Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-10-02
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Dienstag, 2. Okt. 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 2. Oktober 1945
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Einführung

Der Artikel TBHB 1945-10-02 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 2. Oktober 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Dienstag, 2. Okt. 1945.     

[1]      Gestern Vormittag erschien Herr Frey, Kriminalbeamter aus Ribnitz, bei mir im Amt. Er fragte nach PG's u. Flüchtlingen u. entlassenen Soldaten u. behauptete dann, daß ich meinen entlassenen Sohn seit einer Woche irgendwo verberge. Ich lachte darüber, worauf er mich sehr ernst ermahnte, die Wahrheit zu sagen. Ich wurde darauf grob. – Er gab sich dann damit anscheinend zufrieden, verlangte aber, Herrn Kühme zu sprechen. Von diesem behauptete er dann, daß er SS=Mann gewesen sei u. das Goldene Parteiabzeichen getragen habe. Herr Kühme ist tatsächlich, wie sich dann herausstellte früher als junger Bengel in die SA eingetreten, hat sich dann aber am Putsch gegen Hitler unter Hauptmann Stennes (oder so ähnlich?) beteiligt u. ist aus der Partei ausgestoßen worden. Im Jahre 1933 hat er dann aus Existenzgründen versucht, wieder in die Partei zu kommen, doch ist ihm das nicht gelungen. Das war sein Glück. – Herr Frey verhörte ihn sehr scharf, aber schließlich ließ er sich doch überzeugen, daß Herr Kühme ihm die Wahrheit sagte. – Die ganze Sache ist also wieder eine neue Denunziation.

     Herr Kühme kam dann am Nachmittag u. sagte mir, daß er unter solchen Umständen es vorzöge, seine Tätigkeit im Gemeindeamt wieder einzustellen. Ich erklärte ihm, daß ich das wohl begreifen könne, daß ich ihn aber dennoch bäte, die Arbeit zunächst weiter zu tun, da ich selbst mein Entlassungsgesuch bereits als Entwurf in der Brieftasche trüge, ich wäre nun entschlossen, dieses Gesuch dem Landrat einzureichen.

     Martha ist garnicht recht wohl. Wir haben gestern Dr. Meyer kommen lassen weil wir den Verdacht einer Blinddarm-Reizung hatten, der sich Gott sei Dank als unbegründet erwies. Es handelt sich aber um eine allgemeine Ueberanstrengung u. Herzschwäche, sie soll sich schonen u. vorsichtig sein. Ich begrüße es daher um so mehr, daß M. sich nun diese ganze Russenschneiderei vom Halse geschafft hat. Ich werde nun auch die Notgemeinschaft auflösen u. die früher gespendeten Beträge, die noch alle da sind, als besondere Wohlfahrtskasse in die Gemeinde übernehmen. Ich werde einen besonderen Wohlfahrts=Ausschuß berufen, der diese Gelder verwalten soll, da kann Herr Ziel ja dann mittun.

     Abends war Dr. Max Grantz mit Carmen bei uns. Er zeigte seine sehr eindrucksvollen Skizzen vom zerstörten Berlin u. erzählte von den Kampftagen. Er trägt jetzt einen Vollbart, der ihn seinem Vater sehr ähnlich macht.

     Abends: Herr Kühme sagte mir am Nachmittag, daß er nun doch entschlossen sei, hier fort zu gehen. Er will nach Berlin, wo er ja wohnt, er ist sich aber nicht klar, ob er seine Frau hier lassen soll, sie ist hier natürlich besser dran. Es tut [2] mir sehr leid, denn ich brauche ihn ja dringend; aber ich überrede ihn nicht. Jeder muß tun, was ihm gut dünkt. Ich habe ihm nur gesagt, daß ich es für unklug halte, weil es nach Flucht aussieht. Er sagte mir aber, daß Herr Frey im Ort herumläuft u. die Leute aushorcht auch über mich. – Das scheint zu stimmen, denn eben war Frau Kurts aus Althagen bei Martha, die sich ja mächtig als Kommunistin aufspielt. Ich dachte mir natürlich, daß Herr Frey auch bei ihr gewesen sein müsse, um sie auszuhorchen. Ich fühlte ihr auf den Zahn u. sie erzählte denn auch gleich los, daß Herr Frey sie gefragt hat, ob ich einen Sohn hätte. Herr Frey wird noch mehr gefragt haben u. Frau Kurts wird vielleicht auch noch mehr gesagt haben. Sie will morgen nach Ribnitz u. ich habe sie gebeten, sich dort nach Paul umzusehen.

     Ich fürchte, daß morgen Herr Frey die Gelegenheit benutzen wird, wo der Dampfer fährt, um nach Ribnitz zu kommen u. daß er dann mit Herrn Kühme zusammentreffen wird. Jedenfalls ist für mich der Umstand, daß Herr K. abfährt, um so mehr ein Grund, das Amt niederzulegen. Frau Schuster ist heute leider nicht dazu gekommen, mein Gesuch fertig zu schreiben, sodaß es erst morgen rausgehen kann; aber das muß ja auch seinen Sinn haben.

     Gestern erhielten wir eine Karte von Rektor Dutemeyer aus Müritz. Das kleine Lenchen ist gestorben, die Schwestern sind wohlauf. –