Textdaten
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Autor: B.
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Titel: Tagesneuigkeiten
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 10, S. 317, 322–323
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[317]

Photographie im Verlage der Photographischen Union in München.
Tagesneuigkeiten.
Nach einem Gemälde von Paul Weimar.

[322] Tagesneuigkeiten. (Zu dem Bilde S. 317.) Ach ja, das Zeitungslesen ist eine schwere Sache! Wäre das Wetter draußen nicht gar so rauh und unfreundlich, Antje und Lentje würden gewiß lieber spazieren gegangen sein, als die stille Base Jochmussen zu besuchen, die außer: „Ei, da seid Ihr ja!“ und „Wie geht es Euch?“ so wenig zu reden weiß. Von einem warmen Thee, auf den die Mädchen im stillen gehofft, ist auch keine Spur zu entdecken, und so ergreift denn Antje, als die thatkräftigere von beiden, den letzten Rettungsanker, das daliegende Zeitungsblatt, und erbietet sich, die Tagesneuigkeiten vorzulesen. Es ist ihr in der Schule immer mit dem Lesen gut gegangen, sie macht sich also getrosten Muthes dran. Aber – wie mag das zugehen? sie kann nicht recht vorwärtskommen, die Worte sind so kurios, und wenn man sie dann glücklich zurecht buchstabiert hat, was ist’s für langweiliges Zeug! [323] Neuigkeiten heißen sie das – schöne Neuigkeiten! Wieviele Schiffe angekommen und abgefahren sind, was sie auf dem Rathhaus verhandeln, wie theuer der Centner Korn verkauft wird auf der Pro–du–kten–bör–se. O, es ist schrecklich, so seinen Sonntag-Nachmittag zuzubringen!

Lentje indessen sieht theilnehmend nach der stillen Base hin, die regungslos mit gesenkten Augen im Stuhle sitzt. Die jungen Dinger können nicht wissen, daß sie heute den Todestag ihres armen Jan, der im Meere ertrunken ist, still begeht und lieber allein wäre mit ihren guten und schweren Erinnerungen. So üben sie sich gegenseitig in der Geduld, die ja eine holländische Nationaltugend ist, nicht minder als die wundervolle Reinlichkeit, die überall von Wänden und Geräthen blinkt.

... Die moderne Kunst wendet sich mit großer Vorliebe wieder dem „holländischen Genre“ zu und thut wohl daran, denn die frischen Mädchen und Frauen im kleidsamen Florhäubchen nehmen sich auf dem Hintergrund dieser ganzen häuslichen Traulichkeit immer wieder von neuem gut aus. B.