Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1944-06-12
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Entstehungsdatum: 1944
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Originaltitel: Montag, 12. Juni 1944.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 12. Juni 1944
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1944-06-12 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 12. Juni 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Montag, 12. Juni 1944.     

[1]      Gestern Nachmittag zum Kaffee bei Krappmanns. Bohnenkaffee u. den schon üblichen Käsekuchen, sehr gut wie immer, aber dafür eine schlaflose Nacht. Krappmanns sprachen sich natürlich über Frau Smith aus. Frau K. ist überaus nervös, sie kann davon nicht reden, ohne in Tränen auszubrechen, was uns aber nicht abhielt, den berechtigten Standpunkt der Frau Smith zu vertreten. Dr. K. erwartet, daß er infolge der Invasion jeden Augenblick abberufen werden kann u. er wollte dann seine Frau allein im Hause zurücklassen. Wir haben ihm klar gemacht, daß das unmöglich sein würde. Frau K. ist nun einmal eine richtige, kleine Pute, die im Reinemachen aufgeht u. sich nicht in die Mentalität einer Frau S. hineinversetzen kann, es ist unmöglich, einen Ausgleich zwischen diesen beiden Frauen zu finden. Es ist klar, daß man Frau K. nicht freisprechen kann. Sie ist die Jüngere, sie u. ihr Mann lebt mit den Kindern fast umsonst im Hause, sie zahlen 25,– Rm. Miete monatl. Ihre kleinliche Lebensauffassung muß wirklich ein Leben mit ihr recht schwer machen. Wenn sie dann wenigstens im Glauben fest stünde, aber auch das geht ganz in kleinlicher Hausarbeit unter, sie hat nie Zeit, zu unserer Andacht zu kommen, weil sie Wäsche hat oder Fenster putzen muß oder den Fußboden. Dr. K. erlaubte sich, von Frau S. als von einer Drohne zu sprechen, weil Frau S. sich für solche Hausdinge nicht interessiert. Ich habe ihm geantwortet, daß Frau S. immerhin durch ihre Arbeit [2] das Haus verdient hat, in welchem er jetzt sehr bequem und billig wohnt. – Es ist auffallend, wie Dr. K. mit der Zeit immer flacher geworden ist. Er meint, daß die nervöse Spannung diese Jahre hindurch zu groß gewesen sei. Es mag schon sein, aber andere Leute ertragen weit größere Spannungen, ohne dabei seicht zu werden. Er hat sich in der letzten Zeit, besonders seitdem er im Hause Smith wohnt, mit allzu seichten Leuten abgegeben. Er duzt sich mit seinem Nachbar, dem Bauern Nagel u. dessen Frau, er verkehrt mit Käte Miethe u. der alten Miethe, deren Geheimratstitel ihm wohl imponiert u. mit Leuten, die gewöhnt sind, dauernd unter Alkohol zu leben u. ein übles Leben zu führen wie Birkichts u. a. Es wird Zeit, daß er hier fort kommt. –

     Mit der Invasion scheint es gut zu stehen. Wir geben jetzt selbst zu, daß die Gegner einen Küstenstreifen von 80 km. Länge zusammenhängend besetzt haben, der etwa bis zu 20 km. tief ist. In dieser ganzen Zone müssen also doch unsere Befestigungsanlagen niedergekämpft worden sein, obwohl sie angeblich uneinnehmbar waren. Und unsere sog. Geheimwaffe? – Dr. K. behauptete gestern, daß sie noch in Anwendung kommen würde, aber nicht mehr entscheidend sein könnte. – In Italien stehen die Angloamerikaner jetzt halbwegs zwischen Rom u. Florenz.

Abends.

     Die Russen haben eine Offensive auf der karelischen Landenge gegen Finnland begonnen, wahrscheinlich, um das Nordufer den finnischen Meerbusens zu gewinnen u. unseren Verkehr nach Schweden zu stören u. als Vorbereitung auf die Offensive gegen das Baltikum. – In der Normandie halten die Angloamerikaner jetzt einen Küstenstreifen von 100 km. Länge, sie erreichen stellenweise eine Tiefe von 27 km. Auf der Halbinsel Cherbourg machen sie weiterhin Fortschritte.

     Mit Erich Seeberg gesprochen. Er sagte mir, Prälat Schreiber sei der Meinung, der Krieg würde noch bis 1946 dauern. Der Prälat versteht natürlich etwas von Politik u. er wird diese Meinung schon begründen können, dennoch glaube ich daran nicht, es muß bis zum Herbst zuende sein, allerdings nur, wenn die Angloamerikaner noch verschiedenes unternehmen. Das werden sie aber tun, denn sonst hätten sie diese Invasion nicht unternommen, die sie nicht nötig gehabt hätten, wenn sie nicht entschlossen wären, den Krieg zum raschen Ende zu bringen. Bis 1946 hätten sie uns auch ohne Invasion, allein durch den Luftkrieg, in die Knie gezwungen, da sie sich zur Invasion entschlossen haben, zeigen sie, daß ihnen am baldigen Ende viel liegt. Man darf ja nicht vergessen, daß auch sie mit allerhand Schwierigkeiten zu kämpfen haben u. daß sie dann, wenn dieser Krieg zuende ist, mit Japan erst noch anfangen müssen.