Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1946-03-23
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Entstehungsdatum: 1946
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Originaltitel: Sonntag, den 23. März 1946.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 23. März 1946
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Einführung

Der Artikel TBHB 1946-03-23 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 23. März 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonntag, den 23. März 1946.     

[1]      Diese Zwischenzeit ist sehr anders verlaufen, als ich dachte. Am Donnerstag war ich nicht mehr fähig, zu arbeiten. Ich saß den ganzen Morgen vor der Staffelei, dösend. Mittags maß ich meine Temperatur, die über 39º war. Ich bin gleich zu Bett gegangen u. Martha benachrichtigte Dr. Meyer, der aber in Schwerin war u. von Dr. Lasch vertreten wurde. Dr. Lasch stellte nach dem Krankheitsbild mit immerwährendem Urindrang eine Nierenbecken= u. Blasen=Entzündung fest u. wollte die ganze Sache sehr harmlos ansehen. Ich wußte, daß sie das nicht war; aber ich konnte Dr. L. nicht übel nehmen, wenn er nicht gern herkam, denn es war inzwischen ein tolles Schneewetter ausgebrochen, bei dem man keinen Hund vor die Tür jagen konnte. [2] Dieses Tolle Wetter hielt auch noch den ganzen nächsten Tag an; aber Dr. L. bekam dann doch wohl ein schlechtes Gewissen. Er kam u. untersuchte mich sehr gründlich u. stellte wiederum eine Nierenbecken= + Blasenentzündung fest. Er versicherte mir mit rührender Eindringlichkeit, daß er mir nichts verschwiege, daß nichts anderes zu finden sei u. daß ich mir keine Sorgen machen sollte. Aber das alles hinderte nicht, daß ich bis gestern, also neun Tage hindurch, dauernd in einer Temperatur zwischen 38 – 40° gekocht habe. Mein Zustand ist dabei so geworden, daß man das Ende bald absehen konnte.

     Dr. Meyer ist dann von sich aus gekommen u. hat sich um mich bekümmert, obwohl er nicht viel machen konnte; aber er hat gewissenhaft getan, was er tun konnte. Bis er dann gestern sah, wie ich zusehends abnahm, wodurch er zu dieser letzten Entscheidung u. Verantwortung gedrängt wurde, die ich bei ihm ja schon zuweilen erlebt habe. Er entschloß sich zu Spritzen, deren Wirkung einer Pferdekur gleichen u. der ich leicht hätte erliegen können, wenn mein Herz nicht so gesund wäre. Er hatte mich vorher daraufhin untersucht.

     Nun ist das Fiber zum ersten Male gewichen. Ich sitze am Fenster meiner Schlafstube u. sehe draußen die Schneeglöckchen u. die ersten gelben Krokusse, denn seit drei Tage ist endlich der Schnee fort. Im Dorf ist Unruhe, denn die Russen sollen Prof. Reinmöller abgeholt haben. Heute früh soll eine große Aktion gewesen sein zum Zwecke der Milch=Erfassung. Die Russen haben verlangt, daß sofort alle Milch nach Wustrow in die Molkerei abgeliefert wird. Es ist das ja immer das alte Lied. Jetzt scheinen sie ernst zu machen, es heißt, der Bürgermeister sei bestraft worden, weil er bisher die Milch nicht abgeliefert hat.

     Eben kam die Post, darunter ein Schreiben von Fritz durch das Rote Kreuz vom September 1945, in dem er uns mitteilt, daß er in Hinterzarten im Lazarett liegt u. in französ. Kriegsgefangenschaft sei. Eine Organisation, die so arbeitet, scheint mir doch jeden Sinn verloren zu haben.