Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1944-01-01
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Entstehungsdatum: 1944
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Originaltitel: Sonnabend, 1. Januar 1944.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 1. Januar 1944
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1944-01-01 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 1. Januar 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Sonnabend, 1. Januar 1944.     

[1]      Das schicksalsschwerste Jahr Europas hat begonnen. Dieses Jahr muß die Wende bringen. Sie wird bitter für uns alle werden, aber besser so, als dieses Grauen ins Endlose fortsetzen.

     Gestern Mittag kam ein Herr Korsch zu mir. Seine Frau wohnt hier in der neuen Kolonie mit zwei Jungens von 6 u. 8 Jahren. Sie wartet hier den Krieg ab, Herr K. ist Steuersachverständiger bei einer Treuhandgesellschaft in Bln. Er ist ein großer, starken, aber anscheinend etwas gefühlsweicher Mann, seine Frau, die ich nur flüchtig kenne, ist nicht besonders sympatisch. Er berichtete mir, daß er zur Gemeinde von Pfr. Niemöller in Dahlem gehöre u. daß seine Jungens gewöhnt wären, jeden Sonntag zum Kindergottesdienst zu gehen, was nun hier nicht geschehen könne. Er habe nun davon gehört, daß bei uns jeden Sonntag eine Andacht gehalten würde. Das scheint also jetzt Tagesgespräch in Orte zu sein. Er bat mich, daß seine Jungens daran teilnehmen könnten. Ich sagte ihm, daß die Jungens davon nichts verstehen würden, weil unsere Andacht natürlich katholisch sei u. ich meine Ansprache auch nicht auf Kinder abstimmen könne. Er sagte mir, daß es ihm darauf auch garnicht ankomme, es wäre ganz gleichgültig, ob die Jungens davon etwas verstünden, es käme ihm bloß darauf an, daß die Jungens lernen sollten, daß es noch etwas Anderes gäbe als das alltägliche Leben u. daß sie Ehrfurcht bekämen vor der Heiligkeit Gottes. Ich fand das sehr rührend und sagte, daß ich unter diesen Umständen nichts einzuwenden hätte, wenn die Jungens kämen, doch wäre es dann gut, wenn die Mutter erst einmal herkäme. –

     Herr Korsch war noch da, als die ganze Familie Monheim kam. Herr Monheim berichtete sehr trocken und sachlich, wie es seine Art ist, von den Zuständen in Berlin. Es ist einfach grauenhaft.

     Nachmittags rief Frau Krappmann an u. gab uns die betrübende Nachricht, daß ihr Mann jeden Tag die Versetzung an einen anderen Ort erwarten müsse, sie seien schon beim Einpacken. –

     Dann waren wir bei Söhlkes. Ich war zum ersten Male in diesem Hause. Es ist wirklich anerkennenswert, wie sie diese alte Scheune sich hergerichtet haben. Die Eltern der Frau S., Herr und Frau Bock aus Hamburg, – Papier + Büromöbel, – waren auch da. Alle zusammen sind schreckliche Parvenues, aber sehr gutmütig und mit großem Willen zur Anständigkeit, was besonders Herrn Söhlke nicht immer leichtfallen mag. [2] Abends waren wir allein zuhause, tranken Punsch, den wir im vorigen Jahre aus Thorn von Marthas Freundin Betty bekamen. Ich las „Galilei“ vor. Um 12 Uhr hörten wir die Glocken aus Westminster.

     Eine sehr interessante Version ist aufgetaucht. Unser Gesandter in Ankara, Herr von Papen, soll in der Türkei mit dem türkischen Außenminister ein Gespräch über den Abschluß eines Friedens begonnen haben. Dem Herrn v. P. ist das durchaus zuzumuten. Er ist ein Mann, der schon unter Hindenburg einmal Minister war, wenn ich nicht irre, war er sogar einmal Ministerpräsident u. als Hitler an die Regierung kam, knüpfte Hindenbg. die Bedingung daran, daß Herr v. P. eine einflußreiche Stellung in der Regierung bekam. Er was Vicepräsident oder so etwas Aehnliches, ist aber natürlich von den Nazis sofort an die Wand gedrückt worden. Als dann die große Mordaktion am 30 Juni eintrat, hieß es, daß er mit knapper Not dem Tode entronnen sei, seine Adjutanten wurden ermordet. Jetzt ist er schon ziemlich lange in der Türkei, wo er sich anscheinend viele Sympathien erworben hat, jedenfalls ist es wohl auch ihm zu danken, daß die Türkei neutral geblieben ist. In Ankara wurde einmal ein Attentat auf ihn verübt, ohne daß er verletzt wurde. Er scheint also Glück zu haben. Katholik ist er auch, er besaß früher die Zeitung „Germania“ – Sonst aber ist er eine etwas schwankende Erscheinung, er steht reichlich im Zwielicht. Er hat sich doch sehr mit den Nationalsozialisten eingelassen, wenngleich auch bekannt ist, daß er nicht deren Freund ist. Jetzt heißt es, daß er die Regierung übernehmen wolle, um Deutschland erst einmal verhandlungsfähig zu machen. Auch da würde er wieder im Zwielicht stehen, als ein Uebergang wie Kerenski. – Immerhin hat dieses Gerücht einige Wahrscheinlichkeit.