Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Der verschmähte Kuchen
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Der verschmähte Kuchen.
Von Wilhelmsdorf nach Dobian führt der Fußsteig an einer einsamen Bergwand, „die Eisengruben“ geheißen, vorbei, in deren Nähe ein Stück Ackerland liegt. Darauf pflügte einst ein Knecht aus Wilhelmsdorf, der hörte plötzlich ein Gemurmel feiner Stimmchen, die schienen aus der Felswand zu kommen. Der Knecht spähte umher, sah aber nichts Lebendes, doch ging das Gerede fort, und wie er recht aufmerksam hinhorchte, so vernahm er, daß zwei Waldweiblein mit einander Zwiesprach hielten, über Kuchen, den sie backen wollten, von denen das eine Vorbacken (eine Art Brodkuchen), das andere Käsekuchen (Mattenkuchen) backen wollte. Da rief der Knecht laut und vorlaut: Ei! Mir auch ein Stück, wenn ihr ausgebacken habt! worauf das Gespräch im Fels verstummte. Wie der Knecht seine Mittagsruhe gehalten, und seinem Pfluge wieder nahte die Arbeit fortzusetzen, siehe, da lagen zwei große Stücke von beiden Kuchenarten auf dem Pfluge. Der Mann erschrack, hielt den Kuchen für Teufelsspuk und [193] warf ihn vom Pfluge. Flugs lagen beide Stücke wieder darauf. Da nahm er sie, und warf sie so weit von sich, als er sie nur wegzuschleudern vermochte, und da drang aus der Felswand ein zorniger Aufschrei. Grauen erfaßte den Pflüger; er kam matt und müde heim, legte sich hin, bekam ein Fieber und starb.