Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1945-07-09
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1945
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Montag, 9. Juli 1945.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 9. Juli 1945
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

Der Artikel TBHB 1945-07-09 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 9. Juli 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Montag, 9. Juli 1945.     

[1]      Martha überraschte mich heute morgen mit Cigarren u. Cigaretten. Trude hatte Johannisbeeren u. etwas Kuchen mitgebracht. Martha u. ich dachten an meinen 50. Geburtstag, den ich im Christ-Königs-Hause verlebte u. zu dem sie damals für zwei Tage nach Berlin gekommen war. Es war damals eine schreckliche Zeit, – aber ob die heutige besser ist, steht dahin.

     In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag ist in der BuStu. eingebrochen worden. Es sind einige Kleidungsstücke, die in der Schneiderstube der Notgemeinschaft in Arbeit waren, gestohlen worden, auch solche, die Russen gehörten. Gestern morgen kam wieder ein Hilfspolizist aus Wustrow mit 4 Soldaten. Er verlangte eine Liste der PG's. Ich gab sie ihm, weil ich glaubte er sollte dieselbe nur nach Wustrow bringen. Spater stellte sich heraus, daß sie einen Wagen mithatten u. bei den PG's plünderten.

     Am Abend kam Dr. Hoffmann. Herr Soehlke war bei ihm gewesen u. im Interesse von Frau Bertsch zu intervenieren, da diese sich wegen der Beschlagnahmung der Hausschlachtungen beklagt hatte. Herr Dr. H. war mit Herrn S. zu Frau B. gegangen u. da hatte sich dann ergeben, daß Frau B. ganz gewaltige Mengen von Hamsterwaren besaß. Herr Dr. H. hat diese Sachen sofort beschlagnahmt. Ich werde die Sachen heute von Spangenberg abfahren lassen.

     In der Nacht sollen sehr viele Einbrüche vorgekommen sein, es scheint so, als ob da eine organisierte Räuberbande am Werke wäre.

     Dr. Hoffmann sagte gestern Abend, daß der Wustrower [2] Kommandant abgelöst worden sei. Es wird zwar ein neuer kommen, aber es ist höchst unwahrscheinlich, daß der neue wieder ein so ekelhafter Kerl ist, wie der alte war. Diese angenehmen Nachrichten veranlaßten mich, meinen Geburtstag voraus zu nehmen u. Dr. H. zu einer Flasche Wein einzuladen.

     Heute früh kam ich dazu, wie zwei Wagen auf dem Platz vor dem Gemeindeamt standen u. die dort lagernden Pflastersteine aufluden. Sie hatten Befehl dazu von den Russen. Ich ließ wieder abladen u. schickte die Wagen fort. Leider war vorher schon Bauer Nagel ebenfalls dagewesen u. hatte einen ganzen Wagen voll abgefahren.

     Gestern Nachmittag war Frau Longard bei uns. Sie brachte mir ein Näpfchen mit Blaubeeren mit u. ein Buch von Abt Ildefons Herwegen aus Maria-Laach.

     Auf Befehl der Russen mußten wir in dieser Nacht die Uhren um eine Stunde vorstellen. Wir sind nun um zwei Stunden vor der Mitteleurop. Zeit voraus, da die osteurop. Zeit eine Stunde voraus ist u. außerdem noch die Uhr um eine Stunde Sommerzeit vorausgestellt ist. Um Mitternacht ist es auf diese Art noch fast heller Tag, da es eigentlich erst 10 Uhr ist.

4 Uhr nachm. Die Pflastersteine habe ich doch nicht retten können. Die Russen wollen den Gang im Pferdestall damit pflastern. Außerdem höre ich eben, daß der Wustrower Kommandant wieder zurückgekommen sein soll. – Der Ertrag der Beschlagnahmung bei Frau Bertsch war erheblich. – Es bestätigt sich, daß die Russen, die gestern bei den PG's Haussuchungen gemacht haben, unsere Dolmetscherin Frau Kansi vergewaltigt haben. Die Frau ist gegen 55 Jahre. Herr Bachmann, dessen Wohnung eben ausgeplündert wurde u. dem man alle Anzüge, Wäsche u. Schuhe genommen hat, will jetzt versuchen, nach Berlin zu kommen. Gestern hörte ich im Rundfunk, daß der Gesundheitszustand in Bln. sehr gefährdet sein soll, es gibt einige Fälle von Cholera. Wenn eine Seuche ausbricht, werden die Folgen furchtbar sein.