Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1945-06-01
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1945
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Freitag, 1. Juni 1945.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 1. Juni 1945
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

Der Artikel TBHB 1945-06-01 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 1. Juni 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Freitag, 1. Juni 1945.     

[1]      Mit der Milchversorgung sieht es besser aus, als ich erwartet hatte. Die Kleinstkinder sind alle versorgt wir können nun auch den Kindern bis zu 6 Jahren, den werdenden u. stillenden Müttern u. alten + kranken Leuten Milch geben. Nun muß auch noch die Butter= u. Eierversorgung geregelt werden.

     Gestern Besprechung mit Herrn Schulrat Zelk. Ergebnis: Herr Deutschmann wird von Montag ab den Unterricht wieder aufnehmen.

     Die Russen, welche hier ihr Erholungsheim einrichten wollten, sind in vollem Abmarsch. Sie sind gestern schon mit Lastwagen dagewesen u. haben alles wieder aufgepackt, was sie hergebracht haben. Ich habe schon gestern u. vorgestern die Leute, die aus den beschlagnahmten Häusern ausgewiesen waren, wieder einziehen lassen. In der Guten Laune hatten sie eine Entlausungs-Anstalt eingerichtet, das ganze Haus ist wieder frei. Im Kaffee Namenlos sind viele Matratzen u. Betten aus dem Kurhause, hoffentlich lassen sich diese Sachen noch sicherstellen. Auch die Russen in der Batterie sind im Aufbruch, teilweise sind sie schon fort. Die Abreise unserer Flüchtlinge ist gestoppt, da die Straßen von den Russen überfüllt sind. Es heißt, daß sie alle über die Oder zurückgehen. Andere sagen, es bliebe nur eine kleine Besatzung zurück, – oder es käme Marine-Artillerie hierher. Dies scheint mir wohl nur eine Erinnerung an unsere eigene Marine-Artillerie zu sein. Vielleicht wird auch nur eine neutrale Zone zwischen Ost + West geschaffen ohne jede Besatzung, was freilich sehr schlimm wäre, denn dann würden wir keine Machtmittel haben, um die immer mehr hungernde Bevölkerung in Ruhe zu halten. Wieder andere behaupten, daß die Amerikaner oder Engländer herkämen. Niemand weiß Genaues, nur sehen wir, daß die Russen alles mitschleppen, was nicht niet= u. nagelfest ist: Radio-Geräte, Telephon-Apparate, Nähmaschinen, landwirtschaftl. Maschinen, Eggen, Pflüge u. auch Möbel u. Zimmereinrichtungen. Es ist einfach trostlos. Gestern ging ich durch einige von den Russen geräumte [2] u. dann geplünderte Häuser, in denen büchstäblich nichts mehr vorhanden ist, was irgendwie Wert hat. Bei Prof. Sudeck sah ich einen elektr. Kühlschrank, den sie gewaltsam mit großer Mühe aufgebrochen hatten, um festzustellen, daß er leer war. Wahrscheinlich haben sie ihn für einen Kassenschrank gehalten. – Andererseits ereignete sich gestern das Wunder, daß die Russen dem Herrn Brand sein Pferd u. seinen Wagen wirklich wieder zurückgebracht haben. Die Pferde des armen Spangenberg dagegen sind trotz aller Bemühungen nicht zurück zu bekommen gewesen.

     Gestern Abend Herr + Frau Partikel bei uns. P. malt unentwegt Stalin u. Lenin für die Russen, hat aber außer einem Stückchen Brot bisher keinerlei Entlohnung bekommen, obgleich der Kommandant vorher sehr große Versprechungen gemacht hat. – Herr Dr. Hahn kam aufgeregt u. berichtete, daß die Russen am Grenzweg wieder sehr im Gange seien u. die Frauen belästigten. Ich konnte ihm nicht helfen. Ich blieb abends noch lange auf, aber im Dorfe selbst blieb alles ruhig. Ich bete jeden Abend mindestens einen Rosenkranz.