Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-07-11
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Sonntag, 11. Juli 1943.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 11. Juli 1943
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Einführung

Der Artikel TBHB 1943-07-11 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 11. Juli 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonntag, 11. Juli 1943.     

[1]      Am vorigen Sonntag war unsere Andacht stark besucht. Am Abend vorher waren zwei Aquinata-Schwestern eingetroffen, längst erwartet. Schw. Marie-Luise u. Schw. Maria. Sie hatten noch eine junge Studentin aus Bln. mitgebracht. Alle drei nahmen an der Andacht teil, dazu noch eine Schwester, die Pflegeschwester bei Frau Kuhnke, u. endlich noch Frau Asta Smith, dazu Martha u. Margret. Es war das Evangelium vom Guten Hirten u. mir gelang eine sehr gute Ansprache. – Am Dienstag traf ein junger Kaplan ein, Gehilfe des Pfarrers Feige aus Pankow. Pfr. Feige ist inzwischen Erzpriester geworden. Seit Mittwoch früh haben wir wieder jeden Morgen Messe. – Am 9. Juli zelebrierte er die Messe für die „Familie Brass“, – das ist mir noch nie passiert, – ich war sehr gerührt. Die Oberin war am Tage vorher ebenfalls eingetroffen u. der Kaplan hatte einen jungen Studenten mitgebracht, der in der Messe diente sodaß ich davon befreit war. Die Schwestern Marie-Luise u. Maria sind gestern wieder nach Bln. zurückgefahren. – Am 9. Juli waren die Oberin, der Kaplan, der Student u. die Studentin Abends unsere Gäste, wir tranken eine Flasche roten Sekt. Die Oberin erzählte von den Bombenangriffen auf Berlin u. von der bedrohlichen Entwicklung der planmäßigen Stimmungsmache gegen die Katholiken, die von Stettin auszugehen scheint. Pfr. D. aus Barth schreibt mir, daß nun auch die beiden Geistlichen aus Greifswald, der aus Wolgast und aus Bergen verhaftet worden sind, teilweise mitsamt der Pfarrhilfe u. Hauspersonal. Es wird planmäßig das Gerücht verbreitet, daß [2] die Katholiken Geheimsender hätten u. den Engländern Nachrichten gäben. Eine Dementierung dieser Gerüchte wird ebenso planmäßig verhindert. Man sucht also offenbar schon jetzt Ablenkung für den Fall der Niederlage, das Märchen vom Dolchstoß in den Rücken will man diesmal wohl den Katholiken anhängen. –

     Heute hatten wir ein schönes Hochamt, eine sehr gute Predigt des Kaplans. Es war gut besucht, ich sah Dr. Krappmann in Zivil, der momentan Urlaub hat, Frau Triebsch, Schw. Helene von Monheims mit allen drei Monheim'schen Jungens. Berni diente Messe, denn der Student ist gestern auch abgereist; so werde ich wohl doch von morgen an dienen müssen. Es war eine Singmesse, zu der ich die vorher mit dem Kaplan besprochenen Lieder anstimmte u. die Gebete sprach. – Seit voriger Woche ist auch Frau Rechtsanwalt Vogt da u. seit gestern auch der Mann, auch drei Töchter. Alle sind von der Kirche abgefallen u. machen einen bejammernswerten Eindruck, besonders die Töchter, die wie dumme Gänse mit dumm=trotzigem Gesichtsausdruck umherlaufen. Die Frau bejammert zwar den Abfall u. wollte heute zum Hochamt kommen, erschien aber nicht. Es ist wie ein Hohn, daß nun das Aquinatahaus direkt neben ihnen liegt u. sie täglich den Gottesdienst dort bemerken müssen. – Auch eine Baronin v. Quernheim wohnt mit ihrer Tochter im Kurhaus, Gattin eines Landwirts hier aus der Gegend, der früher Offizier war. Alle sind gut katholisch. Das Ehepaar lernte ich vor etwa zwölf Jahren beim Landrat Rönneburg in Barth kennen, doch haben wir weiter keine Beziehungen gehabt: Jetzt bringt uns der Baron dann u. wann Gemüse, die Baronin wird heute Nachmittag zu uns zum Kaffee kommen. Sie war ebenfalls im Hochamt.

     Hartmut u. Ortrun sind hier u. verursachen sehr viel Lärm u. Anstrengung, so niedlich sie auch sonst sind. Martha hat die Kinder aus Bln. mitgebracht. Es ist aber zu viel für uns u. so sind wir froh, daß Lene, Ruth's früheres Mädchen, die jetzt in Ribnitz bei Dachmann einen Werks-Kindergarten leitet die beiden Kinder heute nach Ribnitz mitnimmt u. eine Woche dort behält. Lene aß heute mit uns zu Mittag u. fährt um 3 Uhr nach Ribnitz zurück. –

     Im Osten ist sein vier Tagen im Raum von Orel bis Bjelgorod eine Schlacht entbrannt, anscheinend die erbittertste Schlacht, die dieser Krieg bisher überhaupt gebracht hat. Seit vorgestern sind die Amerikaner u. Engländer auf Sizilien gelandet, sie bombardieren seit Wochen unser Ruhrgebiet u. haben nun auch den Kölner Dom getroffen.

     Am 8. Juli war Joseph Faensen nachmittags bei mir, er wohnt in Prerow im Urlaub.