TBHB 1944-04-11
Einführung
Der Artikel TBHB 1944-04-11 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 11. April 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
[1] Gestern Nachmittag um 4 Uhr begann unser Gottesdienst beginnend mit Beichte. Es waren 19 Teilnehmer anwesend, u. a. Dr. Krappmann mit Frau, auch R-A. Vogt mit Frau, er ist über Ostern auf Urlaub hier. Gesprochen habe ich ihn nicht, da er gleich fortging, offenbar weicht er mir aus. Pfr. Dobczynski sprach sehr innig, er ist ein Pfarrer, wie man ihn nur selten findet. Die Gemeinde Barth kann sich freuen über diesen Seelsorger, der unermüdlich allen verlorenen Seelen nachgeht bis in die entferntesten Winkel seiner Pfarrei. Der Erfolg bleibt auch nicht aus. Er ist jetzt seit sieben Jahren in Barth u. hat in dieser Zeit sehr viel geleistet. – Nach dem Gottesdienst aßen wir gemeinsam zu Abend, gingen dann aber bald schlafen, da besonders Martha sehr erschöpft war. Heute früh hatten wir um 8 Uhr noch eine stille Messe, an der nochmals 12 Personen teilnahmen. Wir frühstückten dann zusammen u. dann [2] holte Frau Sommerhof den Pfarrer ab zur Taufe ihres jüngsten Kindes. Gegen 11 Uhr war der Pfarrer wieder zurück u. er machte sich dann gleich auf den Weg nach Born, wo er auch wohl noch jemanden besuchen wollte. –
Am 2. April griffen die Engländer unser Schlachtschiff Tirpitz an u. es wird gesagt, daß erheblicher Schaden verursacht worden ist. Auf diesem Schiff ist der Sohn von Erich Seeberg Marinepfarrer u. S. ist deshalb in großer Sorge. Eben rief er mich an, er habe einen Brief vom Prälaten Schreiber erhalten, in dem er in Aussicht stellt, daß er im Sommer nochmals herkommen möchte u. daß er dann bei uns Messe lesen wird. –
Heute im Laufe des Tages fanden wieder Luftangriffe der Amerikaner statt. Man hörte um die Mittagszeit das typische Geräusch amerikan. Maschinen, doch war nichts zu sehen, da es nebelig war. Am Ostersonntag galt der Angriff Warnemünde, wo angeblich die Arado-Flugzeugwerke völlig vernichtet sein sollen.
Es scheint doch nicht zu gelingen, die Russen am Südteil der Ostfront aufzuhalten, wenngleich wir ihnen den weiteren Vormarsch wohl auch erschweren. Auch die Truppen, die noch immer auf der Krim stehen, sind nun wohl verloren, nachdem heute der Verlust von Odessa bekanntgegeben worden ist.