Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-11-11
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Sonntag, 11. Nov. 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 11. November 1945
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Einführung

Der Artikel TBHB 1945-11-11 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 11. November 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonntag, 11. Nov. 1945.     

[1]      Gestern Mittag ist P. Drost wieder nach Ribnitz zurückgegangen, zu Fuß. Es waren sehr anregende Tage. Der Mann ist noch jung, sehr gesund u. unverwüstlich. Am Freitag hielt er bei Margot Seeberg nachmittags einen Vortrag, zu dem die vielen Ahrenshooper Intellektuellen erschienen waren, – ich selbst war nicht da, weil es mich zu sehr angestrengt hätte. Abends waren dann die Schlesier, nämlich Frl. Nickstadt u. das Ehepaar Degner bei uns u. ließen sich von ihm über Schlesien berichten. Er erzählte sehr anschaulich von den überaus grausigen Ereignissen. Nachher sprachen Martha u. ich allein noch mit ihm, wobei auch von Kunst gesprochen wurde. Davon hat er keine Ahnung. Das ließ ihm keine Ruhe u. so drängte er mich am Freitag Abend, – Martha war schlafen gegangen –, ihm über abstrakte Kunst etwas zu sagen. Es war ihm unerträglich, hier mit mir zusammen gewesen zu sein u. mich zu schätzen, aber vom Wichtigsten nichts zu wissen. Ich gab mir Mühe, ihm eine Handhabe zu geben, meine Ideen zu verstehen, aber es gelang mir nur sehr wenig. Es ist ja überaus schwer, jemanden darüber etwas zu sagen, der gewöhnt ist, Bilder nur gegenständlich zu sehen u. sie als Träger religiöser Gedanken zu nehmen. Nur daß er garkeine Opposition machte, sondern ganz willig war, – u. das war sehr nett. So ist es mir wenigstens gelungen, ihm die Grundelemente etwas nahe zu bringen, – er muß nun darüber erst eine Weile nachdenken, bis man mehr sagen kann. –

     Für uns war ja das Wichtigste, daß wir drei hl. Messen hatten, – gestern früh in Form eines Hochamtes. Wir konnten darum heute unsere Sonntagsandacht ausfallen lassen, – eine große Erleichterung für mich.

     Gestern Nachmittag wurde Frau Garthe beerdigt. Pastor Müller-Althagen fungierte als Geistlicher. Ich selbst blieb aber zuhause.

     Justus Schmitt ist z. Zt. hier. Er schläft seit gestern bei uns, nachdem P. Drost fort ist. Er ist ja ein vielgewandter Mensch u. so ganz anregend.

     Gestern brachte mir Frau Schuster eine Verfügung, nach welcher in der Gemeine Ahrenshoop sofort sämtliche Zentrifugen [2] zu beschlagnahmen seien. Künftig ist alle Milch restlos an die Molkerei abzuliefern u. nur noch Kinder werden künftig nur noch Magermilch erhalten. – Das ist die Antwort auf die Beschwerde, welche Herr Dr. Ziel über mich an die Regierung in Schwerin gerichtet hat, weil ich zu rücksichtslos die Kuhhalter gezwungen hätte, Milch abzuliefern. Nun wird überhaupt niemand mehr Vollmilch erhalten u. mit Butter ist es ganz aus. Es ist zwar eine gewisse Genugtuung für mich, aber das ganze Geschäft widert mich jetzt so an, daß ich mich immer mehr zurückziehe. Ich denke, daß ich zum 1. Dezember das Amt ganz niederlegen werde, obgleich ich nicht weiß, wer es dann machen soll. Herr Schröter, auf den ich meine Hoffnung gesetzt hatte, erweist sich leider als unfähig.