TBHB 1943-07-18
Einführung
Der Artikel TBHB 1943-07-18 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 18. Juli 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über eine Seite.
Tagebuchauszüge
[1] Seit drei Tagen ist Klaus auf Urlaub hier u. hat Jens mitgebracht. In dieser Woche hatten wir glücklich Hartmut u. Ortrun nach Ribnitz abgegeben, beide sind heute zurückgekommen, sodaß das Haus voller Kinderlärm ist. Hartmut, der ein sehr lebhafter Junge ist, hat denn auch heute Marthas größte Aufregung hervorgerufen, weil er allein zu tief in's Wasser gegangen ist. Es gab viel Geschrei u. Tränen, obgleich eine wirkliche Gefahr garnicht vorlag, nur daß er auch Ortrun zum Baden verleitet hat u. beide Kinder ohne Bademäntel nachher erbärmlich gefroren haben. Ich habe ja aber immer davor gewarnt, daß man uns die Kinder ohne Aufsicht herschickt, – wenn sich Martha jetzt aufregt, hat sie sich's selber zuzuschreiben, sie hat die Kinder ja haben wollen. Jetzt wird ihr das alles natürlich viel zu viel, denn das Geschäft allein ist schon übermäßig anstrengend dazu noch Klaus mit seinem Jens. Ich will Gott danken, wenn die Kinder erst wieder fort sind, – so niedlich sie auch sind, – u. es soll mir nicht noch einmal passieren, daß Ruth uns die Kinder auf den Hals schickt ohne Mädchen.
Heute früh wieder sehr schönes Hochamt, sehr viele Menschen, der Kaplan ist ein vorzüglicher Prediger. Gestern mit Pfr. Feige telephoniert, ob der Kaplan nicht noch am kommenden Sonntag ein Hochamt hier halten kann u. erst Sonntag Abend nach Bln. zurückkehrt. Leider hat Pfr. Feige aber keine Vertretung, sodaß es nicht geht. Vermutlich werden wir dann am Sonntag keinen Gottesdienst haben können. –
Margret hat Besuch von einem Ehepaar Neher aus Berlin, sehr angenehme Menschen. Der Mann ist Maler u. Bühnenbildner.
Auf Sizilien machen die Engländer langsam Fortschritte. Die Schlacht im Osten ist ungemein Verlustreich für beide Teile, aber sonst scheint dabei nicht viel herauszukommen.
Das Geschäft ist überaus anstrengend. Am gestrigen Sonnabend hatten wir in den drei Stunden Geschäftszeit wieder über 1100, – Rm. Umsatz. Ich begreife nicht, wo es herkommt, da wir ja doch kaum Ware haben. Die Leute kaufen, was man hinstellt.