Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1944-07-09
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Entstehungsdatum: 1944
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Originaltitel: Sonntag, 9. Juli 1944.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 9. Juli 1944
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Einführung

Der Artikel TBHB 1944-07-09 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 9. Juli 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonntag, 9. Juli 1944.     

[1]      Heute morgen sehr schöne Andacht: Anneliese Meyer, Carmen Grantz, Trude u. Martel. Vorher frühstückten wir auf der Terasse wie schon seit einigen Tagen, da wir jetzt seit einer Woche richtige Hundstagshitze haben. Martel, das Mädchen, gratulierte mir sehr nett, indem sie mir wünschte, daß ich auch weiterhin schönen Erfolg in der Malerei haben möge. Es hat mich recht berührt, daß dieses fremde Mädchen doch so viel begriffen hat, daß die Malerei für mich ein Geschenk des Himmels ist. Es ist wie beim 100-jährigen Abraham, der noch einen Sohn bekam. – Trude brachte schöne Blumen u. hatte von ihren kärglichen Lebensmittel-Rationen für mich einen Kuchen gebacken. Auch Carmen Grantz brachte Blumen, Feuerlilien mit dunkelblauer Akelei, die in der goßen italien. Vase links vom Altar am Boden standen.

     Beim Mittagessen im Kurhaus wieder mit Dr. Sinn u. Herrn + Frau Syamken. Zum Kaffee kamen Paul + Grete. Paul war schon früh um 10 Uhr zum gratulieren gekommen. Nach der Andacht kam Agnes Borchers-Papenhagen u. brachte einen Napf mit gutem Kartoffelsalat für den Abend. Nachmittags schickten Neumanns vom Kurhaus eine große Schüssel mit Erdbeeren, die Martha u. ich am Abend aßen u. dazu eine Flasche Champagner tranken. Wir lasen das schöne Buch von dem Isländer: „Der Islandreiter“ von Pfleghaar? fast fertig. Ein sehr schönes Buch! – So war es ein schöner, ruhiger, stiller Tag, an dem ich den Weg in mein 60. Lebensjahr begann. Möge Gott mir geben, daß dieses Jahr weiter so verläuft. –

     Die Engländer haben nun endlich Caen eingenommen, um das sie schwer gerungen haben. Die Russen haben Wilna u. Baranowicze genommen, sie stehen nun dicht vor der Ostpr. Grenze. Im Pazific enthüllt sich aus den [1] lügenhaften Nachrichten der letzten Zeit, daß die Japaner die große Seeschlacht bei Saipan verloren haben u. daß die Amerikaner Saipan besetzt haben. Es scheint mir, als wäre das eine entscheidende Niederlage für die Japaner. So reift der Sieg für die Alliierten immer mehr heran auf der ganzen Linie. Auch in Italien stehen sie nun dicht vor Livorno, Arezzo haben sie bereits erobert, jedoch noch nicht Ancona. – Unsere Vergeltungswaffe hat eine Pause einlegen müssen, wahrscheinlich haben die Angloamerikaner die Abschußrampen zerstört, aber nicht so nachhaltig, daß das Bombardement nicht wieder aufgenommen werden konnte. Diese Sache ist den Engländern sicher sehr unbequem u. Herr Churchill konnte bei seiner Rede im Unterhause über diese Waffe nichts sagen, was die Engländer hätte trösten können. Aber dennoch wird sie keine Wendung des Krieges bringen.

     Im Westen ist den Generalfeldmarschall v. Rundstett abgesägt worden, nachdem er einige Tage vorher die Schwerter zum Ritterkreuz erhalten hat. Er hat sich wohl mit Rommel nicht vertragen. Damit ist wieder einmal einer unserer fähigsten Generale in der Versenkung verschwunden.

     Vorgestern den Bleistiftentwurf zu neuem Bild gemacht: königlicher Männerkopf. Sehr gut. So Gott will, werde ich morgen damit beginnen.

     Von Fritz keine Nachricht.