nachdem wir das Abentheuer unserm Vater erzählt hatten, antwortete dieser ganz geheimnißvoll: „Das war die schöne Nixe. Hüthet euch vor ihr, ihr Jungen, und seid froh, daß ihr so weggekommen seid.“ –