Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1946-01-10
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Entstehungsdatum: 1946
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Originaltitel: Donnerstag, 10. Januar 1946
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 10. Januar 1946
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1946-01-10 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 10. Januar 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Donnerstag, 10. Januar 1946     

[1]      Heute kam Brief Nr. 6 von Fritz, geschrieben am hl. Abend. Der arme Kerl macht sich noch Sorgen um uns, er stellt sich unser Leben sehr trübselig vor, was es doch garnicht ist. Er selbst hat den Hl. Abend still u. beschaulich im Lager verbracht nachdem der Caritas-Verband in Freiburg allen Gefangenen eine Weihnachtsbescherung bereitet hat u. der Direktor des Verbandes eine Ansprache gehalten hat. Dieser Caritas-Verband scheint nach allem, was Fritz schreibt, Erstaunliches in der Gefangenen-Fürsorge zu leisten – u. dennoch schimpfen die Gefangenen, wie er schreibt, auf die Kirche. – Auch von anderen Leuten hat Fritz Päckchen bekommen: von Frau Baronin v. Wolff aus Hinterzarten u. deren Tochter Maria Wendelstadt. Es scheint, daß da ein tieferes Interesse vorliegt. Am hl. Abd. waren auch die beiden Lagerärzte eine Stunde bei ihm u. brachten 2 Fl. Wein mit u. Fr. schreibt, er rauche nun eine Cigarre u. denke dabei an mich, wie gut mir diese Cigarre schmecken würde. – Ein rührend guter Kerl!

     In der Nacht hatte ich schwer unter Angstzuständen zu leiden wegen des neuen Bildes. Ich habe den Kopf sehr dunkel gemalt, während er in der Untermalung ursprünglich hell war. Aber es hatte mir eben ein dunkler Kopf vorgeschwebt. Schon den Melchisedech wollte ich dunkel malen, doch ist er dann hell geworden. Nun fiel mir in der Nacht ein, daß ich, wenn der Kopf dunkel ist, [2] das Kopftuch nicht weiß lassen konnte, wenn es nicht ein Negerkopf werden sollte. Also mußte ich das Kopftuch dunkel machen. Aber wie? Grau wäre zu eintönig gewesen u. ich dachte an Rot; aber das wäre eine Farbe gewesen, die von den Malern des 19. Jahrh. für solche Zwecke schon totgehetzt worden ist. Gelb u. Braun wären zu langweilig gewesen, da der Kopf schon stark gelb u. braun ist. Blau wäre zu hintergründig. Es blieb mir Grün, vielleicht Violett, letzteres ebenfalls zu hintergründig. Also Grün? Das erforderte einen ganz anderen Hintergrund. Ich grübelte u. bekam Angst, daß ich dieses Bild nicht malen könnte. Schließlich nahm ich meine Zuflucht zu einem inbrünstigen Gebet, das wohl eine Stunde dauerte. Während dieses Gebetes wurde mir alles klar: Kopftuch grün u. Hintergrund blaugrau, aber links ein fahles Gelb das sich schmal über das Kopftuch hinzieht u. rechts, ebenfalls am Rande des Kopftuches, in ein brandiges Rot ausläuft. – Ich habe heute alles so gemalt u. denke, daß es gut wird. Ich bin erst um 4 Uhr früh zum Schlafen gekommen.

     Wir haben dauernd mildes Wetter. Heute u. gestern heizte ich erst um 3 Uhr Nachmittags u. komme so mit einer einzigen Kanne Koks aus für den ganzen Tag.

     Da Martha u. ich jetzt nur noch die Lebensmittelkarte für Angestellte haben, kommen wir nicht mit dem Brot aus. Der Kulturbund hat mir mitgeteilt, daß ich Anspruch auf die Arbeiter-Lebensmittelkarte hätte. Diese Mitteilung habe ich heute Herrn Degner mitgegeben, der bei mir war, um die Hinterlassenschaft des im Sommer verstorbenen Röpke zu übernehmen, die immer noch bei mir stand. – Herr Schröter ist vom Landrat als Bürgermeister bestätigt worden.

     Eben kommt Martha sehr aufgeregt. Anneliese hat geschrieben, daß ein entlassener Kriegsgefangener sich gemeldet hat, der angibt, mit Kurt zusammen in Gefangenschaft gewesen zu sein. Alle Gefangenen sind nach der Ukraine transportiert worden zur Arbeit. Der Gewährsmann ist dann entlassen worden, weil er einen steifen Arm hat u. nicht arbeiten kann. Wenn Kurt also wirklich dort ist, muß er auch gesund sein. – Wer hätte das noch gedacht? Anneliese hatte die Hoffnung nie aufgegeben; aber ich habe nicht mehr an eine Rückkehr geglaubt. – Hoffentlich kommt er als ein Anderer wieder, als er war!