Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Die Duellanten

Der Mittelpunkt der Welt Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Das rächende Apostelbild
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262.
Die Duellanten.

In Pausa war ein Gasthof, darin war es nicht geheuer. Ein Maler kehrte eines Abends dort ein, und es ward ihm ein Schlafkämmerchen neben einem größern Zimmer angewiesen, wo er bald die Ruhe suchte und fand. Doch weckten ihn die Schläge der Mitternachtglocke auf, und da war es ihm, als vernehme er Waffengeklirr ganz in der Nähe. Er zündete Licht, um nachzusehen, wer diesen Lärm verursache, allein ein Windzug löschte sein Licht wieder aus. Zum zweitenmal zündete er die Kerze an, allein auch diesmal erlosch sie gleich wieder, und das Geräusch dauerte fort. Er hörte heftigen Auftritt auf den Boden, und helles Schwertklirren. Zitternd versuchte er zum drittenmale Licht zu entzünden, allein er vollbrachte es nicht, und gleich daraus war es, als höre er rasch hintereinander zweimal einen dumpfen Fall und ein tiefes Stöhnen, worauf es todstill blieb. Der Maler zog sich in sein Bette zurück und erwartete dort den Morgen mit Zittern und Zagen. Als der Wirth sich zeigte, erzählte er ihm, was er vernommen habe. Ja, sagte der [133] Wirth, mein lieber Herr Maler, es sind nun funfzig Jahre her, da kehrten hier in diesem Hause einmal zwei Studenten ein, die geriethen, Gott weiß über was, mit einander im Streit, duellirten sich, ohne daß es Jemand hörte, und am andern Morgen fand man beide tod, in ihrem Blute schwimmend. Jedes Jahr in derselben Nacht erneuen sie diesen Kampf, mancher Gast hat’s schon gehört, doch haben sie keinem was zu Leid gethan, denn sie haben blos mit sich zu thun. Heute werden es – richtig, heute sind es gerade 50 Jahre, daß dieses sich zugetragen hat. So erzählte der Wirth, wer aber fortging und in diesem Wirthshaus nie wieder einkehrte, das war jener Maler.