Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1944-09-26
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Entstehungsdatum: 1944
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Originaltitel: Dienstag, den 26. Sept. 1944.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 26. September 1944
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1944-09-26 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 26. September 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Dienstag, den 26. Sept. 1944.     

[1]      Gestern Nachmittag tauchte plötzlich Herr Lorenz auf mit einem schnittigen, tadellos gepflegtem Auto in SS=Generalsuniform. Ich sah ihn vom Fenster meines Schlafzimmers aus, er hielt vor der Bunten Stube. Ich hütete mich, rüber zu gehen. Martha erzählte später, er habe gewaltig angegeben. Er hat erzählt, daß er den Forstmeister Mueller in Born besucht habe, der krank gewesen sein soll. Ein Arzt aus Greifswald habe sich um ihn bemüht, er, Lorenz, habe aber dafür gesorgt, daß ein Professor aus Berlin im Flugzeug nach Born geschickt worden sei. – Hier auf dem Lande hat nicht einmal der Arzt mehr genug Benzin, um seine Krankenbesuche zu machen, aber wenn dieser Forstmeister krank ist, genügt nicht ein Arzt, sondern es müssen Professoren sein, die im Flugzeug rangeschafft werden, – u. Herr Lorenz fährt im Auto von Berlin nach Born, – bloß weil dabei ein Rehbock abfällt. Auf dem Rückwege werden natürlich noch die mecklenburgischen Güter abgeklappert, wo es noch überall gut zu essen u. zu trinken gibt. Herr Lorenz hat weiter erzählt, daß er in Berlin sehr angenehm lebe, seine Frau ist irgendwo in Süddeutschland gut untergebracht. Die ältere Tochter hat vor einigen Monaten einen mecklenburgischen Gutsbesitzer geheiratet. Irgendwer hat als Hochzeitsgeschenk einen kostbaren Schimmel geschenkt, der während des Hochzeitsfestes in den Festsaal geführt worden sei. Unser Fuhrmann Spangenberg konnte zur selben Zeit monatelang kein zweites Pferd kaufen, als ihm das eine Pferd im Sommer eingegangen war u. alle Fracht u. andere Fuhren konnten nicht gefahren werden, weil nirgends ein zweites Pferd aufzutreiben war. – Herr Lorenz erzählte weiter, daß er für sich persönlich zwei Burschen u. einen Koch zur Verfügung habe, – uns aber werden alle Hausgehilfinnen fortgenommen u. in die Rüstungsbetriebe gesteckt. Alle Männer sollen an die Front u. wer nicht Soldat sein kann, soll sonst für die Rüstung arbeiten, alle Behörden u. militärischen Schreibstuben werden ausgekämmt, um alle Kräfte für den Krieg frei zu bekommen, – aber dieser Kerl hat zwei Burschen u. einen Koch für sich persönlich, – seine Frau wird natürlich außerdem für sich die nötige Bedienung haben, das ist selbstverständlich. – Herr L. erklärte in der Bunten Stube, es sei ihm im ganzen Leben noch nie so gut gegangen wie eben jetzt! – So wird es wohl auch sein. Ihm u. all den anderen Bonzen ist es nie so gut gegangen wie jetzt, – obwohl sie schon vorher herrlich u. in Freuden lebten, u. deshalb geht der Krieg weiter. Mag auch ganz Deutschland in Schutt u. Asche sinken, – diesen Herren geht es ausgezeichnet!

     Fast bewunderungswürdig aber ist die Dummheit dieser Leute, die nicht sehen, daß das bittere Ende auch für sie [2] immer näher kommt. Gestern Abend wurden Richtlinien für die 12 Millionen ausländischer Arbeiter ausgegeben. Es wurde da von den organisierten Zellen unter diesen Arbeitern gesprochen u. daß die nichtorganisierten Arbeiter sich dort ihre Weisungen holen sollten. Es wurden von den aus Flugzeugen abgeworfenen Sprengmitteln u. Waffen gesprochen u. von ihrer sachgemäßen Verwendung u. es wurden die deutschen Arbeiter aufgefordert, sich diesen geheimen Organisationen anzuschließen. Es wird nun also bald los gehen wie in Dänemark u. dann wird ja wohl auch Herrn „General“ Lorenz eine Kugel erreichen.

     An den Fronten ist nichts Entscheidendes geschehen. Die Luftlandung bei Arnheim hat sich weiter gefestigt, östlich Nymwegen haben die Amerikaner (oder Engländer?) die Reichsgrenze überschritten in Richtung Cleve, aber unser Widerstand ist an allen Punkten sehr stark. Die Russen haben nun fast ganz Estland besetzt u. gehen auf Riga los. In Italien ist Bologna bedroht. –

     Das Wetter ist sehr schlecht geworden, kalt, regnerisch u. stürmisch. Ich habe gestern Abend zum ersten Male das große Haus geheizt. – Heute wollte der Klempnermeister Schüler aus Ribnitz kommen, um unsere Pumpe in Ordnung zu bringen. Wir werden sehen. –