Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1946-08-05
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1946
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Montag 5. August 1946.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 5. August 1946
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

Der Artikel TBHB 1946-08-05 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 5. August 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Montag 5. August 1946.     

[1]      Vormittags an dem neuen Bilde gearbeitet.

     Am Nachmittag kam Pastor Kleinschmidt aus Schwerin, der im Kulturbunde eine beachtliche Rolle spielt. Der Maler Heiling erzählte mir von ihm, daß Kleinschmidt vor 1933 Pastor in Thüringen u. Mitglied der SPD. gewesen ist. Er mußte dann den Nazis weichen u. wurde Conferenzier an einem Berliner Kabarett. Jetzt ist er wieder Pastor in Schwerin. Heiling sagte mir, daß er eine beachtliche Persönlichkeit sei u. ich war ziemlich neugierig auf ihn.

     Er entpuppte sich nun als ein sehr gut u. gepflegt aussehender Mann von etwa 40 Jahren, der eine breite, ganz frische u. lange Wunde an der rechten Stirnseite hatte, die mit einer roten Salbe dick verschmiert war u. die von einem kürzlich gehabten Autounfall herrührte. In seiner Begleitung war eine sympatische junge blonde Dame. Er begrüßte mich sehr unbefangen u. bat, meine Bilder sehen zu dürfen. – Er war sehr beeindruckt u. wunderte sich, daß er bisher nie etwas von mir gehört hätte, nachdem er doch schon während des Frühjahrs alle Augenblicke in Ahrenshoop gewesen war. Er war stets in Gesellschaft von Herrn v. Achenbach u. Herrn Erichson gewesen, aber beide hatten nie meinen Namen genannt. – Nun wollte er natürlich meine Bilder nach Schwerin haben. Er hatte gehört, daß dieselben in Rostock ausgestellt werden sollten u. er wollte nun den Rostockern diese Ausstellung abjagen. Ich sagte ihm, daß der Stadtrat Matern mir sehr entgegengekommen wäre u. ich infolge dessen auf keinen Fall die Rostocker enttäuschen wolle, ich versprach ihm aber, die Bilder nach Rostock auch in Schwerin zu zeigen. Jedenfalls war zwischen mir u. ihm rasch ein guter Kontakt vorhanden, der Mann ist wirklich irgendwie bemerkenswert, ohne daß ich ihn bis jetzt näher beurteilen kann. Der Kampf um meine Bilder scheint jedenfalls auf der ganzen Linie entbrannt zu sein.

     Nachdem Herr Kleinschmidt gegangen war, kam P. Joh. Beckmann. Es sollte heute bei uns der Uebertritt des jungen Hans Radder aus Wustrow in die kathol. Kirche stattfinden. Bald nach ihm traf auch Radder ein. P. Beckmann hat erst mit ihm allein längere Zeit gesprochen u. dann fand der Uebertritt u. die bedingte Taufe statt. Gleich anschließend erteilte er ihm auch das Sakrament der Buße. Die ganze Sache dauerte etwa eine Stunde. Nachher schilderte mir P. Beckmann die neue Situation, die durch die Ankunft Tausender Sudetendeutscher entstanden ist. Mit diesen ist auch ein Priester mitgekommen, der nun Damgarten u. die dazu gehörigen Stationen [2] übernommen hat, sodaß P. Beckmann wenigstens etwas entlastet ist. Es wäre sonst unmöglich gewesen, die ganze Arbeit allein zu leisten. Dennoch hat er so viel zu tun, daß er die Trauung des jungen Paares Radder, die für Sonntag vorgesehen ist, nicht vornehmen kann. Wir erwarten ja nun den Berliner Kaplan Wagner. P. Beckmann hat ihm eine Delegation ausgeschrieben zur Vornahme dieser Trauung. – P. Beckm. ging dann noch zur Frau Longard u. fuhr dann wieder nach Ribnitz zurück.

     Abends fuhr Martha mit einem Auto, das der Pastor Kleinschmidt ihr besorgte, nach Wustrow ins Krankenhaus, wo die alte Frau Meier, die früher bei uns gewohnt hat, im Sterben liegt. Die beiden alten Leute wohnen jetzt mit ihrem schwachsinnigen Sohn im Haus am Meer. Wenn die alte Mutter stirbt, wird das nicht mehr gehen, man wird den Sohn dann wohl in eine Anstalt bringen müssen. Er ist schon einmal in einer solchen gewesen.

     Auch mit dem alten Ehepaar Glaeser steht es schlimm. Sie müssen jetzt das Haus von Dr. Thron räumen u. wissen nicht, wohin. Geld haben sie auch nicht mehr. Es soll versucht werden, die alten Leute in Müritz im Ursula unterzubringen u. ich will dieserhalb heute noch an den Rektor schreiben.