Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-05-09
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Mittwoch, 9. Mai 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 9. Mai 1945
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1945-05-09 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 9. Mai 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Mittwoch, 9. Mai 1945.     

[1]      Martha u. ich versuchten gestern Abend, Radio-Nachrichten bei Frau Sperling im Hause von Paepke zu hören, da dort der Apparat gewöhnlich funktioniert; aber grade gestern Abend war der Strom so schwach, daß auch dort nichts ankam. Ich wollte gern etwas über die Rede hören, die Churchill gestern Nachmittag gehalten hat. Wir gingen dann gleich wieder nachhause, denn man kann nicht ohne Sorge von Hause fortgehen.

     Die sog. Siegesfeier, die die Russen gestern veranstaltet haben sollen u. von der ich mit Besorgnis eine allgemeine Besoffenheit erwartet hatte, ist sehr ruhig verlaufen. Hier u. da hörte man Russen singen, bzw. gröhlen u. vereinzelt wurden Leuchtraketen geschossen, aber schon um 10 Uhr war alles ruhig. Ich blieb vorsichtshalber bis 12 Uhr am Fenster sitzen u. betete den Rosenkranz, aber dann ging ich schlafen. Ich habe bis jetzt, 9 Uhr Morgens, nicht gehört, daß sich irgendwo etwas ereignet hätte.

     Gestern im Laufe des Tages erhielten wir durch irgend einen Boten ein Briefchen von Carmen Grantz, nach dem es ihr u. ihrer Mutter noch gut geht. Die Russen haben ihr, wie üblich, eine Uhr weggenommen, eine Flasche Parfüm u. ein Paar lederne Handschuhe, doch ist es ihr gelungen, die letzteren wieder aus den Manteltaschen der Russen zurückzustehlen. –

     Es ist im allgemeinen ruhiger geworden, aber es gibt immer noch einzelne herumlungernde Soldaten, die in die Häuser eindringen, alles durchwühlen u. mitnehmen, was ihnen grade gefällt.

4 Uhr nachm. – Es heißt, daß die sog. Siegesfeier gestern garnicht stattgefunden habe, sie soll erst heute Abend stattfinden, aber nicht bei uns, sondern bei Schütz in Althagen. –

     Nun ist auch noch die Möglichkeit, Radio-Nachrichten zu hören, die bisher im Kurhause bestand, verloren gegangen. Der Apparat ist mitsamt dem Akku gestohlen worden. Wir sind nun ganz auf Gerüchte angewiesen. Eines davon besagt, daß Himmler in Gelbensande aufgefunden [2] worden sein soll. Die Leiche Hitlers soll immer noch nicht gefunden sein, aber der Vergiftungstod von Goebbels u. seiner ganzen Familie scheint sicher zu sein. Paul meint, man sollte wenigstens noch seine Leiche aufhängen. Es will ihm nicht in den Kopf, daß dieser Kerl so billig davongekommen sein sollte. Ich glaube aber, daß er doch ein sehr schlimmes Ende gehabt haben muß, denn er war doch zu intelligent, um selbst an all das zu glauben, was er dem Volke vorgelogen hat. Er muß dieses Ende doch schon lange vorausgesehen haben, u. es wird schon eine Höllenqual gewesen sein, jede Woche einen Artikel von der Gewißheit des Sieges schreiben zu müssen. Er soll ja wohl sieben Kinder gehabt haben, dazu er u. seine Frau. Er ist also mit neunfachem Mord belastet in die Ewigkeit gegangen, abgesehen von den zahllosen Mord= u. Greueltaten, die ihm indirekt zur Last fallen. Die Hölle macht jetzt reiche Ernte. – Ueber den Verbleib der anderen Halunken hört man nichts. Es heißt ja, daß irgendwo in den Alpen noch von letzten SS=Verbänden gekämpft wird. Die Kerle besitzen sogar noch einen Sender u. geben einen Heeresbericht heraus.

     Heute Vormittag pflanzte ich weite Dahlien. Es ist heute sehr schönes, warmes Wetter. Auch Gladiolen-Zwiebeln habe ich gepflanzt.