Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-04-19
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Donnerstag, 19. April 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 19. April 1945
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1945-04-19 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 19. April 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Donnerstag, 19. April 1945.     

[1]      Nach wie vor haben wir nur von 4 – 6 Uhr Strom. Ich stand wieder auf, den Soldatensender zu hören, der über alle Dinge ganz merkwürdig gut unterrichtet ist u. dessen Sendungen überhaupt von einer sehr großen Lebendigkeit sind, – selbst die Tanzmusik, die er in den Pausen sendet, ist sehr amüsant. – Nach dieser Sendung hat ein Großangriff aus der Luft auf Helgoland stattgefunden, bei dem nicht weniger als 900 Flugzeuge beteiligt waren u. der eine Stunde gedauert hat. Der Angriff muß eine verheerende Wirkung gehabt haben. Ich nehme das als sicheres Zeichen, daß eine Landung über See nun unmittelbar bevorsteht. Vielleicht heute oder morgen, zum Geburtstage des Führers.

     An der Westfront sind sonst keine wesentlichen Veränderungen, nur daß die Engländer sich von Süden her näher an Hamburg herangeschoben haben u. Lüneburg genommen haben. Ebenso sind sie näher an die Tschechoslowak. Grenze herangekommen u. haben diese wohl schon erreicht. Auch in Holland haben sie gewonnen u. der Widerstand im Ruhrkessel scheint nun abzuflauen. Dem Gerücht nach soll Feldmarschall Model sich das Leben genommen haben. Daß unser Atlantik-Stützpunkt an der Gironde-Mündung nun ebenfalls kapituliert hat, ist ja nur von lokalem Interesse.

     An der Ostfront scheinen die Russen nun im Raume östl. Berlins zum Großangriff übergegangen zu sein, doch ist nicht genau zu erkennen, wie weit sie vorgedrungen sind.

     Heute Abend um 815 Uhr wird Dr. Goebbels im Rundfunk zum Geburtstage des Führers sprechen, aber davon wird man nichts hören, weil kein Strom da ist. Es werden sich über diese Rede hauptsächlich die Deutschen in den besetzten Gebieten freuen.

     Der Führer hat wieder einmal ein Lebenszeichen von sich gegeben in Gestalt eines Tagesbefehls an die Wehrmacht der deutschen Ostfront. Darin heißt es, daß „die alten Männer u. Kinder (von den Russen) ermordet werden“, u. daß „Frauen u. Mädchen zu Kasernenhuren erniedrigt“ werden. „Der Rest marschiert nach Sibirien“. – Nach diesem Gefasel wird behauptet, daß alles geschehen sei, eine starke Front aufzubauen u. daß „eine gewaltige Artillerie“ den Feind empfangen würde, die Bolschewisten würden also diesmal vor Berlin „verbluten“. Sodann wird jeder ein Verräter genannt, wer „seine Pflicht nicht erfüllt“, Regimenter u. Divisionen, die das nicht täten, werden im voraus beschimpft. Hitler empfiehlt dann, auf verräterische Offiziere u. Soldaten zu achten u. er befiehlt, jeden Offizier, der Befehl zum Rückzug gibt, „sofort festzunehmen u. nötigenfalls augenblicklich umzulegen, ganz gleich, welchen Rang er besitzt“ – „Berlin bleibt deutsch, Wien wird wieder deutsch u. Europa wird niemals russisch“, – fährt er dann fort, um dann wenigstens mit einem Satz zu schließen, der wahr ist. Er lautet: „In dem Augenblick, in dem das Schicksal den größten Kriegsverbrecher aller Zeiten von dieser Erde genommen hat, wird sich die Wende dieses Krieges entscheiden.“ Das ist wahr. Sobald Adolf Hitler erledigt sein wird, wird auch der Krieg erledigt sein. Er meint aber natürlich den Tod Roosevelt's. Obwohl er genau weiß, daß dieser Tod für die Fortführung des Krieges ganz [2] belanglos ist, benutzt er ihn doch, um eine lügenhafte Propaganda damit zu treiben. –

     Frau v. Wolff hat an ihre Schwester, Frau Partikel, geschrieben u. von dem Besuch Fritzens in Hinterzarten berichtet. Sie schreibt, Fritz habe sehr wohl u. gesund ausgesehen u. sein Besuch sei von allen sehr angenehm empfunden worden. –

     Der Mittwoch-Vortrag gestern Abend war wieder sehr gut. Nachher blieben Herr + Frau Dr. Ziel, Herr Dr. Hahn u. Frau Müller-Bardey noch etwas da, wobei ich bemerken konnte, daß besonders Dr. Hahn sich schon ganz in die Vorträge eingelebt hat, nachdem das nach dem ersten Vortrag ganz u. gar nicht der Fall gewesen war. Er, wie auch Dr. Ziel beschäftigen sich offenbar die ganze Woche über mit diesen Dingen u. es wächst merklich. Besonders Frau Ziel ist sehr glücklich, daß die reichlich vorhandene Gefühlsanlage bei ihrem Mann durch diese Vorträge geweckt wird, sodaß er sich unter diesem Einfluß stark verändert.

     Grete ist heute nach Rostock gefahren, um nach ihrer Tochter Eva zu sehen. Dr. Krappmann hatte die Liebenswürdigkeit, sie im Wagen mitzunehmen, da er dienstl. in Rostock zu tun hat. Auf diese Weise kann Grete heute Abend wieder zurück sein, sonst hätte sie übernachten müssen.

     Die beiden Jungens Andreas v. Walter u. Eberhard Johow, beide 15 Jahre alt, mußten gestern nach Stralsund zur Musterung. So geht diese Verbrecherbande mit unserer Jugend um!