Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-03-02
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Freitag, 2. März 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 2. März 1945
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Einführung

Der Artikel TBHB 1945-03-02 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 2. März 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Freitag, 2. März 1945.     

[1]      Gestern Abend Brf. v. Fritz, Nr. 12. v. 22.2. Es fehlt also Nr. 11. u. ebenso immer noch Nr. 9. – Brf. Nr. 11. ist offenbar sehr wichtig gewesen, er wird neue Veränderungen enthalten haben, insbesondere die neue Feldpost-Nummer 41050, die ich nun bloß der Absenderangabe auf dem Briefumschlag entnehme.

     Er schreibt, daß er nun doch fortgekommen sei aus dem schönen Schwarzwald, offenbar ist aus dem Volkssturm nichts geworden. Sehr schade; aber Gott wird schon wissen, warum. Im Schwarzwald hat er gute u. ruhige Tage verlebt, kein Artilleriebeschuß u. keine Jagdbomber. Er war 10 Tage in Buchenbach auf dem Hitzenhof bei einem wohlhabenden Bauern in einer herzensguten Familie. Er schreibt, sie seien dort förmlich überfüttert worden, täglich wurde für die Soldaten Kuchen gebacken, täglich Pudding u. viel Milch; die Töchter waren nett u. einfach, noch nicht verwildert. Am Sonntag waren alle früh um 7 Uhr im Hochamt, alle in ihren Trachten u. sehr stolz, daß Kaplan Stegmiller das Hochamt zelebrierte. –

     An diesem Sonntag war Fritz dann noch in Hinterzarten bei Frau v. Wolff, worüber er in Brf. Nr. 11. ausführlich berichtet hat. Vielleicht werden wir ihn noch bekommen. Jetzt scheint sich Fritz am „Kaiserstuhl“ zu befinden, ich weiß nicht, wo das ist, es scheint dicht am Rhein zu sein. Seine neue Einheit besteht aus einem sog. Bewährungsbtl. u. einem Sicherungsregiment. Er ist wieder im Einsatz, aber es ist nicht anzunehmen, daß der Feind an dieser Stelle einen Rheinübergang vornehmen wird. –

     Von uns hat er die letzte Nachricht vom 28.1. Durch die Auflösung seiner bisherigen Feldpostnummer 43661. [2] wird wahrscheinlich sehr viel Post verloren gehen oder zurückkommen. Seine bisherige Einheit ist ja auf drei verschiedene Divisionen aufgeteilt worden. – Die Verpflegung ist noch immer reichlich, während wir hungern. Benzin gibt es nicht, die Wagen werden einfach stehen gelassen, bis jemand sie abholt. Bei der Abschlepperei mit Pferden werden die Wagen noch weiter ruiniert, u. da das immer bei Nacht geschehen muß wegen der Fliegergefahr, bleiben viele Wagen im Graben liegen.

     Vorgestern kam übrigens eine Verfügung, daß alle noch irgendwo vorhandene Autoreifen abzugeben sind. So werden also wohl auch die Reifen von Fritzens Wagen abmontiert werden, falls es dazu überhaupt noch kommt. Meistens erledigen sich solche Sachen ja mit der erlassenen Verfügung, zur Ausführung kommt es gewöhnlich nicht.

     Gestern Nachmittag setzte sehr starker Sturm ein, der über Nacht zwar etwas nachgelassen hat, aber immer noch heftig genug ist. Es ist daher kalt im Seezimmer, in dem ich Vormittags arbeite, seitdem Küntzels in meinen Zimmern wohnen. Wenn es erst wieder wärmer sein wird, werde ich wieder ins Atelier ziehen u. dort arbeiten.