Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1944-12-09
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Entstehungsdatum: 1944
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Originaltitel: Sonnabend, 9. Dezember 1944.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 9. Dezember 1944
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1944-12-09 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 9. Dezember 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Sonnabend, 9. Dezember 1944.     

[1]      Gestern Abend Prof. Marcks. Sprachen über Politik u. die Möglichkeiten. Er ist ein sehr deutsch empfindender Mensch mußte aber zugeben, daß das Leben unter den Nazis unerträglich ist, – allerdings im Falle eines Bolschewismus noch unmöglicher. Ich versuchte, ihm klar zu machen, daß jedes Leben in Deutschland unmöglich sein würde, falls es nicht christlich ist. Er räumte wohl die Ueberlegenheit der röm. kathol. Kirche ein, meinte aber, daß der Protestantismus die christl. Ausprägung der nordischen Völker sei u. daß der Katholizismus sich erst von seinen römischen Einflüssen befreien müsse. [2] Es gelang mir nicht, ihm klar zu machen, daß dieser sog. römische Einfluß, sofern er überhaupt vorhanden sei, nur etwas ganz Aeußerliches u. Formales sei, daß vielmehr der Katholizismus schon im Mittelalter grade germanische Einflüsse stark in sich aufgenommen habe; aber die Unkenntnis des wahren Katholizismus einerseits u. die protestant. Voreingenommenheit andererseits verhinderten, daß er das einsehen konnte. – Er erzählte aber, daß eines Tages in Köln ein Prälat in seinem Atelier erschienen sei, um sich seine Sachen anzusehen. Dieser Prälat habe sich als ein ungemein gebildeter Mann erwiesen, der der modernen Kunst sehr aufgeschlossen gewesen sei. Er habe eine schöne Wohnung mit mittelalterlicher Kunst gehabt, aber über seinem Schreibtisch habe ein Bild von Picasso gehangen. Der Prälat, dessen Namen Marcks nicht nannte, ist gestorben. – Marcks gab zu, daß es solche Geistliche bei den Protestanten nicht gäbe. –

     Abends hörte ich die Verhandlung des englischen Unterhauses über die polit. Vorgänge in Athen. Churchill wurde von Abgeordneten der Labur-Partei scharf angegriffen. Seine Erwiderung war ganz ausgezeichnet. Er sprach ungemein klar u. logisch, ohne die geringste Rücksicht auf das Bündnis mit Rußland zu nehmen. Er erklärte, daß es einfach Ehrensache Englands sei, die rechtmäßige Regierung Papandreou mit allen Mitteln zu unterstützen gegen den Terror der Straße. Wenn das Unterhaus anderer Meinung sein sollte, würde er demissionieren. Die darauf stattgefundene Abstimmung ergab eine überwältigende Mehrheit für Churchill. Man konnte aus dieser Rede leicht den inneren Abscheu dieses Mannes vor dem russ. Bolschewismus erkennen, obgleich davon mit keinem Wort gesprochen wurde. Es wird nach diesem Kriege sehr interessant sein, wie die Engländer sich dann mit dem Bolschewismus auseinandersetzen werden, denn einmal muß das ja wohl kommen, – u. ohne einen neuen Krieg wird das wohl nicht gehen. –

     Heute in den frühen Morgenstunden ist die alte Frau Schorn gestorben, an Altersschwäche. Sie erlitt einen Ohnmachtsanfall u. wurde in ihrer Schlafstube am Boden liegend aufgefunden. Sie hat das Bewußtsein nicht wiedererlangt u. ihr Leben ist ganz langsam erloschen. Sie war eine gütige, alte Frau, die viel Leid in ihrem Leben getragen hat, das 84 Jahre währte.