Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-12-19
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Mittwoch, 19. Dezember 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 19. Dezember 1945
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1945-12-19 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 19. Dezember 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über drei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Mittwoch, 19. Dezember 1945.     

[1]      Es hat sich im Bilde doch noch eine Schwierigkeit ergeben: die grüne Form der Kiefer am äußersten rechten Rande, u. zwar sowohl in der Form wie in der Farbe. Ich habe noch heute Abend die ganze Stelle mit dem Messer abgekratzt, da schon reichlich viel Farbe darauf war u. zu befürchten ist, daß die Farbe reißen wird. Durch das Abkratzen hat sich, wie so oft, von selbst eine Klärung ergeben u. ich hoffe, morgen die Schwierigkeit lösen zu können. Sonst ist das Bild tadellos u. geht nun seiner Vollendung entgegen.

     Frau Dr. Völkel aus Wustrow hat sich an P. Drost = Ribnitz gewandt, er möge doch auch in Wustrow Gottesdienst halten. Es ist das natürlich sehr schön, aber ich hätte es netter gefunden, wenn Frau V. mich vorher davon verständigt hätte. Der Pater schrieb mir, daß er am 2. Feiertag Nachmittags bei uns Messe lesen wolle u. am 3. Tage wieder morgens früh. Nun kann das nicht sein, da der Pater die erste Messe am 2. Festtage in Wustrow lesen wird, u. zwar hat Pastor Wunderlich die evangel. Kirche zur Verfügung gestellt. Es wird das erste Mal sein, daß in der Wustrower Kirche ein katholischer Gottesdienst abgehalten wird. Hoffentlich [2] wird es möglich sein, einen Wagen zu bekommen, denn sonst könnte ich nicht daran teilnehmen, was wirklich sehr schade wäre. Auch würde es sonst sehr schwer sein, die Paramenten, den Altarstein usw. ohne Wagen nach Wustrow zu schaffen, denn alles das ist hier bei mir u. in Wustrow ist nichts.

     Die Gegensätze zwischen Rußland u. den Westmächten nehmen langsam u. fast unmerklich zu. In Aserbeitschan ist, von den Russen geschürt, ein Aufstand ausgebrochen u. die Russen haben die persische Militärmacht gewaltsam gehindert, den Aufstand niederzuschlagen. England u. Amerika haben dagegen protestiert. Der Aufstand verlief natürlich erfolgreich u. es hat sich jetzt eine sog. demokratische Regierung in Aserbeitschan gebildet, die sich für unabhängig von Persien erklärt hat. Diese Vorgänge werden im engl. Sender natürlich in wenig wohlwollender Form bekannt gegeben, wenngleich man auch keine Kommentare dazu gibt. Heute wurde gesagt, daß die amerikanische Regierung beschlossen habe, die neue Regierung in Aserbeitschan nicht anerkennen werde. – Im engl. Sender wird bei jeder Gelegenheit versichert, daß die Gegensätze gegen Rußland, die zwar vorhanden wären, doch nicht so groß wären, daß darüber die enge Freundschaft zu Rußland leiden würde, es ließe sich alles diplomatisch regeln. Der Fall Aserbeitschan zeigt, wie weit solche diplomatischen Aktionen Erfolg haben. Auch spricht man in England auffällig viel, von „Mißverständnissen“ zwischen den beiden Ländern, aber bisher ist noch nie berichtet worden, daß diese „Mißverständnisse“ ihre Auklärung gefunden hätten. Der Fall Aserbeitschan scheint doch solch eine Aufklärung zu sein, – u. zwar eine sehr deutliche. Auch sprach man schon wiederholt von dem „Mißtrauen“, welches die Russen gegen die Westmächte u. umgekehrt hätten. Dies geschah erst in den letzten Tagen wieder u. zwar in einer recht deutlichen Form. Es wurde zu verstehen gegeben, daß von einer wirklichen Freundschaft nicht gesprochen werden könne, solange dieses Mißtrauen da sei. Also ist die Freundschaft, die sonst so laut gepriesen wird, doch wohl nicht so eng u. fest, wie in offiziellen Erklärungen gesagt wird. Dieses Mißtrauen kam ja auch jüngst sehr deutlich zum Ausdruck als die Russen eine Kontroll=Kommission in die englische Zone senden wollten, um sich über die immer noch nicht demobilisierten deutschen Herresverbände im Westen zu informieren. Alles das läßt tief blicken, besonders in diesem Augenblick, wo englische u. amerikanische Außenminister in Moskau zu einer Konferenz zusammen sind. Noch ehe diese Konferenz begonnen hatte, wurde erklärt, daß über das Ergebnis dieser Konferenz keine amtlichen Verlautbarungen herausgegeben werden würden. Man fürchtet offenbar, daß es wie s. Zt. in London zu keiner Verständigung kommen wird, u. man kann daraus schließen, daß die Westmächte keinesfalls gewillt sind, das von ihnen gehütete Geheimnis der Atombombe preiszugeben. Ueber diese wird sehr viel gesprochen. Es scheint als läge in dieser Erfindung eine ganz unermeßliche Gefahr für die ganze Welt, u. in der Tat: wer dieses Geheimnis besitzt, ist damit der Mächtigste. Es fragt sich nur, wie lange dieses Geheimnis geheim gehalten werden kann. Wenn zwei Gegner beide dieses Geheimnis besitzen, dann ist der der Mächtigste, welcher in der Lage ist, den anderen unversehens zu überfallen, in der Art, wie Japan es bei Pearl Harbur machte. Die Anwendung dieser Bombe aber bedeutet radikale Vernichtung. Die Atombombe in der Hand der Bolschewisten [3] dürfte dann in der Tat den Untergang der ganzen civilisierten Welt bedeuten, – aber wohl auch Rußlands selbst. Es sind das grauenvolle Perspektiven u. man denkt dabei nicht bloß an den Untergang des Abendlandes, sondern der ganzen Welt in ihrer jetzigen Gestalt. Es ist kein Wunder, daß die Staatsmänner der Westmächte mit höchster Sorge vor diesen Problemen stehen, aber eigenartig ist es, zu sehen, wie nur einige wenige Menschen wissend genug sind, um sich diese Sorgen überhaupt zu machen, die Masse der Menschen der ganzen Welt lebt sorglos dahin, obgleich die ganze Welt auf einem riesigen Pulverfaß sitzt.