Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-01-28
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Sonntag, 28. Januar 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 28. Januar 1945
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1945-01-28 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 28. Januar 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Sonntag, 28. Januar 1945.     

[1]      Heute sehr große Beteiligung an der Andacht es waren 11 oder 12 Personen, davon drei aus Wustrow, was angesichts des Wetters wirklich erstaunlich ist, denn es schneit unentwegt. Draußen, wo es stärker weht, muß der Schnee teilweise sehr hoch liegen, nachdem man schon hier im Dorf nur mühsam gehen kann. Diese starke Beteiligung wirkte sich wundervoll aus, sodaß auch meine Ansprache ganz besonders gut gelang. Jeder hatte wirklich das lebendige Gefühl, an heiligem Ort einer heiligen Handlung beizuwohnen u. ich selbst [2] war von diesem Bewußtsein ganz ergriffen. Ich habe immer das Gefühl, daß ich u. die anderen garnicht besser u. inniger kommunizieren können, als wir es hier in geistiger Weise tun. –

     Gestern bekam ich von Else einen sehr guten Brief als Antwort auf meinen letzten Brief. Sie erklärt mir, was mit ihr vor sich gegangen ist. Sie sagt, daß sie schon seit Jahren mit immer zunehmendem Entsetzen die Entwicklung der Dinge verfolge u. daß es ihr sehr hart sei, einsehen zu müssen, daß sie sich mitschuldig gemacht habe an all dem, was gegenwärtig geschieht, geschehen ist u. noch geschehen wird. Sie darf wohl sagen, daß sie sich aus Idealismus habe blenden lassen, aber das ist nur ein geringer Trost, denn ich habe sie ja s. Zt. eindringlich genug gewarnt u. habe schließlich alle Beziehungen zu ihr abgebrochen. –

     Sie sagt dann weiter, daß von einer gewissen Zeit an bei ihr der Verstand u. die Kritik Oberhand gewonnen habe u. daß sie alles habe fallen lassen, was dem nicht standgehalten habe. Dennoch aber sei eine unbefriedigte Sehnsucht in ihr verblieben, die immer stärker geworden sei u. jene Unruhe in ihr erzeugt habe, die zur Suche nach Gott treibt. Sie habe Gott überall gesucht, besonders in Musik u. Natur, aber immer vergeblich; der Verstand zerstörte stets immer wieder alles. In dieser Zeit habe sie sich mit dem Goethe-Vers getröstet:

Wär' nicht das Auge sonnenhaft,
Nie könnt' die Sonne es erblicken.
Wär' in uns nicht des Gottes eigne Kraft,
wie könnt' uns Göttliches beglücken?

Sie las dann vor einigen Monaten ein Buch von Maeterlinck über die vierte Dimension. Durch dieses kam sie zur Einsicht, daß Gott eben für den Verstand unfaßbar sein muß u. daß die Welt eine Sinnlosigkeit wäre, wenn sie von der Vernunft erfaßt u. erklärt werden könnte. – Dann bekam sie die „Grundlagen des 19. Jahrh.“ von Chamberlain in die Hand u. darin das Goethewort: „Allzu lebhaftes Fragen nach der Ursache ist von großer Schädlichkeit“. Ferner schreibt Chamberlain von Jesus Christus als, der unvergleichlichsten Erscheinung der Weltgeschichte. – Sie las dort auch, daß das Reich Gottes nicht mit äußerlichen Gebärden zu uns kommt sondern inwendig in uns ist. Es ist dann, wie sie schreibt, alles sehr schnell gegangen. Sie hat begriffen, daß die religiösen Dinge nicht logisch, sondern transzendental zu betrachten seien, daß aber die Transzendenz nicht Schwärmerei sei, sondern auf Erfahrungstatsachen beruhe. Es sei nun zu einer völligen Umkehr des Willens gekommen, jeder Zweifel sei gewichen u. sie erfuhr, was Gnade ist. Sie wolle nun „jede Falte des Gehirns u. jede Zuckung des Herzens“ unter das Gesetz dieses Erlebnisses stellen. –

     Das alles ist überaus schön u. freut mich sehr. –

     Die Russen sind überall weiter vorgekommen, wenn auch langsamer. Vor allem haben die das Industrierevier weiterhin erobert u. besetzt.

     Heute Abend sind wir bei Neumanns im Kurhause.

     An Fritz geschrieben.