Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1946-06-27
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Entstehungsdatum: 1946
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Originaltitel: Donnerstag, 27. Juni 1946.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 27. Juni 1946
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Einführung

Der Artikel TBHB 1946-06-27 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 27. Juni 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Donnerstag, 27. Juni 1946.     

[1]      Vormittags erschien plötzlich Dr. Tetzlaff, aus Greifswald kommend, bei uns auf der Bildfläche. Er hat Urlaub von Badenweiler u. zum ersten Male Gelegenheit, seine Mutter u. die übrigen Familienmitglieder zu sehen, so weit sie da sind. Zwei Brüder sind noch nicht wieder zuhause, aber sie sind alle am Leben u. bei guter Gesundheit. Dr. T. selbst, der ja noch nie gesund ausgesehen hat, tut das auch jetzt nicht u. es scheint ihm nicht schlechter zu gehen als sonst, seitdem er wirklich krank geworden ist u. von Berlin fortging. Er wollte morgen wieder nach Greifswald zurückfahren, doch ließ er sich leicht überreden, über Sonntag zu bleiben u. bei uns das hl. Meßopfer zu feiern. Trude ist nach Ribnitz gefahren, um von P. Beckmann Wein u. Hostien zu holen.

     Am großen Bilde war noch einiges zu tun, was ich am Vormittag getan habe. Es ist nun doch sehr schön geworden. Nachmittags zeigte ich Dr. T. die Bilder. Er war über die Entwicklung erstaunt u. sehr beeindruckt besonders vom Christkönigsbild.

     Später war Frau Masurek aus Berlin da u. schenkte [2] mir eine Cigarette, wofür ich ihr als Gegenleistung meine letzten drei Bilder zeigte. Sie erzählte vom Leben in Berlin, woraus wieder einmal hervorgeht, daß es immer noch weiter abwärts geht. Die Leute verkaufen das, was sie an Werten noch besitzen u. gerettet haben, für teures Geld an Engländer u. Amerikaner, um sich auf dem Schwarzen Markt für noch teureres Geld Lebensmittel kaufen zu können. Frau M. selbst hatte früher ein Geschäft für Herren-Konfektion u. macht heute sogen. neue Sachen aus alten. Wenn dann diese neuen Sachen wieder alt geworden sein werden, wird es nichts mehr geben, ebenso wenn das Geld für die Werte auf dem Schwarzen Markt ausgegeben u. die Nahrungsmittel aufgezehrt sein werden. – Es sind das schreckliche Perspektiven.

     So nimmt es nicht Wunder, daß einige Kluge unter unseren Kulturbund-Gästen mit Plänen umgehen, sich hier bei uns anzusiedeln, weil sie das Beispiel von uns sehen, indem wir von einigen Leuten allerhand Gegenstände herstellen lassen: Schaukelpferde, Segelboote u. a. Spielsachen, Haarnetze, Hüte, Gürtel usw. Wir produzieren doch wenigstens u. das Geschäft sorgt für den Absatz. Es kann daraus durchaus etwas werden. Jedenfalls leben wir noch nicht vom Kapital, sondern geben noch anderen Verdienst. –