Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1944-04-09
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Entstehungsdatum: 1944
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Originaltitel: Ostersonntag, 9. April 1944.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 9. April 1944
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1944-04-09 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 9. April 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Ostersonntag, 9. April 1944.     

[1]      Wir sind nicht in Müritz, obgleich das Wetter seit Freitag besser geworden ist. Zwar ist es noch kalt, aber die Sonne scheint wenigstens. Es ist auch gut, daß wir hier geblieben sind, denn Martha ist garnicht wohl u. hätte die anstrengende Fahrt bestimmt nicht gut überstanden. – Küntzels haben wir in diesen Ostertagen bei uns, damit sie nicht frieren. Paul ist sehr nett, stets bescheiden, zurückhaltend u. sehr höflich, Grete ist schwerer zu ertragen. Ihre allzusehr betonte Bescheidenheit verbirgt nur schlecht die Ansprüche, die sie stellt u. sich dauernd verbietet u. jeden Sieg über sich selbst, – auch die bloß eingebildeten Siege, – verkündet sie mit lautem Gegagger wie eine Henne, die ein Ei gelegt hat. –

     Prälat Schreiber aus Münster war 1 1/2 Tage Gast bei Erich Seeberg. Leider mußte er sehr rasch wieder nach M. zurück, da er keine Zulassungskarte für die Eisenbahn bekommen konnte u. Ostern in M. sein mußte, – so habe ich ihn leider nicht kennen gelernt. Er hat in Aussicht gestellt, im Sommer noch einmal herzukommen u. dann 14 Tage zu bleiben.

     Im Garten Stiefmütterchen, Bartnelken u. Goldlack gepflanzt. Bei der Vorbereitung für die Stiefmütterchen-Pflanzung mußte ich am Donnerstag Vormittag Quäcken herausholen. Der Boden war noch eiskalt, sodaß ich nachher ganz abgestorbene, weiße Finger hatte, die sehr schmerzten. Als ich dann in mein Zimmer ins Warme kam, mußte ich mich in den Sessel setzen, weil mir schlecht wurde. Ich erlitt dann einen regelrechten Ohnmachtsanfall u. als ich daraus erwachte einen ungewöhnlichen Schweißausbruch mit Brechreiz u. großer Elendigkeit, sodaß ich schließlich ins Bett mußte, wo ich dann fest einschlief. Am Nachmittag hatte ich diesen Zustand, Gott sei Dank, wieder überwunden.

     Fritz sandte für Martha zu Ostern ein paar entzückende [2] Bettschuhe aus weißem Lammfell. –

     Politisch u. auf dem Kriegsschauplatz ist nichts Besonderes passiert. Unser Widerstand hat sich vor den Karpaten u. an der rumän. Grenze, ebenso vor Lemberg, versteift u. der rasche Vormarsch der Russen scheint vorerst gestoppt zu sein. Die Engländer u. Amerikaner sind ebenfalls sehr zurückhaltend geworden in diesen Ostertagen, nachdem sie jüngst recht erhebliche Verluste an Flugzeugen erlitten haben; aber es ist zu erwarten, daß der Angriff bald nach Ostern einsetzen wird. Am 20. April ist des Führers Geburtstag u. wahrscheinlich werden sie zu diesem Tage allerhand vor haben. Nachdem seit Jahren die Sitzungstermine des engl. Unterhauses in London streng geheim gehalten worden sind, hat man jetzt laut verkündet, daß am 18. April eine Unterhaussitzung stattfinden wird. Wozu sagt man das jetzt plötzlich, wenn die Engländer nicht sicher wären, daß Churchil dem Unterhause etwas besonders Wichtiges an diesem Tage mitzuteilen hätte? Vielleicht beginnt am Morgen dieses Tages die Invasion!

     Eben scheint es, als ob ein amerikan. Geschwader nördlich von uns eingeflogen ist, zu sehen ist nichts, aber das Motorengeräusch ist typisch.

     Freitag Abend hörten wir im Deutschlandsender die Matthäus-Passion von Joh. Seb. Bach, von den Wiener Philharmonikern aufgeführt. Wieder ein großer Eindruck, Martha hörte sie zum ersten Male, ich selbst hörte sie damals, als ich bei P. Albertus noch zum Konvertiten-Unterricht ging, in der Garnisonkirche in Berlin. Am Donnerstag Abend mußte ich mir aus Gefälligkeit gegen Paul den 3. Akt des Rosenkavalliers anhören. Paul ist begeistert für Strauß. Ich fand es einfach langweilig, mindestens überflüssig. Der Unterschied zwischen Bach u. Strauß war auf diese Weise sehr sinnfällig. Man kann eben die Musik auch dazu mißbrauchen, solch alberne Sachen zu komponieren, wie man ja auch die Sprache dazu mißbrauchen kann, Witze zu erzählen.

     Am letzten Mittwoch beendete ich meine Vorträge über die Erlösung u. den Erlöser. Obgleich ist schlecht disponiert war u. den Eindruck hatte, nichts Wesentliches gesagt zu haben, behauptet Martha zu meinem Erstaunen, daß es einer meiner besten Vorträge gewesen sei. Auch die anderen Teilnehmer sollen besonders befriedigt gewesen sein. Es kommt mir komisch vor. – Am kommenden Mittwoch beginne ich mit der Lehre von der Kirche. –

     Eben 1215 hört man von Rostock schwere Detonationen. Der Agriff muß sehr schwer sein, die Scheiben u. das ganze Haus zittert. Ein schönes Osterfest für die bedauernswerten Menschen.