Tafelaufsatz von Karl Winterhalter
[292] Tafelaufsatz von Karl Winterhalter. (Zu dem Bilde S. 285.) Unter den Erzeugnissen des deutschen Kunstgewerbes, die auf der Weltausstellung zu Chicago zu sehen waren, nahm ein fast einen Meter hoher, silberner, zur Aufnahme von Liqueuren bestimmter Tafelaufsatz von Juwelier Karl Winterhalter in München eine hervorragende Stelle ein. Auf vielfach gebuckeltem Fuß erhebt sich ein schlanker Schaft, dessen aus Laubwerk gebildeter Knauf das fünfteilige, etwa kopfgroße Gefäß trägt; frei getriebene Ranken und Blumen umspinnen das letztere, und dazwischen strecken die fünf durchweg verschieden gestalteten Hähne ihre langen Hälse hervor. Der Kern des Deckels besteht aus der Wurzel eines Elefantenzahnes, dessen merkwürdige Verwachsungen und Durchlöcherungen der Phantasie des Meisters die Anregung gaben, ihn zu einer Felskuppe zu gestalten; auf dieser Kuppe erhebt sich, wiederum aus Silber, eine ganze mittelalterliche Burg mit Türmen und Thoren, Mauern und Erkern, mit Zugbrücke, Brunnen und Kapelle. Wir geben den Oberteil dieses Tafelaufsatzes nach der Abbildung in dem Werke „Das deutsche Kunstgewerbe zur Zeit der Weltausstellung in Chicago 1893“, das Professor Leopold Gmelin im Auftrag des bayerischen Kunstgewerbevereins bearbeitet hat (München, M. Schorß). Der stattliche Prachtband ist geeignet, uns mit Stolz über die glänzende Leistungsfähigkeit des heutigen deutschen Kunstgewerbes zu erfüllen.