Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-11-07
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Mittwoch, 7. Nov. 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 7. November 1945
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Einführung

Der Artikel TBHB 1945-11-07 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 7. November 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über eine Seite.

Tagebuchauszüge

[1]
Mittwoch, 7. Nov. 1945.     

[1]      Heute ist großer sowjetischer Revolutions=Feiertag. Es darf nicht gearbeitet werden, auch die Bauern auf dem Felde nicht, sogar das Gemeindebüro muß geschlossen bleiben. Am Freitag den 9. November wiederholt sich das als deutscher Revolutionstag. Dieser Tag, der Geburtstag meines Vaters, hat es in sich. Erst war er Revolutions-Feiertag der Weimarer Republik, dann Hitler-Deutschlands, u. jetzt auch des sog. „Neuen Deutschlands“. –

     Gestern ist Frau Garthe gestorben. Martha war u. ist bemüht um sie u. um die Ordnung, denn niemand von der Familie ist hier u. es ist zu fürchten, daß auch dieses Haus ausgeplündert werden wird, wenn es unbeaufsichtigt bleibt. Herr Krull bemüht sich ebenfalls. Die alte Frau hat sich ihr Leben lang aufgeopfert, erst für ihren Mann, dann für ihren Sohn u. dessen Frau u. Kinder, – u. jetzt ist niemand da. –

     Gestern waren Herr + Frau Dr. Umnus hier. Dr. U. erzählte, daß er im Radio gehört habe, daß eine neue Differenz zwischen den Westmächten u. Rußland bestehe. Die Westmächte verlangen, daß zur Wahrung wahrhafter Demokratie in Deutschland auch die Opposition zu Worte kommen müsse, während die Russen nur die vier jetzt bestehenden, sog. demokrat. Parteien gelten lassen wollen: die Kommunisten, die Sozialdemokraten, die christlich=demokratische Union u. die liberal-demokrat. Partei. Es ist ja klar, daß eine Ausschaltung jeder Opposition niemals Demokratie sein kann, wie ja eben die Russen niemals Demokraten sind u. es ist sehr anerkennenswert, daß die Westmächte sich nun also auch wirklich praktisch zu wahrer Demokratie bekennen. Der Unterschied zwischen Ost u. West wird aber immer krasser. – Auch wollen die Anglo-Amerikaner eine deutsche Regierung einsetzen, während die Russen das verhindern wollen. Auch Frankreich ist dagegen. Heute heißt es, daß de Gaulle zurückgetreten ist. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um diese Differenzen u. der Rücktritt würde bedeuten, daß die englisch-amerikanische Auffassung gesiegt hat. Im engl. Senden wird bereits seit einiger Zeit davon gesprochen, daß bis zum Juni 1946 eine deutsche Zentralregierung eingesetzt werden sollte u. daß die militär. Besetzung Deutschlands dann ein Ende finden soll, es soll dann eine Zivilverwaltung eingerichtet werden.

     Es ist jetzt ein halbes Jahr vorbei, in dem wir von den Feindstaaten besetzt sind. Wir in der russ. Zone wissen jedenfalls, daß es so nicht gut gehen kann. Allein die sog. Bodenreform, die ja nur in der russ. Zone durchgeführt worden ist, zeigt deutlich, wohin der Weg führt: zum völligen Ruin. Selbst in der kommunistischen Zeitg. „Volkszeitung“, die wir von Zeit zu Zeit bekommen u. die ein dürftiges Kaseblättchen ist, kann man hier u. da zwischen den Zeilen lesen, daß auch den Kommunisten dabei bange wird. Es zeigt sich, daß diese zahlreichen „Neubauern“ auf 5 ha. Land mit der Herbstbestellung nicht fertig werden, was nicht anders zu erwarten war, denn es sind zum großen Teil Leute angesiedelt worden, die von der Landwirtschaft garnichts verstehen. Von Zeit zu Zeit werden auch unsere Leute hier aufgefordert, sich Land zuweisen zu lassen, das jedoch weit entfernt liegt u. unerreichbar ist. So hieß es vorgestern wieder, daß unsere Leute nach Dierhagen gehen sollten, weil dort Wald aufgeteilt würde. Früher sollten sie nach Körkwitz gehen, weil das Gut dort aufgeteilt wurde. Es ist aber keiner hingegangen.

     Von Dr. Krappmann erhielten wir einen ersten Brief aus Berlin, wo er sich mit Privatstunden sein Brot verdient.

     Meine Gesundheit macht nur sehr langsame Fortschritte, ich bin sehr schlaff u. halte nichts aus.