TBHB 1945-08-13
Einführung
Der Artikel TBHB 1945-08-13 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 13. August 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
[1] Gestern wieder ein Tag mit viel Plötzlichkeiten. Morgens früh wurde ich aus dem Bett geholt mit der Aufforderung, mich sofort nach Ribnitz zu einer Besprechung der Bürgermeister zu begeben. Ich stellte mich krank u. beauftragte Dr. Hahn, der um 9 Uhr mit dem LKW. losfuhr, aber mitsamt den anderen Bürgermeistern nicht bis Ribnitz kam, da der Wagen versagte. Alle mussten dann wieder zurück. – Am Nachmittag kam die [2] Kunde, daß die Monheimer Russen das Haus Kumpf ausplünderten. Kumpf's sind am letzten Dienstag mit dem Flüchtlingstransport abgefahren u. haben den größten Teil ihrer Habe hier gelassen, dazu die Sachen von Beckers, den Hausbesitzern. Zufällig kam der althäger Kommandant mit seinem Vorgänger, der seit Sonnabend bei ihm zu Besuch ist, zu mir. Ich teilte ihm die Sache mit u. er war sofort sehr hilfsbereit, in erster Linie wohl, weil er selbst Beute für sich machen wollte. Wir gingen alle in das Haus, wo der Kommandant zunächst die Monheimer Russen raus warf, die aber schon allerhand geholt haben müssen, besonders Bettwäsche, u. dann ging ein gieriges Durchsuchen von Seiten der beiden Herren Offiziere los. Es fanden sich sehr bedeutende Werte. Der Kommandant ließ sich zwei Mann u. einen Wagen von der Batterie kommen u. es wurde aufgeladen. Der Wagen fuhr zwei Mal. Alle Sachen wurden in unser kleines Haus gebracht. Ich ließ dann den Wagen von Brand mich noch zweimal fahren, sodaß wir nun die wertvollsten Sachen geborgen haben. Nur die Möbel sind noch im Hause, die aber wertlos sind. Bei mir im Hause haben dann die Offiziere sich alles herausgesucht, was für sie von Wert war: Stiefel, Kleiderstoffe, Anzüge, Bettdecken, Wäsche usw. Immerhin benahmen sie sich dabei ziemlich anständig. Um 1/2 12 Uhr Nachts schickte der Kommandant dann noch seinen Unteroffizier mit einem Kosacken, welcher den Auftrag hatte, die Nacht über im Hause zu wachen. Er blieb dort bis heute früh. Es ergab sich eine neue Schwierigkeit, da dieser Kosack uns heute nicht erlauben wollte, die Sachen zu sichten u. zu ordnen u. wir fürchteten, daß die Russen diese Sachen doch noch für sich abholen würden. Wir schickten Borchers zum Kommandanten, der aber sagen ließ, daß die Sachen zu unserer Verfügung stünden. Nach einigem Zureden ließ der Kosack sich dann bewegen, abzumarschieren. Mit dieser Sache gewinnen wir einen Großteil dessen, was wir für das neue Wustrower Krankenhaus zu liefern haben.
3 Uhr nachm. – Als ich Mittags nachhause kam, stellte sich heraus, daß der Kommandant aus Althagen am Vormittag einige Leute geschickt hatte, die nun die Sachen aus dem Hause Kumpf noch einmal gründlich durchgeplündert haben. Wir haben mit dieser ganzen Sache den Russen das Plündern also bloß erleichtert. Sie sind mit einem Wagen dagewesen u. haben alles, was Leib= u. Bettwäsche war, sowie Decken, abgefahren.