Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1946-05-20
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1946
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Montag, 20. Mai 1946.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 20. Mai 1946
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

Der Artikel TBHB 1946-05-20 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 20. Mai 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Montag, 20. Mai 1946.     

[1]      Gestern Nachmittag fand die Trauung der Erna von Frau Longard u. ihres Bräutigams statt. Wir hatten das ganze Haus, vor allem aber den Altarraum sehr schön mit Blumen geschmückt. Es gab Tulpen aus unserm Garten, Goldlack u. Flieder aus Althagen, wo er bereits anfängt, zu blühen, Maiglöckchen u. wilde Kirsche aus unserem Garten.

     Um 6 Uhr traf pünktlich P. Beckmann ein. Er hatte Vormittags in Dierhagen u. dann in Wustrow Gottesdienst gehalten. Es ist immer erstaunlich, was dieser keineswegs sehr kräftige Mann leistet. Erna wurde derweil im kleinen Hause mit weißem Schleier u. Myrtenkranz versehen. Sie trug ein schwarzes Kleid u. sah sehr hübsch aus. Dann wurde das junge Paar unter Vorantritt blumenstreuender Kinder ins große Haus geleitet. Sie empfingen erst in der „Sakristei“, d.h. in Marthas Schlafstube, den nötigen Brautunterricht u. legten dann nacheinander die Beichte ab. Nach der Beichte sangen wir. „Fest soll mein Taufbund immer stehen." Es war überaus voll, sodaß die Tür offen stehen bleiben mußte. Unter den Gästen war auch Frau Graeff, eine abgestandene Katholikin, die seit vielen Jahren keiner hl. Messe mehr beigewohnt hat u. die Nazi gewesen war. – Dann begann das hl. Hochamt, zu dessen Eingang wir „Lobe den Herrn“ sangen. Wir haben überhaupt viel gesungen, zum Offertorium, zum Sanktus u. zur Kommunion, zum Schluß: „Lobt froh den Herrn“.

     P. Beckmann vollzog die Trauung sehr feierlich, zuerst mit einer kurzen Ansprache, sodann sprach er alle Gebete in deutscher Sprache, was sehr schön war. Daran schloß sich dann das feierliche Hochamt. Obwohl P. Beckm. sehr ermüdet war u. er nur eine ganz kurze Predigt hielt, war doch alles besonders schön. Es schien mir, als ob er die liturgischen Texte viel besser sprach, bzw. sang, als wir es sonst bei ihm gewöhnt waren. Alle waren in sehr gehobener Stimmung. Als alles vorbei war, sprach ich Frau Graeff an u. drückte ihr meine Freude aus, daß sie unseren Gottesdienst besucht hatte u. sprach die Hoffnung aus, daß es nicht das letzte Mal gewesen sein möge. Sie war darüber arg verlegen.

     Nach dem Hochamt ließen wir P. Beckm. etwas Zeit zur Erholung in meinem Zimmer in dem bequemen Sessel, aber dann mußten wir bald zu Frau Longard, wo wir ein bescheidenes, aber gutes Abendbrot aßen mit Kartoffelsalat u. Preßwurst aus einer Büchse, anschießend Kaffee, in dem Bohnenkaffee enthalten war u. sehr viel [2] Kuchen mit einer falschen Schlagsahne. Der Tisch war mit bescheidenen Mitteln sehr hübsch gedeckt u. Frau Longard machte in ihrer überaus liebenswürdigen Art die unterhaltende Wirtin. Es gab zum Schluß sogar ein Gläschen Schnaps, den wir freilich aus Eierbechern trinken mußten, da Frau L. nicht so viele Gläser besaß. Wir waren acht Personen. Um 11 Uhr gingen wir wieder nach hause. Ich war sehr müde, konnte aber gleichwohl nicht schlafen infolge des Bohnenkaffees.

     Heute früh um 8 Uhr hatten wir noch eine hl. Messe. Wir frühstückten dann mit P. Beckmann. Martha zeigte ihm dann die Bunte Stube u. vor allem die Rosenkränze, die Frau Degner gemacht hat als Muster. Wir besprachen die Möglichkeiten. P. Beckmann pflichtete meiner Ansicht bei, daß diese Rosenkränze vom Pfarramt gekauft u. bezahlt werden müßten, damit wir vom Erlös die Flüchtlinge bezahlen können, die diese Sachen machen, während das Pfarramt die Rosenkränze zu einem wesentlich billigeren Preis weitergeben soll. Auf diese Art würde das Pfarramt praktische Flüchtlingsfürsorge ausüben. P. Beckmann wird heute Abend nach Berlin fahren u. er wird dort versuchen Kruzifixe für diese Rosenkränze zu bekommen. – Er ging dann noch zu Triebsch u. wird von dort nach Ribnitz zurückfahren. Ich sprach auch mit ihm über Triebsch u. wir kamen überein, nach Pfingsten an irgend einem besonderen Festtage die Taufe vorzunehmen. Ich bin der Meinung, daß es bei Triebsch nicht so sehr darauf ankommt, daß er alle dogmat. Glaubenswahrheiten beherrscht, als darauf, daß er endlich zum Empfang der Sakramente kommt. Pater Beckmann pflichtete, dem bei u. er wird versuchen, in diesem Sinne mit Triebsch zu reden.