Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-03-11
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Sonntag, 11. März 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 11. März 1945
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Einführung

Der Artikel TBHB 1945-03-11 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 11. März 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonntag, 11. März 1945.     

[1]      Wir sind nicht nach Müritz gefahren, da sich das Wetter wieder verschlechtert hatte. Es war besonders gestern kalt u. stürmisch.

     Gestern Abend Herr u. Frau Ziel. Beide waren etwas besorgt, Herr Dr. Burgartz hatte sie nervös gemacht. [2] Dieser Mann war nämlich vor einigen Tagen auf Zureden verschiedener aufgeregter junger Frauen zu Prof. Reinmöller gegangen, weil das Gerücht umhergeht, er wolle, falls Russen kämen, schießen. Es ist das bei diesem Narren durchaus glaubwürdig u. das würde den Ruin des ganzen Ortes bedeuten; aber Herr Dr. B. hat sich eingebildet, diesen Idioten umstimmen zu können. Er soll sich, wie es heißt, eine Abfuhr geholt haben. Darauf ist er zu Dr. Ziel gegangen u. hat ihm u. seiner Frau gegenüber Andeutungen gemacht, es gäbe hier im Ort zwei Leute, welche die Absicht hätten, ihn, Dr. Ziel, zu ermorden, falls die Russen kämen, da Dr. Ziel „als roter Funktionär“ ihnen verdächtig wäre. Dieses Wort paßt nur auf Prof. R., der es verschiedentlich gebraucht hat im Hinblick auf Dr. Ziel. Wer der andere ist, wußte er nicht, – ich meinte, es könne nur Dr. Zabel sein, der ein fanatischer Nazi ist u. mit Prof. R. verkehrt. – Dr Ziel fragte mich nun, was er tun solle, ob es vielleicht gut sei, von hier fort zu gehen. Ich riet ihm sehr ab. Erstens ist Herr Dr. Burgartz ein eitler, geltungsbedürftiger Mensch, der aus der Fliege einen Elefanten macht, um sich aufzublasen, u. zweitens halte ich solche Reden des Prof. R. für ebenso dummes Geschwätz, wie es dieser Mann seit Jahren schon von sich gibt. Ich versprach ihm, zu Herrn Deutschmann zu gehen u. ihm davon vertraulich Mitteilung zu machen u. ihn überhaupt aufmerksam zu machen, daß Prof. R. mit solchem Geschwätz alle Frauen verrückt macht. Sie sind so schon fast alle durchgedreht u. viele von ihnen verlassen den Ort, um nach dem Westen zu gehen, weil sie lieber den Engländern od. Amerikanern in d. Hände fallen wollen, als den Russen, von denen die furchtbarsten Gräuelgeschichten amtlich kolportiert werden. Diese gewissenlose Propaganda ist das Gemeinste, was sich denken läßt, denn man sagt den verängstigten Leuten nicht, wohin sie fliehen sollen. –

     Die Attentats=Geschichte v. 20. Juli findet neuerdings eine bedeutsame Erweiterung, indem man erzählt, Feldmarschall Rommel sei auch in diese Sache verwickelt gewesen, doch sei er kurz vorher durch Fliegerangriff an der normannischen Front schwer verwundet worden u. dann gestorben. Er hat zwar ein Staatsbegräbnis erhalten, aber es fiel damals auf, daß der Führer nicht da war. Es kann auch sein, daß Rommel verwundet worden ist u. dann von der SS umgebracht wurde, denn damals hieß es, seine Verwundung sei nicht so schwer u. er sei außer Lebensgefahr. Sein Tod erfolgte dann plötzlich u. unerwartet. –

     In der letzten Woche sollen Verhandlungen zwischen der Sowjet=Union u. dem Vatikan in Rom stattgefunden haben. Die Verbürgerlichung des Bolschewismus macht Fortschritte, er wird diesen Krieg nicht überleben.