Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1945-11-29
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1945
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Donnerstag, 29. November 1945.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 29. November 1945
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

Der Artikel TBHB 1945-11-29 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 29. November 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Donnerstag, 29. November 1945.     

[1]      Gestern wurde hier die dritte Typhus-Impfung vorgenommen u. Dr. Lasch trank nachher wieder eine Tasse Kaffee bei uns. Er hatte diesmal seine Frau mitgebracht, eine große, schlanke u. etwas mondäne Erscheinung, bei der die Unmöglichkeit äußerer Körperpflege in dieser Zeit recht störend auffällt. Dr. L. selbst ist ein in sich gekehrter Mensch, der sich nur schwer erschließt, der aber offensichtlich den Wunsch hat, sich mir zu erschließen, denn er kommt immer wieder. Er ist ein Mann, um den man sich Mühe geben müßte u. es ist schade, daß dem heutzutage so viele Hindernisse im Wege stehen.

     So weit ich dem infolge Strommangels höchst unvollkommenen Radio entnehmen kann, sind die Wahlen in Oesterreich recht hoffnungsvoll ausgegangen. Es standen drei Parteien zur Wahl: die Demokraten, die sich dort, wie ich glaube, Volkspartei nennen, die Sozialdemokraten u. die Kommunisten. Die Demokraten scheinen die absolute Mehrheit zu besitzen, die Kommunisten haben nur zwei Mandate errungen, sodaß Sozialdemokraten u. Kommunisten zusammen noch immer in der Minderheit sind. Der von den Russen eingesetzte Ministerpräsident Dr. Renner, Sozialdemokrat, hat darauf seinen Rücktritt erklärt. Dr. Renner scheint ein sehr fähiger Mann zu sein, er hat Oesterreich durch die ganze erste, schwierige Zeit mit Geschick durchgebracht u. es ist schade, wenn er jetzt nicht mehr mittun würde; aber die Wahl selbst ist sehr erfreulich. Die Russen werden sehen, daß sie sich in Oesterreich keine Freunde erworben haben. Wollte Gott, daß wir in Deutschland auch endlich so weit wären, daß wir wählen könnten, es wird bei uns bestimmt nicht viel anders sein. –

     Gestern bekam ich wieder einen Brief von Dr. Krappmann. Er ist in Kiel. Die Berliner Anschrift, die er auf dem Umschlag seines letzten Briefes angab, scheint eine Deckadresse gewesen zu sein. Er schreibt, daß er mit der Absicht umgehe, Bautischler zu werden, falls ein Anstellungsgesuch, das er noch in Bayern laufen hat, keinen Erfolg haben sollte. Er sieht in seinem Beruf keine Aussichten mehr. Ich finde diesen Entschluß sehr mutig u. anständig. – Auch von Dr. Birkenfeld bekamen wir eine Karte aus Berlin, dem armen Kerl scheint es recht dreckig zu gehen. Auch für ihn ist es ungewiß, ob er seinen Beruf als Wirtschaftsberater weiter ausüben darf, da er PG war, allerdings ohne Nationalsozialist gewesen zu sein.

     Die angedrohten Flüchtlinge sind immer noch nicht eingetroffen, dagegen hat Althagen 400 Flüchtlinge bekommen.

     Heute habe ich endlich das Schild am Gartenzaun entfernen lassen, das mich in russischer Sprache als Bürgermeister kennzeichnete, – morgen ist der letzte Tag, an dem ich dieses Amt habe.

     Papenhagen macht mir Keilrahmen. Ich fange gleich fünf Bilder auf einmal an. Zwei Keilrahmen sind schon fertig aufgespannt. Martha hat zum Glück Leinewand genug. Alle fünf Bilder sind Wiederholungen von im Jahre 1944 gemalten Bildern, bzw. Weiterführungen. So will ich den „Melchisedech“ weiter ins Abstrakte führen als Vision eines menschlichen Antlitzes, ferner die Landschaft mit den zwei Erlen, die abendliche Küstenlandschaft, sodann das Stilleben mit den gelben Dahlien als Sieg des Gelb über die anderen Farben u. das Stilleben mit dem Gnadenbilde Marias als eine Prozession von Kugelformen vor dem aufragenden Gnadenbilde. – Schwierig wird noch die Frage, wie ich die Leinewand grundieren soll, – ich hoffe, daß der Malermeister Gräff mir da aushelfen kann.

     Gestern erzählte Margot Seeberg, daß Herr Dr. Ziel ab 1.1.46 wieder Landgerichtspräsident in Chemnitz sein wird. Wir werden diesen Herrn also hier los, worüber sich viele Leute freuen werden.

     Eben waren wieder zwei Russen hier, der Leutnant u. der Sergeant [2] von Monheim. Ich sagte ihnen, daß ich kein Bürgermeister mehr wäre, sie sollten ins Gemeindeamt gehen, wenn sie etwas wollten. So zogen sie wieder ab.