Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-02-09
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Freitag, 9. Febr. 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 9. Februar 1945
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Einführung

Der Artikel TBHB 1945-02-09 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 9. Februar 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Freitag, 9. Febr. 1945.     

[1]      Endlich hat man angefangen, die Stromzufuhr zu regeln. Früh um 7 Uhr wird gesperrt, um 10 Uhr soll es wieder Strom geben, damit man Essen kochen kann, dann wird wieder gesperrt bis 7 Uhr Abends. Aber schon gestern klappte es nicht, indem es erst von 8 Uhr an Abends Strom gab, bis dahin sitzt man im Dunklen. Wir stehen nun eine Stunde früher auf, damit wir vor 7 Uhr früh noch das Frühstück fertig machen können.

Amtlich ist nun von engl. Seite bekannt gemacht worden, daß die Dreierkonferenz tagt, u. zwar "im Raume des Schwarzen Meeres". Eines der engl. Flugzeuge dorthin ist verunglückt, wobei 15 Personen ums Leben gekommen sind, lauter Beamte des auswärtigen Amtes, die zur Konferenz unterwegs waren. Man hat unwillkürlich den Eindruck, als handele es sich um einen Sabotage=Akt u. atmet erleichtert auf, daß es nicht das Flugzeug von Churchill oder Roosevelt war. –

     Gestern Abend Fliegeralarm. Starke Verbände flogen über uns ein, anscheinend in östl. Richtung. Es wurde erst gegen 1 Uhr Nachts entwarnt. Ich hörte auch starken Kanonendonner aus der Richtung Kiel. –

     Die Atempause im Osten hält weiterhin an. Nur aus ihrem Brückenkopf südöstl. Breslau greifen die Russen an, sowie bei Küstrin u. Frankfurt, wo sie Fortschritte gemacht haben. Sie wollen wohl diese beiden Städte unbedingt nehmen, ehe der letzte Stoß erfolgt. Auch in Pommern u. Ostpreußen wird gekämpft, aber diese Kämpfe haben mehr örtlichen Charakter. – Im Westen wird ebenfalls gekämpft, doch sind es auch dort Kämpfe, die vorbereitenden Charakter haben.

     Heute ist es eine Woche her, daß wir von Fritz die letzte Nachricht hatten. Man ist immer in Sorge.

     Gestern brachte uns Frau Ziel einen langen Brief von ihrer Tochter Marianne Clemens mit der Beschreibung ihrer wahrhaft abenteuerlichen Reise nach Hamburg. Sie ist aber gut dort angekommen. – Paul hatte eine Karte von seiner Schwester, die dem furchtbaren Angriff auf Berlin glücklich entronnen ist. –

     Vor einigen Tagen erzählte mir Frau Korsch etwas sehr Wichtiges. Ihr Mann hat gute, persönliche Beziehungen zur finnischen Gesandtschaft. In diesen Tagen ist nun ein Finne nach Bln. gekommen u. hat ihm über das Leben dort berichtet. Er hat gesagt, daß es allen Menschen dort sehr gut geht, ja, daß es ihnen seit vielen Jahren nicht mehr so gut gegangen wäre. – Das entspricht genau dem, was ich stets behauptet habe, aber es ist das genaue Gegenteil von dem, was unsere gewissenlose u. verbrecherische Propaganda behauptet. Für diese Halunken darf es natürlich keine anständigen u. gesitteten Russen geben u. es wird in der gewissenlosesten Weise das Blaue vom Himmel gelogen, um im Volke Furcht u. Schrecken vor den Russen zu verbreiten. Lieber sollen die Menschen das grauenvolle Elend eines Flüchtlingsdaseins auf sich nehmen, wobei Tausende elend zugrunde gehen, als daß sie ruhig in ihren Wohnungen bleiben, wenn die Russen kommen. Aber das furchtbare Elend dieser Flüchtlinge ist so groß u. für jedermann sichtbar, daß es jetzt schon viele Menschen gibt, die sagen, sie wollten sich dann lieber von den Russen töten lassen. – Auffällig ist aber, daß seit dieser letzten großen Offensive der Russen keine Gräuelmärchen mehr verbreitet werden.

[2]      Gestern hieß es, daß der Vorsitzende des sog. Volksgerichtshofes Freißler beim letzen Bombenangriff auf Bln. umgekommen sei. Heute schon erzählt man sich, er sei zu Beginn des Angriffs auf dem Wege zum Bunker von unbekannten Männern ergriffen u. aufgehängt worden. Ob das zutrifft, weiß ich natürlich nicht, auf jeden Fall ist er tot u. wenn das Gerücht über seine Todesart auch nicht zutreffen sollte, so zeigt es doch, welche Todesart man im Volke diesem Manne wünscht, der verantwortlich ist für die Hinrichtung von Generalfeldmarschall v. Witzleben u. der anderen Offiziere durch den Strang. –

     Die Zeitung bestätigt heute, daß der SS=Standartenführer u. Polizeipräsident v. Salisch aus Bromberg standrechtlich erschossen worden sei. Der Regierungspräsident Kühn = Bromberg, der Bürgermstr. Ernst = Bromberg u. der Kreisleiter Kampf = Bromberg sind ihrer Aemter enthoben u. einem Bewährungsbataillon eingereiht worden. Dies ist das Werk Heinr. Himmlers. Das Werk des Volkes ist dagegen, daß in Wien zahlreiche Nazi=Bonzen ermordet worden sind. Auch in Bln. sollen mit Freißler auch zwei Generale ermordet worden sein, die für die Hinrichtung v. Witzlebens verantwortlich sind. –

     Gegen Abend wird bekannt, daß die Engländer von Südholland aus seit heute eine große Offensive begonnen haben. Im Elsaß haben wir jetzt anscheinend das linke Rheinufer ganz geräumt. Die Russen greifen südöstlich Breslau weiter an. Ueber den Raum bei Frankfurt haben sie seit 2 Tagen Nachrichtensperre verhängt.

     Frau Nickstedt war hier. Sie ist aus Breslau geflüchtet. u. war 6 Tage nach hier unterwegs. Sie sieht elend aus u. hat Schreckliches durchgemacht.

     Heute früh ist Vater Neumann plötzlich gestorben.

     Abends traf Nachricht von Fritz ein, Nr. 5. vom 27.1. Er hat das K.V.K.II m. Schwertern erhalten u. freut sich darüber sehr. Von dem versprochenen Ersatz sind 7 Mann, darunter ein Unteroffizier, eingetroffen. Fritz hofft auf Urlaub, da die Sperre aufgehoben ist, er ist seit 18 Mon. offiziell nicht mehr im Urlaub gewesen, das letzte Hiersein ist als Urlaub nicht angerechnet, weil es Bombenschaden war, den er mit Kurts Wohnung vorgegeben hatte. Es war vor einem Jahr. Fr. schreibt allerdings, daß sie dort in einer Mausefalle liegen, – hoffentlich kommt er noch rechtzeitig heraus.

     Abends wieder Seeberg. Wir hatten von Mittags 12 Uhr an keinen Strom, der erst um 820 Abends wieder eingeschaltet wurde.